Ist der Weihnachtsmarkt das große Geschäft für eine Stadt?

Dieser sollte nicht nur auf wirtschaftlichen Gewinn orientiert sein, sondern dem Ansehen der Stadt dienen

Der festlich geschmückte und beleuchtete Weihnachtsbaum am Kronstädter Marktplatz zieht jedes Jahr Kinder und ihre Eltern sowie auswärtige Besucher an. Die Tanne für die bevorstehende Weihnachts-zeit wurde bereits aufgestellt und wird gerade geschmückt. Foto: Waldemar Stadler

Die Zeit der Eröffnung der Weihnachtsmärkte rückt näher, wobei in einigen Städten schon mit der Anbringung des Festschmucks auf den Straßen begonnen wurde. Nimmt man eine Analyse vor, so stellt man fest, dass sehr große Unterschiede bestehen bezüglich der Finanzierung dieser Einrichtungen seitens der Bürgermeisterämter, des Zeitpunktes, an dem sie geöffnet werden, aber auch was die Auffassung über ihre Rentabilität betrifft. Ein Weihnachtsmarkt sollte nicht nur darauf aus sein, der Stadt ein möglichst großes Einkommen zu sichern, um die damit verbundenen Ausgaben zu übertreffen. Weihnachtsmärkte sollten vor allem eine erzieherische und besinnliche Rolle haben, wobei durch die spezifischen Kulturdarbietungen auf lokale Traditionen hingewiesen wird. Durch die gute Gestaltung eines Weihnachtsmarktes und sein spezifisches Angebot wird vor allem für die Besucher das Image der Stadt aufgewertet.

Wenn in Rumänien die Weihnachtsmärkte im Allgemeinen um den Nikolaus-Tag ihre Tore öffnen und meist bis zum 15. Januar dauern, bis alle kirchlich-orthodoxen Winterfeiertage begangen wurden, so macht Hermannstadt/Sibiu da eine lobenswerte Ausnahme. Da wird der Weihnachtsmarkt zu Beginn der Adventszeit eröffnet. Heuer fällt der erste Sonntag im Advent auf den 1. Dezember, der zugleich auch der Nationalfeiertag ist. So manche Stadtverwaltungen könnten den Nationalfeiertag als Termin für die Eröffnung der Weihnachtsmärkte in Betracht ziehen. Und da sich an diesem Tag auch 95 Jahre seit der Vereinigung von 1918 erfüllen, könnten auch höhere Finanzierungen für die Weihnachtsmärkte und den Festschmuck der Städte zur Verfügung gestellt werden. Kleinere Städte mit geringerem Budget, die schon mit der Anbringung der Leuchtgirlanden begonnen haben – siehe beispielsweise Fogarasch/Făgăraş –, ließen schon verlauten, nicht mehr Geld als im Vorjahr dafür zur Verfügung zu haben. Diesbezüglich gibt es auch einen Gegensatz im Vergleich zum westlichen Europa, von wo der Brauch übernommen wurde. Während dort die Weihnachtsmärkte nur in der Adventszeit bestehen und am Heiligen Abend ihre Tore schließen, bleiben diese in Rumänien, wie schon vermerkt, auch bis Mitte Januar geöffnet, sodass sie auch als Neujahrsmärkte bezeichnet werden können.

Werfen wir einen Rückblick auf die Finanzierungen der Weihnachtsmärkte, die sich 2012 einige Städte geleistet haben. Die Unterschiede, wie man leicht erkennt, waren sehr groß. Während Craiova 15.000 Lei dafür zur Verfügung stellte, waren es in Konstanza/Constanţa 1.200.000 Lei. Galaţi stellte 500.000, Ploieşti 420.000 , Hermannstadt 225.000, Klausenburg/Cluj-Napoca 185.000, Kronstadt/Braşov 50.000 Lei dafür bereit.

