Jakobsweg in Rumänien

Freundeverein „Camino de Santiago“ will die nötige Infrastruktur aufbauen

Karte mit den in Rumänien vorgeschlagenen Jakobswegen

Die Jakobus-Statue an der Schwarzen Kirche

Gelbe Muschel und Pfeil kennzeichnen den Jakobs-Pilgerweg.

Anlässlich des historischen Rumänien-Besuchs Anfang Juni von Papst Franziskus segnete das Oberhaupt der katholischen Kirche in Jassy/Iaşi den ersten Meilenstein des rumänischen Jakobswegs, der über 4500 Kilometer nach Santiago de Compostela in Spanien führt. Er ist mit der gelben Muschel und mit dem gelben Pfeil gekennzeichnet, so wie das auch bei den anderen Jakobs-Pilgerwegen üblich ist.

Die Initiative zur Kennzeichnung einer rumänischen Trasse des Jakobwegs geht von dem 2016 in Bukarest gegründeten Verein „Asociaţia prietenilor Camino de Santiago“ aus. Der Verein zählt rund 60 Mitglieder, die für diese Pilgerreise auch in Rumänien werben wollen. Dafür musste zunächst eine Trasse gewählt werden und auch nachgeforscht werden, wo es früher, im Mittelalter, Pilgerwege gegeben hat und welche Spuren davon noch vorhanden sind.

Die Wege sollen aus der Hauptstadt der Moldau (Jassy/Iaşi) bzw. aus Bukarest in Richtung Westen durch Siebenbürgen über Großwardein/Oradea nach Ungarn und von dort weiter nach Compostela führen. In der Moldau werden dabei die Landeskreise Iaşi, Neamţ und Bacău durchquert, um dann jenseits der Ostkarpaten ins Szeklerland, und zwar in den Kreis Covasna, zu gelangen. Aus Bukarest gibt es zwei Wegvarianten nach Siebenbürgen. Die eine führt über Târgovişte und Câmpulung Muscel (zwei Städte von historischer Bedeutung für die Walachei) nach Kronstadt/Braşov; die andere führt nach Hermannstadt/Sibiu durchs Alt-Tal und streift dabei auch Curtea de Argeş mit seinem symbolträchtigen orthodoxen Kloster.

Die Kennzeichnung des Weges ist aber nur eine erste Etappe in diesem ehrgeizigen Projekt. Denn der Pilgerweg muss auch „albergues“ (Unterkunftsmöglichkeiten) bieten, wo „hospitaleros“, also Gastgeber, die Pilger aufnehmen und betreuen. Außerdem müssen die Bürgermeisterämter der Ortschaften sowie die Kreisräte für dieses Projekt ihr Einverständnis erklären und Bereitschaft für Zusammenarbeit bekunden. Das setzt voraus, dass sie und die Öffentlichkeit aufgeklärt werden, was diese Pilgerfahrt überhaupt bedeutet. Der Freundeverein „Camino de Santiago“ tut das über Pressebeiträge, Konferenzen in verschiedenen Ortschaften, Dokumentationen. Erfreut war man, dass viele Lokalbehörden sich diesen Initiativen gegenüber aufgeschlossen zeigten, auch wenn es sich um Ortschaften handelte, in denen nicht viele Katholiken leben. Pilgerfahrten stellen bekanntlich eine besondere Form des Tourismus dar, die durchaus auch von wirtschaftlichem Standpunkt von Interesse sein können. Überrascht war man, dass die Projekte um den Jakobsweg ihr Echo in den Medien oft von selbst gefunden haben, ohne dass Pressekampagnen dafür notwendig waren.

Kronstadt soll als Treffpunkt der Jakobswege aus der Moldau und aus Bukarest einen Stadtweg mit folgenden Stationen anbieten: Bartholomäer Kirche – Langgasse – Klostergasse – Am Rossmarkt – Schwarze Kirche – Schwarzgasse – Brunnengasse/15. November-Boulevard – Castanilor - Petersberger Straße. Die Schwarze Kirche erhält eine besondere Stellung, denn da gibt es eine Jakobus-Statue auf einem Strebepfeiler, datiert um die Hälfte des 15. Jahrhunderts. Auf dem Hut und dem Schal des Apostels kann man die Jakobusmuschel erkennen. In der Fachliteratur („Der Jakobuskult in Osteuropa“, herausgegeben von Klaus Herbers und Dieter R. Bauer) wird darauf hingewiesen, dass es für siebenbürgische Ortschaften, aber auch für Câmpulung, genügend Argumente gibt, um die Existenz von Santiago-Pilgern vorauszusetzen. Für Kronstadt heißt es: „Konkrete Hinweise auf Wallfahrten nach Santiago de Compostela entdeckt man in einer Liste aus dem Jahre 1493, wo als Sühnewallfahrtziele der Priester aus dem Burzenland neben Aachen, Rom und Jerusalem auch Santiago de Compostela genannt wird“.
Spuren, die an Jakobspilger erinnern, gibt es laut dem Freundeverein „Santiago de Compostela“ (siehe www. caminoromania.org) auch in Hermannstadt/Sibiu, in Karlsburg/Alba Iulia, in Heldsdorf/Hălchiu oder in Ghelinţa/Gelence, Kreis Covasna.

Der rumänische Jakobsweg ist nicht eine Ausnahme, wenn es um Fernwanderwege geht. Denn, wie bereits berichtet, sind erste Schritte vom Siebenbürgischen Karpatenverein (SKV) mit Unterstützung aus der Schweiz seitens der „Schweizer Wanderwege“ unternommen worden, um die rumänischen Karpaten über die Fernwanderwege E 3 und E 8 mit den europäischen Fernwanderwegen zu vernetzen. Hinzu kommt auch die „Via transilvanica“, ein Fernwanderweg-Projekt des Vereins „Tăşuleasa Social“.