„Ich will unbürokratisch auf Knopfdruck helfen können“

Michael Schmidt Stiftung setzt sich für Bildung, Regionalentwicklung und Kulturerbe ein

Michael Schmidt: Unternehmer, Stratege, Förderer

Fühlt sich geehrt, aber auch verpflichtet - Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Februar 2015 durch Botschafter Werner Hans Lauk

Wolfgang Köber stellt ein weiteres Projekt der Stiftung vor: Eine Info-Ausstellung über das deutsche Schulwesen in Rumänien

Die Kirchenburg von Deutsch-Kreuz als Touristenziel: Im Inneren der Ringmauer gibt es auch ein kleines Museum.

Begegnungsstätte Casa Kraus: Ein großzügiges, geschmackvoll mit sächsischen Möbeln und Dekor ausgestattetes Gästehaus
Fotos: privat (2), George Dumitriu (3)

Lehrerstipendien zur Förderung des deutschen Schulwesens, die Restaurierung der Deutsch-Kreuzer Orgel und ein Film, der zur Situation der siebenbürgischen Orgeln sensibilisiert. Der siebenbürgisch-sächsische Kulturpreis in Dinkelsbühl; die zum dritten mal stattfindende Haferlandwoche.  Dies sind nur einige Beispiele für Projekte, die unweigerlich mit einem Namen verbunden sind: Michael Schmidt. Als Inhaber der Automobile Bavaria Gruppe einer der erfolgreichsten sächsischen Geschäftsleute in Rumänien, hat sich der Deutschland-Rückkehrer ein Herz für seine alte Heimat bewahrt. Nicht selten greift er dem demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) mit eigenen Mitteln unter die Arme, um die Verwirklichung wichtiger Projekte zu ermöglichen. „Ich will unbürokratisch und auf Knopfdruck helfen können, wenn der Herr Porr oder der Bischof eine gute Idee haben, damit diese nicht am Geld scheitert“ motiviert er die Gründung seiner Stiftung im Jahr 2010 - ein Herzensprojekt zu seinem 50sten Geburtstag.

Das war vor fünf Jahren. Im Februar diesen Jahres wurde Michael Schmidt für die Förderung des Erhalts des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen und des deutschsprachigen Bildungswesens in Rumänien vom Bundespräsidenten Joachim Gauck mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. „Eine angenehme Überraschung“ bekennt er, „aber auch verpflichtend.“ Längst reichen die Unterstützungen seiner Stiftung über Deutsch-Kreuz, das Haferland und Siebenbürgen weit hinaus. Über mangelnde Aufmerksamkeit kann der gut vernetzte Unternehmer nicht klagen. Ein Atout, das er wirkungsvoll einzusetzen weiß: Zur ersten Haferland-Kulturwoche 2013 kamen an die 5000 Besucher - davon gut 650 nach Deutsch-Kreuz; 2014 dann schon 900. Wie selbstverständlich darunter gewichtige Namen. Auch der von Dr. Bernd Fabritius, Bundestagsmitglied und Vorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen, und  Klaus Johannis, damals noch als Oberbürgermeister von Hermannstadt/Sibiu...

Vision für nachhaltige Entwicklung

Die  Idee zur Haferlandwoche ergab sich über  Peter Maffay. Der Rocksänger  hatte 2009 einen Präzedenzfall geschaffen, indem er das Pfarrhaus in Radeln/Roadeş von der evangelischen Kirche kaufte, erzählt Michael Schmidt. Und lacht: „Was der Maffay kann, kann ich auch, dachte ich mir da!“ Er erwarb das Pfarrhaus in Deutsch-Kreuz, „obwohl ich lange mit meinem Geburtsort nichts mehr zu tun haben wollte - mein Elternhaus in Zigeunerhand, alles runtergewirtschaftet. Ich bin oft vorbeigefahren, da kam mir die Gänsehaut hoch. Bin aber nie reingefahren, weil ich keine Bezugsperson mehr hatte.“  2012 kündigte ihm Maffay an, er wolle im nächsten Jahr einen Tag der offenen Tür bei seiner Stiftung veranstalten. „Dann lass uns doch die Kräfte bündeln und eine Kulturwoche draus machen!“ schlug ihm Michael Schmidt spontan vor.

