Journalisten von Minderheitentageszeitungen im Gespräch

MIDAS-Generalversammlung tagte in Barcelona

Monika von Habsburg überreichte Josep Maria Espinas den Otto-von-Habsburg-Preis.

Den MIDAS-Preis erhielt Sandor Tence von der slowenischen Zeitung in Italien „Primorski Dnevnik“(1. v. r.). Im Bild mit MIDAS-Präsidentin Edita Slezáková und seinem Laudator Bojan Brezigar
Fotos: Hatto Schmidt

Journalisten aus Ländern im Westen und Osten, Norden und Süden Europas, von Spanien bis Rumänien und von Finnland bis Italien, kamen diesmal vom 21. bis 24. April in Barcelona zur jährlichen Generalversammlung der Europäischen Vereinigung von Tageszeitungen in Minderheiten- und Regionalsprachen (MIDAS) zusammen. Die Tagung der MIDAS, der hauptsächlich vom Land Südtirol, von der Region Trentino-Südtirol und der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) unterstützten Vereinigung, wurde vom Rat der Öffentlichen Diplomatie von Katalonien (Diplocat) ausgerichtet.
MIDAS-Präsidentin Edita Slezáková, die bei der während der Generalversammlung stattgefundenen Wahl in ihrem Amt bestätigt wurde, wie übrigens der gesamte Vorstand, wies bei der Begrüßung der Teilnehmer darauf hin, welche Bedeutung Tageszeitungen bei der Bewahrung der sprachlichen Diversität in Europa zukommt. 50 Millionen Menschen leben in Europa, deren Muttersprache nicht die Staatssprache ist. Für den Erhalt ihrer Sprache und Kultur ist es wichtig, dass sie Zugang zu Medien in ihrer Muttersprache haben und Tageszeitungen gewährleisten in diesem Kontext den täglichen Umgang mit der eigenen Sprache.

Der Höhepunkt der Generalversammlung stellte auch in diesem Jahr die Vergabe des MIDAS-Preises und des Otto-von-Habsburg-Preises dar. Den MIDAS-Preis überreichte Edita Slezáková an Sandor Tence von der slowenischen Zeitung in Italien „Primorski Dnevnik“, der sich in seiner langjährigen journalistischen Laufbahn in vielschichtiger Weise mit unterschiedlichen sprachlichen Minderheiten befasst hat. Den Otto-von-Habsburg-Preis nahm der katalanische Kolumnist Josep Maria Espinas aus den Händen der Tochter des Namensgebers des Preises, Monika von Habsburg, in Empfang.
Für die angereisten Journalisten war es eine willkommene Gelegenheit, katalanische Medien wie die Online-Zeitung VilaWeb und El 9Nou sowie Regio7 kennenzulernen und einen tieferen Einblick in die katalanische Problematik zu gewinnen. Nachdem während der Franco-Diktatur der öffentliche Gebrauch der katalanischen Sprache in der nordöstlichen Region Katalonien ab 1939 zunächst unterdrückt wurde und der Schulunterricht bis 1967 ausschließlich auf Spanisch stattfand, hat die katalanische Sprache seit 1978 rasch an Bedeutung wieder gewonnen. Die Region genießt einen Autonomiestatus. Gleichzeitig gibt es eine von der Zivilgesellschaft getragene, weit verbreitete Unabhängigkeitsbewegung, über die die Schriftstellerin Liz Castro berichtete. Ziel dieser Bewegung ist die Gründung eines unabhängigen katalanischen Staates.

Der Soziolinguist Miquel Strubell ging in seinem Referat ausführlich auf die Sprachsituation in Katalonien ein. Amtssprachen sind Katalanisch, Spanisch und Aranesisch. Die Sprache der Mehrheit ist Spanisch. Das liegt, laut Miquel Strubell, u. a. an einer beachtlichen spanischen Zuwanderung aber auch an einem größeren Ausländeranteil in der Bevölkerung. Andererseits wandern auch Katalanen auf der Suche nach günstigeren Arbeitsplätzen ab. Immerhin verstehen nahezu alle Einwohner Katalanisch. Die meisten Ausländer lernen zuerst Spanisch. Rumänen stellen die zweitgrößte Ausländergruppe in Katalonien dar. Sie lernen schnell Spanisch und auch Katalanisch, präzisiert Strubell. Die Regierung der Region will weitere Maßnahmen zur Förderung der katalanischen Sprache treffen. Marc Röggla vom MIDAS-Generalsekretariat in Bozen informierte über die FUEN-Initiative Minority SafePack. Es handelt sich um Maßnahmen und konkrete Rechtsakten zur Förderung und zum Schutz der europäischen Minderheiten sowie der Regional- und Minderheitensprachen. Die Europäische Kommission hatte im September 2013 die Registrierung dieser Initiative verweigert, worauf das EU-Gericht angerufen wurde. Dieses verkündete nun Anfang Februar, dass die Ablehnung der Initiative durch die Europäische Kommission rechtswidrig war. Die Europäische Kommission hat die Entscheidung getroffen, die Minority SafePack-Initiative zu registrieren. Diese wird auch Gegenstand des am 17. Mai in Klausenburg/Cluj stattfinden FUEN-Kongresses sein.