IT-Fachleute kämpfen um bessere Arbeitsbedingungen

Massiver Streik konnte bei Atos Rumänien noch verhindert werden

Die Angestellten eines der größten IT-Unternehmen in Temeswar/Timişoara sind wegen schlechten Gehalts- und Arbeitsbedingungen unzufrieden – ein massiver Streik der Mitarbeiter von Atos in der Stadt an der Bega konnte vor Kurzem gerade noch verhindert werden.

2016 machte Atos IT Solutions and Services einen Umsatz in Rumänien von 232 Millionen Lei und einen Profit von 40 Millionen Lei. Weltweit beschäftigt Atos über 100.000 Mitarbeiter in 72 Ländern und hat dabei ein jährliches Einkommen von fast zwölf Milliarden Euro. Für das Jahr 2017 wird für den Konzern mit einem um 35 Prozent höheren Umsatz als im Vorjahr gerechnet. Trotz all dieser positiven Daten konfrontierte sich das Unternehmen mit einer Welle von Unzufriedenheiten seitens seiner Angestellten. Seit mehr als drei Jahren versuchen die Angestellten des französischen Unternehmens in Temeswar, mit der Leitung der Institution zu verhandeln und dabei bessere Arbeits- und Gehaltsbedingungen innerhalb des kollektiven Arbeitsvertrags zu erhalten. Im Sommer 2017 sind die Mitarbeiter der Temeswarer IT-Gewerkschaft (SITT) beigetreten, um das Problem anders anpacken zu können.

Die Verhandlungen durch SITT haben somit im September 2017 begonnen. Insgesamt zwölf Verhandlungstreffen hatte danach SITT mit der Leitung des Unternehmens, alle Verhandlungen sind bisher gescheitert. Anfang des Jahres 2018 kündigte die IT-Gewerkschaft an, dass über 70 Prozent der Angestellten der französischen Gruppe in Rumänien in Warnstreik gehen werden, bis ein annehmbares Lohnangebot gefunden wird. SITT vertritt rund 1400 Angestellte von Atos in Rumänien. Genau 833 davon zeigten sich unzufrieden mit den bisherigen Angeboten. Letztendlich haben die Mitarbeiter das jüngste Angebot für den kollektiven Arbeitsvertrag angenommen und der Streik wurde verhindert.

Die Unzufriedenheit der Angestellten verstärkte sich Ende des vergangenen Jahres durch die neuen Regelungen und Steuervorschriften für Arbeitnehmer. Dadurch musste das Nettogehalt der IT-Fachleute um 7 Prozent gesenkt werden, nachdem diese Angestellten bisher frei von der Einkommenssteuer waren. Laut Angaben von SITT habe der französische Konzern infolge der Änderungen versucht, die Angestellten unter Druck zu stellen und dabei die Aushandlung einer teilweisen Kompensation der Verluste, die durch die Erhöhung der Steuern für die Angestellten des IT-Sektors verursacht werden, zu konditionieren. Das, obwohl, laut Angaben des SITT-Vertreters, Atos für seine Angestellten Subventionen vom rumänischen Staat erhalten habe.

Atos IT Solutions and Services Rumänien ist die Tochtergesellschaft des französischen IT-Dienstleisters Atos. Die Firma bietet Beratung, Systemintegration, Verwaltung von IT-Infrastrukturen sowie branchenspezifischen IT-Lösungen an und deckt somit von Beratung bis Systemintegration und Wartung die gesamte IT-Dienstleitungskette aus einer Hand ab. Das Unternehmen ging aus der IT-Sparte von Siemens hervor und trug bis August 2011 den Namen „Siemens IT Solutions and Services GmbH“ (kurz SIS). Siemens hält nach der Transaktion einen Anteil von 15 Prozent an Atos und ist gleichzeitig dessen größter Kunde. In Rumänien hat Atos IT Solutions and Services rund 2100 Angestellte, die meisten davon sind in Temeswar beschäftigt, doch es gibt auch kleinere Arbeitsstellen in Kronstadt/Bra{ov und Bukarest.

SITT wurde 2009 gegründet. Seitdem vertritt die Gewerkschaft die Interessen von über 5000 Angestellten aus dem Bereich IT&C, Support und Outsourcing in Temeswar sowie rumänienweit. SITT macht sich für bessere Arbeitsbedingungen für seine Mitglieder stark und lädt gelegentlich Angestellte zu einem sozialen Verhandlungsdialog ein. Mitglieder der Gewerkschaft sind unter anderen Mitarbeiter von Microsoft, Hella Rumänien, Bosch Communications Center, Continental Automotive und Nokia. Die rumänischen Angestellten von Atos sind seit Sommer 2017 ebenfalls Mitglieder in der Temeswarer IT-Gewerkschaft. Weitere Informationen zur Tätigkeit der Gewerkschaft können von der Webseite sitt.ro abgerufen werden.