Industrieseilbahn muss gepflegt werden

Nach Unfall am Kindertag: Verwarnung des Besitzers und städtische Auflagen

Die Industrieseilbahn, die seit den 1960er Jahren das Reschitzaer Stadtztentrum überquert. Architekten und Stadtplaner nennen sie „ein Symbol und Kennzeichen“ der Stadt. Seit sie in Privatbesitz ist, hat hier niemand mehr Instandhaltungsarbeiten durchgeführt.

Was früher ein Nadelöhr für den städtischen Verkehr war in Reschitza, ist heute das Nadelöhr für den Fußgängerverkehr – und führt unter der Industrieseilbahn hindurch. Hier geschah der Unfall mit dem sechsjährigen Mädchen.
Fotos: Zoltán Pázmány

Am 1. Juni spazierte ein sechsjähriges Mädchen mit Mutter und Bruder über die Bersaubrücke beim Reschitzaer Stadtzentrum, unter der Industrieseilbahn hindurch. Dabei fiel ein Holzstück am Schutznetz aus Stahldraht vorbei herunter und traf das Mädchen am Kopf. Schwerverletzt, wurde es vom Rettungsdienst zuerst ins Notfallkrankenhaus Reschitza, anschließend ins Kinderkrankenhaus „Dr. Louis Ţurcanu“ nach Temeswar gebracht, wo die Kopfverletzung genauer untersucht und das Mädchen unter Beobachtung gehalten wird. Bei den von der Stadt sofort eingeleiteten Untersuchungen der Umstände, unter denen es zu diesem Unfall kam, schlussfolgerten einstweilen die Polizei und das Inspektorat für Notfälle, dass der Privatbesitzer der Seilbahn, die das Reschitzaer Stadtzentrum und die Bersau/Bârzava überquert, diese in den nahezu vier Jahren, seit er sie vom Stahlwerk TMK gekauft hat, überhaupt nicht gepflegt und auch nicht für elementare Sicherheitsmaßnahmen gesorgt hat – außer, dass er es den „Abenteuerlustigen“ seit etwa einem Jahr erschwert, das Schutznetz der Seilbahn hoch über dem Stadtzentrum als Spazierweg zu benutzen, indem er den Zugang halbwegs gegen „Besucher“ abgesichert hat.

Bürgermeister Mihai Stepanescu berief nach dem Unfall mehrere Verantwortliche von der Polizei ein, vom Katastrophenschutz und von der rathauseigenen Öffentlichen Dienststelle zur Verwaltung des Öffentlichen und Privaten Raums. In einem gemeinsam ausgearbeiteten und unterzeichneten Schreiben mahnten sie den Besitzer der Seilbahn, die nötigen Schritte zu unternehmen, um für die Sicherheit der Stadtbewohner zu sorgen, die sich im Raum unterhalb der Seilbahn bewegen – die meistbegangene Fußgängerverbindung zwischen dem Stadtzentrum und der Reschitzaer Altstadt. Die polizeilichen Untersuchungen bezüglich des Unfalls, von denen eine eindeutige Schlussfolgerung bezüglich eventueller Schuldiger erwartet wird, sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Wir erinnern daran, dass diese Seilbahn in den 1960er Jahren zum Transport von Dolomit aus den Kalksteinbrüchen im Doman-Tal zum Erzsinterwerk im Ţerova-Tal als Industrieseilbahn gebaut wurde (Eisenerz kann erst geschmolzen werden, wenn es mit Kalkstein verbacken und basisch gemacht wird, was man „sintern“ nennt). 1990, im Rahmen der Reorganisierungsmaßnahmen des damaligen Hüttenkombinats CSR Reschitza, als die beiden Hochöfen aufgegeben wurden, wurde auch die Industrieseilbahn obsolet und rostet seither langsam vor sich hin. Die Stadt zeigte sich, mit Bürgermeister Stepanescu, an einem Bartergeschäft mit dem Besitzer, dem russischen Stahl- und Rohreproduzenten TMK, interessiert, doch die Russen wollten Geld sehen, zumal sie voll zahlungsfähig sind und regelmäßig die der Stadt zustehenden Steuern und Gebühren bezahlen. Das Geld bekam TMK schließlich von einem Reschitzaer Unternehmer, der die Absicht hat(te), die Industrieseilbahn zu verschrotten – und dem Stahlwerk stückweise zu verkaufen.

Dem widersetzt(e) sich die Stadt und Bürgermeister Stepanescu, indem sie keine Abrissgenehmigung erteilten, immer noch in der Hoffnung, die Seilbahn kaufen zu können – wenn irgendwann von „irgendwo“ Geld kommt. Der Unfall am Kindertag könnte jetzt Dampf ins Geschehen bringen, weil der Besitzer der Seilbahn kein Interesse hat, Geld in eine Sanierung der Industrieseilbahn zu stecken (sondern sie schnellstens verscherbeln möchte) und weil die Stadt hofft, durch Strafmaßnahmen und Druck den Besitzer weichzuklopfen – vielleicht überlässt er doch noch das Objekt irgendwie („ideal: in Raten“) der Stadt. Die Stadt möchte gern, dem Beispiel anderer ehemaliger Industriehochburgen folgend, aus der Industrieseilbahn eine touristische Gondelbahn zum Betrachten des Stadtzentrums aus luftiger Höhe machen. Hat aber auch dazu kein Geld, wohl aber Pläne und gute Absichten.