Keine Neuerfindung des Rads

PLAI-Festival hat neue Koordinatorin

Sie ist die neue Koordinatorin des PLAI-Festivals: Deea Rădulescu (rechts) wird für die Organisation des Musikevents zuständig sein. Foto: privat

Das Temeswarer Weltmusikfestival PLAI wird seit 2006 von Freiwilligen gestemmt. Es wirbt bis heute damit. PLAI wird zu 100 Prozent von Menschen verwirklicht, die kein Geld erhalten und dafür ihre freie Zeit opfern. Sie haben es überhaupt erst möglich gemacht, dass eine erste Auflage zustande kam. Geld gab es für das Vorhaben keins, dafür aber die Bereitschaft vieler, Hand anzulegen. Somit waren auch die ersten Auflagen aufgrund des Do-it-yourself-Charakters etwas Besonderes. Doch mit steigender Popularität und der zunehmenden Bereitschaft international erfolgreicher Musiker, auf dem Festival zu spielen, wuchs auch die Verantwortung. Nicht um alles können sich Freiwillige kümmern. Es bedarf auch eines festen Kerns, der das Bürokratische und die Finanzen betreut. Norbert Tako und seine Frau Andreea waren stets der Anker, der das Festival davor bewahrte, wegzudriften. Sie sicherten eine Kontinuität. Und gerade diese schien gefährdet zu sein, als die beiden im September ankündigten, sie wollen sich zurückziehen. In einer Sitzung kamen das Organisationsteam und die Freiwilligen zusammen, um einen Nachfolger für die beiden zu bestimmen. Denn entgegen erster Befürchtungen, soll PLAI auch ohne das Ehepaar weiter bestehen bleiben. Für die beiden ist es kein endgültiger Rücktritt. Sie wollen weiterhin nach dem Rechten schauen und natürlich, so wie es sich für einen echten PLAI-Freiwilligen schickt, selber Hand anlegen. Was sie abgeben, ist die Verantwortung, die Koordinationsrolle.

Die Koordination übernimmt Deea R²dulescu, eine geübte Freiwillige, die seit 2010 mitmacht. Als sie anfing, war sie noch Studentin und auch im Studentenverein AIESEC aktiv. Aus einer anfänglichen Neugier entwickelte sich ein tiefes Engagement: Die Absolventin der Nikolaus-Lenau-Schule hat in den fünf Jahren zunehmend Aufgaben übernommen, wurde zur Vertrauensperson für Andreea und Norbert. Die Gemeinschaft, die sich um das PLAI-Festival gebildet hat, ist für sie zur Familie geworden. Ihre Erfahrungen seien unbeschreiblich: „Man muss es einfach erleben“, schwärmt sie.
Jetzt liegt die Zukunft des Festivals in ihren Händen. Ihr fallen keine leichten Aufgaben zu. Es geht nicht nur um die Koordinierung der Freiwilligen, es geht auch um die Finanzbeschaffung, die Zusammenstellung des Programms, die Buchung der Veranstaltungen. Um diese Aspekte kümmerte sich bisher das Ehepaar Tako.

Besonders die Ausrichtung des Festivalprogramms interessiert Langzeitfans. Sie wollen wissen, worauf in Zukunft der Fokus liegt: Wird sich PLAI mehr als Musikfestival sehen, was nie gänzlich der Fall war, oder als ein Festival, das in erster Linie Multikulturalität fördern möchte und darum mehr Wert auf die Randveranstaltungen legen wird? Die Jubiläumsauflage deutete darauf hin. Bis in letzter Sekunde rätselten Fans, welche Musiker in diesem Jahr auftreten werden. Das Organisationsteam wollte mit der Geheimhaltung der Acts das Randprogramm in den Blickpunkt rücken, also die Angebote und Aktivitäten der Einrichtungen und Partner, die bei PLAI Stände haben. „Wir wollten, dass die Menschen für das PLAI-Erlebnis kommen und nicht für eine bekannte Musikgruppe“, erklärt Andreea Iager-Tako die riskante Entscheidung. Auch für Deea stehen die Menschen, die durch ihre Freiwilligenarbeit PLAI erst möglich machen, im Vordergrund. Es ist einer der Hauptaspekte, die sie an dem Festival gereizt hat. Um die Kontinuität muss sich keiner Sorgen machen. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für die nächste Auflage und diese wird kaum aus dem Rahmen fallen. Deea möchte keine radikalen Änderungen. Wieso auch? Wenn etwas läuft, muss man es nicht neu erfinden. Trotzdem wird PLAI im nächsten Jahr anders ausschauen. Wie, ist die Frage, die sich besonders Langzeitfans stellen.