Mittlerweile sind auch der Mihai Eminescu Trust in Deutsch-Weißkirch/Viscri und die Adept Stiftung in Keisd/Saschiz mit im Boot. Langfristig hofft man, mit einem touristischen Konzept zu einer nachhaltigen Entwicklung des Haferlandes beitragen zu können, erklärt Wolfgang Köber, der Geschäftsführer der Michael Schmidt Stiftung. Er präzisiert: „Ein Schwerpunkt liegt auf der Freizeitgestaltung - Wanderwege, kulinarische Workshops,  Trüffeljagd... Fahrradverleihe und ein gutes Radwegnetz gibt es bereits.“

In Deutsch-Kreuz hat die Michael Schmidt Stiftung außerdem zwei alte Höfe erworben, die originalgetreu instandgesetzt werden. In dem einen sollen traditionelles Handwerk und Gastronomie wieder aufleben. Der andere - es ist der zurückgekaufte Elternhof von Michael Schmidt - soll zum Vorzeigebauernhof mit Feriencharakter werden. „Damit die Kinder mal sehen, wie man eine Kuh melkt oder wie ein Schwein unfiletiert aussieht“, schmunzelt Köber. Die Bewirtung soll mit Bio-Produkten aus eigenem Anbau erfolgen.

„Veränderung für die Region brächte aber auch eine kleine Produktionsstätte, mit Arbeitsplätzen für die Dorfbevölkerung und korrekter Bezahlung - und dann den Standort Schritt für Schritt erhöhen, indem man die Leute zur Ausbildung schickt“, meint Michael Schmidt.  Ihm schwebt vor, ein Zeichen zu setzen, erst mal  50 bis 100 Arbeitsplätze zu schaffen, damit vielleicht später andere nachziehen. Großen Wert legt er explizit auf die Förderung lokaler Kräfte, „ob Rumänen, Roma oder Zugereiste -Menschen, die den Willen haben, nicht von Sozialhilfe abhängig zu sein,“ präzisiert er.

Schnelle Hilfe ohne Verzetteln

Ursprünglich wollte sich Michael Schmidt mit seiner Stiftung nur um den Erhalt sächsischen Kulturgutes bemühen. Dann kam vor drei Jahren der Hilferuf aus dem Forum. „Es gab damals schon Hoffnung auf die große Fördersumme durch das BMI (Red.: 750.000 Euro) , doch sie war noch nicht spruchreif“, erklärt Köber. „ So haben wir uns vorgenommen, die Grundschullehrerausbildung in Hermannstadt zu unterstützen.

Jungen Lehrern, für die nicht Geld, sondern Pädagogik im Vordergrund steht, soll durch Übernahme der Studienkosten für drei Jahre der Einstieg ins Lehramt erleichtert werden.“ Des Weiteren konnte mithilfe der bayerischen Regierung eine Förderung zur Erstellung von Lehrmaterial für die deutschsprachigen Null-Klassen  an Land gezogen werden. Letztes Jahr wurde das Material als Anlaufprojekt an 19 Schulen im Kreis Hermannstadt überreicht. Dieses Jahr im Herbst sollen die Schulen in der Maramuresch bedient werden. „Auch unsere Wassertalfreunde, die Zipser - denn die haben uns beeindruckt auf der 25 Jahr Feier des Forums, haben so viel Herzblut und Mühe gegeben, da haben wir gesagt, da weichen wir mal ab von Siebenbürgen auf deutsches Kulturerbe“, erzählt Köber. Vor kurzem ist Michael Schmidt auch der Wassertalstiftung beigetreten.  Man will sich austauschen und gemeinsame Projekte in Angriff nehmen. „Wir haben ja fast deckend die gleichen Intentionen,“ stellt er fest.

Selbstkritisch fügt er an: „Wir wollen uns nicht verzetteln“. Doch der Knackpunkt sei,  unbürokratisch und schnell mal 1000 bis 5000 Euro für eine gute Idee an Forum oder Kirche geben zu können, damit diese nicht am Geld scheitert. „Das ist meine Stärke!“ erkennt Michael Schmidt.

