Im Rhythmus der Farbe

Matisse-Ausstellung im Cantacuzino-Palast, Buşteni

Aus der Serie Jazz(v. l.): Cowboy, Clown und Akrobaten

Wer den „Tag der rumänischen Trachtenbluse“ am 24. Juni einmal ein wenig anders begehen möchte, kann dies auch mit einer Hommage an den Maler Henri Matisse verbinden. Noch bis zum 25. Juni wird im Cantacuzino-Palast in Buşteni die Ausstellung „JazzIn the Colour“ gezeigt. Matisse hat sich wohl wie kein anderer um den Ruhm dieses identitätsstiftenden rumänischen Kleidungsstückes verdient gemacht. Am berühmtesten wurde das Bild von 1940 „la blouse romaine“, das durch ein Geschenk seines Malerkollegen Theodor Pallady aus dem Studio von Gustave Moreau angeregt wurde.
Zwar wird nicht das Original aus dem Pariser Nationalmuseum für moderne Kunst gezeigt, aber die Kuratoren haben sich ein paar nette, interaktive, optische Spielereien ausgedacht, um dieses Manko zu kompensieren, und natürlich können sie mit ein paar äußerst dekorativen traditionellen Trachten aus allen Regionen Rumäniens aufwarten, die die Schönheit dieser Kleidungsstücke eindrücklich vor Augen führen.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt allerdings eindeutig auf der Präsentation der Farbtafeln aus seinem berühmten Kunstbuch, dass Tériade1947 in Paris herausbrachte. Der Titel „Jazz“ beruft sich auf die Komposition, auch auf die Abfolge der Farblithografien, die Motive aus der Zirkuswelt aufgreifen. Jeder Lithografie steht im Buch ein großbuchstabiger handgeschriebener Text gegenüber. Also Farbflächen auf der einen und linear Grafisches auf der anderen Seite – nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ein bewusster Kontrast. Die Serie entstammt einer äußerst kritischen Phase im Leben von Matisse: Mitten im Krieg, einige seiner Liebsten wegen Mitgliedschaft in der Résistance verhaftet und selbst nach einer schweren Krebs-Operation von angeschlagener Gesundheit, war er nunmehr gezwungen, liegend zu arbeiten. In dieser Notsituation griff er zum Mittel der Scherenschnitte „papiers découpés“. Er schnitt einfachste Formen aus Papier, das mit leuchtenden Gouache-Farben eingefärbt war, die er dann von einem Assistenten auf einen Untergrund setzen ließ. „Mit der Schere zeichnen“, nannte er selbst diese Technik, bisweilen beschrieb er den Vorgang: „In die Farbe direkt hineinzuschneiden, erinnert mich an die Arbeit der Bildhauer im Stein.“ Aus einem Handicap entwickelte er ein bewusstes Ausdrucksmittel. „Die Schere kann mehr Gefühl für die Linie entwickeln als die Kreide, die Feder oder die Kohle.“

Ein vorbereitender Film im Pavillon neben dem Palast zeigt Dokumentationen über Matisse mit Filmaufnahmen, die belegen, wie virtuos Matisse seine Schere zu handhaben wusste. Der Film beschäftigt sich auch mit der Nachwirkung seiner Kunst auf die moderne Mode- und Designwelt. Nicht zuletzt Yves Saint Laurent ließ sich durch seine Bilder über die rumänische Trachtenbluse für seine Herbst-Winterkollektion 1981 inspirieren. Wie im Buch haben die Kuratoren sich bemüht, in der Ausstellung den Farblithografien einige Beispiele des linear-grafischen Werkes von Matisse gegenüberzustellen. So aus den Buchillustrationen aus den Serien „Florilčge des Amours” und „Derričre le Miroir”. Grafische Werke, in denen er beinahe karikaturhaft und mit treffsicherem Schwung Frauenakte oder Porträts verschiedenster Personen in wenigen Strichen zu Papier brachte. Informationen unter: http://www.cantacuzinocastle.com/single-post/2017/03/23/Henri-Matisse-JazzIn-the-Colour