In Kronstadt lebt es sich am besten

Die Stadt unter der Zinne ist auf Platz eins in Rumänien, was die Lebensqualität betrifft

Kronstadt wirkt wie ein Magnet – viele Leute aus anderen Städten kommen und beschließen, hier zu bleiben.

Laut einer von der Forschungsagentur D&D Research durchgeführten Studie, die vor Kurzem der Öffentlichkeit bekanntgemacht wurde, lebt es sich in Kronstadt /Braşov rumänienweit am besten. Die Studie basiert auf den Meinungen, die die Bewohner über ihre eigene Stadt haben. Dabei sind die Kriterien, die man bewerten muss, unter anderen das wirtschaftliche und kulturelle Umfeld, die Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten, die medizinische Versorgung und die Einflüsse auf die Gesundheit, der öffentliche Nahverkehr und die Infrastruktur, das Freizeitangebot, die Einkaufsmöglichkeiten, der Immobilienmarkt oder die Klimaverhältnisse. Dabei hat Kronstadt am besten abgeschnitten, gefolgt von Klausenburg/Cluj-Napoca, Großwardein/Oradea, Hermannstadt/Sibiu, Piteşti, Temeswar/Timişoara, Neumarkt/Târgu Mureş, Craiova, Bukarest und Jassy/Iaşi. Doch nicht nur bei seinen Bewohnern ist Kronstadt beliebt. Laut dem Nationalen Institut für Statistik sind im Jahr 2016 über 40.000 Leute aus einer Ortschaft Rumäniens in die andere umgezogen. In den vergangenen Jahren konnte man eine Tendenz beobachten: immer mehr Bukarester, besonders Familien mit Kleinkindern und überdurchschnittlichem Einkommen, ziehen definitiv nach Kronstadt. Die Berglandschaft, die Nähe zur Natur und die Erleichterung, nicht mehr stundenlang im Verkehr festzustecken, sind nur ein paar Gründe für den Umzug. Doch gibt es auch Minuspunkte, die man in Betracht ziehen sollte, wenn man in Kronstadt leben will.
 

Kein Flughafen, ein armes Kulturangebot, aber niedrige Mieten

Die Infrastruktur mag besser sein als in anderen Städten Rumäniens, jedoch fehlt Kronstadt ein Flughafen, und das macht die Stadt am Fuße der Zinne für viele ausländische Investoren weniger attraktiv. Ein anderer Minuspunkt der Stadt ist das kulturelle Leben. In Städten wie Bukarest oder Klausenburg hat man die Qual der Wahl, wenn man ins Theater, ins Kino oder zu einem Konzert will. Ein Event reiht sich hier ans andere, während man in Kronstadt ein eher armseliges Angebot an Veranstaltungen hat. Theater und Oper haben seit vorigem Jahr eine neue Leitung – doch hat es sich im Falle des Theaters eher als ein Schritt zurück erwiesen. Auch die Gehälter in Kronstadt sind kleiner als in anderen Großstädten. Laut dem Institut für Statistik lag im Jahr 2017 der Durchschnittsgehalt in Kronstadt bei 2424 Lei netto (528 Euro), während man in Bukarest fast 700 Lei mehr verdiente. Die Stadt unter der Zinne befindet sich trotzdem auf Platz sechs rumänienweit, was die Höhe des Durchschnittseinkommens betrifft.

Ein Pluspunkt für Kronstadt sind die Mietpreise. Noch kann man es sich leisten, in einer guten Gegend zu wohnen. Das ist in Klausenburg oder Bukarest nicht immer der Fall. Der Wohnungspreis ist allerdings höher: Kronstadt gehört zu den sieben Städten in Rumänien, in denen der Preis pro Quadratmeter 1000 Euro überschreitet.
 

Die Luft ist schlechter, als man denkt, doch es gibt viele Grünflächen

Viele nennen die frische Luft als Grund, warum es sich in Kronstadt gut lebt. Von Bergen umgeben, sollte Kronstadt eigentlich zu den Städten in Rumänien gehören, in denen die Luftqualität gut ist. Leider erschien die Stadt unter der Zinne zusammen mit Bukarest und Jassy in Unterlagen der Europäischen Union als Beispiel von Ortschaften, in denen die Grenzwerte betreffend Luftverschmutzung durch Feinstaub (Fachbegriff PM10) zu oft überschritten wurden. Obwohl man denken würde, dass dank der geographischen Lage die Umweltverschmutzung gering ist, ist es paradoxerweise genau umgekehrt. Da die Stadt eine von Bergen geschützte Lage aufweist, ist die Luftzirkulation eingeschränkt. So bildet sich manchmal eine regelrechte Dunstglocke über Teilen der Stadt, weshalb dann auch die Feinstaubmenge größer ist.
Was die Grünflächen betrifft, steht Kronstadt gut. Parks und Spielplätze gibt es mehr als genug. Die Promenade unter der Zinne, der Rosenpark im Ragado-Viertel oder der Tractoru-Park sind auch für Sport ganz gut geeignet. Außerdem gehören die Viertel Noua und Ragado zu den grünsten im ganzen Land.

Ein anderer Pluspunkt ist die Nähe zum Wald. Man braucht nicht Auto zu fahren, um am Wochenende ein Picknick oder eine Wanderung zu unternehmen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist man schnell bei den Salomon-Felsen, in der Schulerau oder bei Dâmbu Morii am Fuße des Hohensteins/Piatra Mare. Für Sportliebhaber ist die Umgebung von Kronstadt ein Paradies: Skifahren, Mountainbiken oder Joggen – alles kann man hier perfekt tun.

Leider sind viele Wälder, die Kronstadt umgeben, gefährdet. Es wird viel gebaut, auf dem Papier steht eine Vielzahl von neuen Bauprojekten, für manche müssen Waldstücke geopfert werden.
 

Über eine Million Touristen pro Jahr

Die Stadt hat ein großes touristisches Potential – über eine Million Besucher kommen jährlich nach Kronstadt. Auch für Großunternehmen ist es eine attraktive Stadt – in Bereichen wie IT und Finanzen boomt der Arbeitsmarkt. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Unternehmen in Kronstadt und der umgebenden Region angesiedelt. Als positive Faktoren werden immer wieder genannt: zentrale Lage in Rumänien, industrielle Vergangenheit, Verfügbarkeit von qualifizierten und erfahrenen Arbeitskräften. Für Investoren aus dem deutschsprachigen Raum spielt auch die hier anzutreffende deutsche Bevölkerung sowie die vielen Absolventen deutschsprachiger Schulen und Studiengänge eine wichtige Rolle.

Auch die Sauberkeit einer Stadt ist den Bewohnern wichtig. Laut einer von storia.ro unternommenen Studie gehört Kronstadt neben Sanktgeorgen/Sf. Gheorghe und Großwardein/Oradea zu den saubersten Städten Rumäniens. Auch gibt es nicht so große Probleme mit den Parkplätzen wie in anderen Großstädten. Zieht man einen Schlussstrich, sind es mehr positive Aspekte. Eins ist sicher – Kronstadt gehört zu den schönsten Städten Rumäniens.