Hart erkämpfte Strategenrolle

„Unser Engagement hat angestoßen, dass es überhaupt zu der Auszahlung der Fördergelder durch das BMI gekommen ist“, erklärt der Unternehmer und fügt an: „Hoffentlich wird das jetzt eine Dauereinrichtung!“  Wenn nicht - an Ausweichlösungen ist schon gedacht. Im Februar, anlässlich des Berlin-Besuchs von Johannis, hatte sich Schmidt bereit erklärt, die Organisation des hiesigen Pendants zum deutsch-rumänischen Forum zu übernehmen. Es soll unparteiisch rumänisch-deutsche Beziehungen in Kultur und Wirtschaft fördern. Gewichtige Namen konnten bereits gewonnen werden. „Andrei Pleşu als Vorsitz, dann Vasile Dîncu, unser Botschafter Lauk als Stellvertreter, dann haben wir den Dan Mihalache, den Ovidiu Ganţ und den Paul-Jürgen Porr im Boot, die Konrad Adenauer Stiftung, die Hanns Seidel und die Friedrich Ebert Stiftung, die deutsche Handelskammer...“ zählt Schmidt auf. Schirmherr ist kein geringerer als Staatspräsident Klaus Johannis.
Organisieren, Fäden ziehen, Netzwerke  knüpfen. Visionen auf konkrete Schritte herunterbrechen und zielsicher auf den Weg bringen - dies scheint Michael Schmidt im Blut zu liegen.

Kein Wunder, denn als Franchisenehmer einer Luxusmarke muss er sich ständig in Weitblick üben, „da hängt man am Tropf, und wenn einer hustet, schüttelts einen auch.“ Weil die Automärkte in Rumänien und Deutschland asynchron sind, hat er sich auch in Bayern ein Standbein geschaffen. „Doch jetzt hab ich das geschafft, hab’ freie Kapazität und beide Geschäfte so organisiert, dass ich mich ins Tagesgeschäft nicht einmischen muss“,  freut sich der Unternehmer, der 1994 selbst ganz klein angefangen hat. Mit Krediten von Verwandten zu hohen Zinsen;   am Anfang  hat er elf Autos pro Jahr verkauft... „Ich hab alles auf eine Karte gesetzt!“ sagt er, vom Erfolg fest überzeugt.

Ob ihn nicht auch die Politik reizen könnte? „Nä!“ ruft Michael Schmidt auf einmal sehr bestimmt. „Ich leb aber politisch“ ergänzt er, „muss den Puls der Politik spüren und hab bemerkt, ich schätze die Macher immer richtig ein - das macht Spaß!“ Er selbst war langjähriger Befürworter von Johannis, glaubt fest an dessen Erfolg. So, wie er von Anfang an von seinem Wahlsieg überzeugt war. „Ich bin zuversichtlich“, diagnostiziert er mit Blick auf die Zukunft. „Die Weichen sind noch nie so gut gestanden wie jetzt. Aber es wird nicht einfach sein. Sicher... man kann streiten, ob die DNA nicht etwas übertreibt mit ihren Aktionen. Doch wer ist dagegen? Nicht die, die sauber sind, sondern die, die selbst Dreck am Stecken haben!“

Fakten sprechen lassen

Großherziger Förderer oder kalkulierter Geschäftsmann - viele Stempel wurden Michael Schmidt von Bewunderern und Neidern aufgedrückt. Vor allem nach dem Einsturz des alten Pfarrhauses in Deutsch-Kreuz 2012 war er zeitweilig ins  Kreuzfeuer der Kritik geraten. Über den Vorwurf, er hätte das Gebäude absichtlich einstürzen lassen, hat er sich öffentlich bewusst nie  geäußert. Kein Wasser auf Mühlen gießen, die nur negative Energie mahlen, lautet seine Strategie. „Lieber wollte ich beweisen, dass das an den Haaren herbeigezogen war! In zweiter Instanz wurde das Verfahren eingestellt - weil klar war, dass ich nichts damit zu tun hatte.“ 

Köber ergänzt: „Als das Haus gekauft wurde, hatte man uns gewarnt, es sei akut einsturzgefährdet. Als eine Ecke dann einbrach, musste es vollständig abgetragen werden - dazu verpflichtet das rumänische Gesetz.“  Obwohl das Pfarrhaus wegen früherer baulicher Veränderungen nicht als Kulturerbe klassifiziert war, legte Schmidt  großen Wert auf einen originalgetreuen Wiederaufbau: „Gleicher Grundriss, gleiches Volumen, mit den originalen Materialien, wo möglich. Wir haben extra Leute geholt, die die alte Technik noch beherrschen.“ Das Ergebnis hat die meisten Kritiker schließlich verstummen lassen. „90 Prozent der Leute, die unsicher waren, haben sich längst überzeugt, dass das bloß Hetzerei war“, frohlockt der  Unternehmer.