Diese Summen waren, laut Angaben jeweiliger Bürgermeisterämter, nur für den Christkindelmarkt oder zusätzlich für sämtliche Ausgaben wie Stadtschmuck, Kulturveranstaltungen, Kinderbasare verfügbar. Beispielsweise wurden in Hermannstadt für den Weihnachtsmarkt 45.000 Lei vorgesehen, während die restlichen 180.000 Lei für die Neujahrsnacht bestimmt waren, als am Großen Ring Paula Seling mit Ovi, Ricky Dandel, Riff, Mariana Anghel und das Ensemble Junii Sibiului aufgetreten sind. Der  Hermannstädter Christkindelmarkt gehört nun zu den europaweit schönsten zehn derartigen Veranstaltungen. Auch Barbara Schöfnagel, ehrenamtliche Sozialattaché der Republik Österreich, erbringt dafür einen wesentlichen Beitrag.

In Kronstadt war im Vorjahr der Weihnachtsmarkt eher bescheiden, wie auch der Festschmuck nur auf den wichtigsten Straßen der Innenstadt angebracht war. Außerdem gibt es noch einen Konkurrenten, der vom Deutschen Wirtschaftsklub in Kleinmaßstab nach Nürnberger Vorbild organisierte Christkindlesmarkt.

Was die erzielten materiellen Gewinne betrifft, so sind diese auch unterschiedlich. In Craiova hat das Bürgermeisteramt einen Vertrag mit einem Handelsunternehmen abgeschlossen, das alle mit Organisation und Kosten verbundenen Verpflichtungen auf sich genommen hat. So verzeichnete die Stadt weder Ausgaben noch Verluste. In einigen Städten wurden Mietgebühren für das Gelände oder die vermieteten Häuschen für den Weihnachtsmarkt eingefordert. In Jassy/Iaşi hat das Bürgermeisteramt von derartigen Einnahmen abgesehen, ausgehend von der Erkenntnis, dass auf diese Weise die Beibehaltung von Traditionen gefördert werden kann. Anderseits muss auch investiert werden, wenn man den Touristen und Besuchern qualitative Kulturveranstaltungen oder Brauchtumsfeste bieten will. Das trägt zu einer immer höheren Attraktivität der Stadt bei. Und werden die Weihnachtsmärkte zu den erwünschten Anziehungspunkten, so füllen sich auch die Kassen, einschließlich der Stadt. Touristen sind gewillt, Einkäufe zu machen, Freizeitangebote, wie zum Beispiel den Eislaufplatz, zu benützen, Übernachtungen in den Hotels zu buchen.

Schwer kann man Vergleiche mit Weihnachtsmärkten wie dem Christkindlesmarkt von Nürnberg, den Weihnachtsmärkten in Straßburg oder Dresden anstellen. Beispielsweise wurden auf dem „Christkindelsmärik“, der seit 1570 vor dem Straßburger Dom organisiert wird, im Vorjahr 1,7 Millionen Besucher verzeichnet, was allerdings weniger als ein Jahr davor war, als sogar zwei Millionen registriert wurden. Seit 1991 läuft da ein Projekt unter dem Titel Straßburg – Weihnachtshauptstadt. Im Vorjahr wurden 300 Verkaufsstände an elf Stellen der Stadt aufgestellt, an denen vor allem spezifische Leckereien, aber auch Weihnachtsschmuck aus dem Gebiet im Angebot standen. Auf dem Kleber-Platz wurde eine 30 Meter hohe Tanne aufgestellt.

Jedes Jahr zählt ein anderes Land zu den Ehrengästen des Weihnachtsmarktes. Im Vorjahr war es Georgien. So werden die Besucher und Kinder auch mit dem Brauchtum anderer Völker und Länder vertraut gemacht. Jeden Januar treffen die zehn Komitees und 30 Projektmanager mit dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt zusammen, um die Maßnahmen für den nächsten Weihnachtsmarkt zu besprechen und einzuleiten. Dabei wird immer auch auf den Umweltschutz geachtet, Einsparungen von Strom werden ins Auge gefasst, unzählige Informationsmaterialien in französischer, deutscher und englischer Sprache werden gedruckt und auch jenseits der Landesgrenzen an Tourismusgesellschaften verteilt. Somit kann man sehen, dass die hiesigen Veranstalter noch reichliche Möglichkeiten nutzen können, um aus der Erfahrung anderer zu lernen. Einige haben es allerdings schon getan.