Kosmonauten im Gespräch

Dumitru Prunariu und Sigmund Jähn im Berliner Zeiss-Großplanetarium

Die Kosmonauten Dumitru Prunariu und Sigmund Jähn mit dem 8-jährigen Dominic, der vielleicht auch einmal den Kosmos erkunden wird. Das Porträt in den Händen der beiden Kosmonauten zeigt Dumitru Prunariu als Raumfahrer im Jahre 1981.
Foto: Berndt Brussig

Der erste und bislang einzige Rumäne, der 1981 ins Weltall flog, Dumitru Prunariu, und der erste deutsche Raumfahrer, Sigmund Jähn, der 1978 den Kosmos bereiste, berichteten im Berliner Zeiss-Großplanetarium über ihre Missionen im Weltall als Teilnehmer am Interkosmos-Weltraumprogramm. Auch amüsante Anekdoten aus dem Kosmonauten-Nähkästchen wurden offenbart …

Als Veranstalter dieser spannenden Veranstaltung für Experten und die Öffentlichkeit am 22. Oktober fungierte das Rumänische Kulturinstitut Berlin (RKI), das mit diesem hochkarätigen Event ein besonderes Highlight im RKI-Programm 2018 setzte. Der Ort dieses Geschehens, das Berliner Zeiss-Großplanetarium, war dafür optimal prädestiniert, zählt dieses Planetarium doch zu den renommiertesten der Welt. Seit der Renovierung und Hightech-Ausstattung 2016 mit 400 Sitzplätzen spricht man in Expertenkreisen vom „Theater of Science“ und modernstem Planetarium in Europa. Die RKI-Veranstaltung stand unter dem Motto „Geschichte und Ewigkeit. Der erste Deutsche und erste Rumäne im Weltall“.

Der erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn (81), Ehrengast dieser Veranstaltung, stimmte das Auditorium mit seinem Vortrag im repräsentativen Kuppelsaal des Planetariums auf die Weltraumfahrerthematik ein. Dabei kam auch der Humor nicht zu kurz, indem er einige amüsante Anekdoten aus seiner Kosmonauten-Laufbahn zur DDR-Zeit zum Besten gab.

Der am 13. Februar 1937 in der kleinen sächsischen Gemeinde Morgenröthe-Rautenkranz / Bezirk Chemnitz geborene Sigmund Jähn startete am 26. August 1978 mit dem sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski in Baikanur / Kasachstan im Rahmen des Interkosmos-Programms an Bord des sowjetischen Raumschiffes „Sojus 31“ als Forschungskosmonaut zur Weltraumstation „Saljut 6“. Sieben Tage, 20 Stunden, 49 Minuten dauerte sein Aufenthalt im All. Während der 125 Erdumkreisungen führte der DDR-Kosmonaut zahlreiche Experimente aus, etwa wissenschaftlich-technische Experimente mit der Multispektralkamera KF 6 zur Erdfernerkundung.

Schmunzeln bei den Teilnehmern der Veranstaltung löste der erste deutsche Kosmonaut am Ende seiner Einführung aus, als er die „Kosmische Großvater-Anekdote“ zum besten gab: Die DDR-Führung habe Bedenken gehegt, dass Pressemedien der Bundesrepublik den DDR-Erfolg mit Schmäh-Schlagzeilen wie „DDR-Großvater als erster Deutscher im Weltall“ abwerten könnten, schließlich herrschte damals der Kalte Krieg zwischen der DDR und BRD. Kurz vor dem Start ins Weltall erblickte Sigmund Jähns Sohn Daniel die Welt.

Dumitru Prunariu im Weltall

Dumitru Prunariu, am 27. September 1952 im damaligen Orașul Stalin, also in Kronstadt/Brașov, geboren, Absolvent des dortigen Gymnasiums für Physik und Mathematik sowie der Polytechnischen Universität Bukarest, schloss an die Einführung seines deutschen Kosmonauten-Kollegen und Freun-des Sigmund Jähn seine Powerpoint-Präsentation nahtlos an. Titel „Internationale Weltraum-Kooperation aus der Perspektive pilotierter Raumfahrt“.
Didaktisch exzellent präsentierte der Kronstädter wissenschaftlich-technische Fakten und Etappen der Weltraumfahrtgeschichte. Das Spektrum reichte dabei vom Beginn des Wettrennens zum Mond zwischen der Sowjetunion und den USA zu Zeiten des Kalten Krieges mit solchen markanten Ereignissen wie dem ersten Mann im Weltall 1961, Juri Gagarin, und dem ersten bemannten Flug mit einer Mondlandung am 20. Juli 1969 im Rahmen des Apollo-Programms der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, bis hin zum Interkosmos-Programm und der Internationalen Raumstation ISS.

Schwerpunkt seines Vortages bildete dabei das Interkosmos-Programm, unterzeichnet von der Sowjetunion im April 1967 und ihren damaligen verbündeten sozialistischen „Bruderstaaten“. Im Zeitraum zwischen 1978 – 1988 wurden 14 nicht-sowjetische Kosmonauten im Interkosmos-Programm eingesetzt, darunter der Deutsche Sigmund Jähn 1976 und der Rumäne Dumitru Prunariu 1981. Der Kronstädter legte während seines Flugs vom 14. bis 22. Mai 1981 rund 5.260.000 km um die Erde mit seinem russischen Kollegen Leonid Popov zurück. An Bord des Weltraumlabors „Saljut 6“ führte er 22 wissenschaftliche Experimente auf solchen Gebieten wie Astrophysik, Weltraummedizin und Biologie durch.

Prunarius Weltraummission öffnete Türen zu Gremien wie ESA

Die Weltraummission im Jahre 1981 des mit 29 Jahren jüngsten Interkosmonauten war von epochaler Bedeutung für Rumänien, quasi die Eintrittskarte in den elitären Club der Länder, welche direkt an der Erforschung des Universums beteiligt sind. Dieser Erfolg setzte auf einer höheren Ebene die Tradition der Beiträge aus Rumänien zur Forschung auf den Gebieten Luft- und Raumfahrt fort, eng verknüpft mit fundamentalen Leistungen des ersten Raumfahrtpioniers Hermann Oberth.

Mit berechtigtem Stolz berichtete Dumitru Prunariu in der anschließenden Diskussion mit Teilnehmern der Veranstaltung über die Aufnahme Rumäniens als Vollmitglied in die Europäische Weltraumorganisation ESA am 22. Januar 2011. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Hermann Oberth, den er überraschenderweise ausgerechnet in Moskau auf einer Konferenz im Jahre 1982 kennengelernt hatte. Zu seinen größten Auszeichnungen zählt der Kronstädter die „Hermann-Oberth-Goldmedaille“, die er aus den Händen des legendären Raumfahrtpioniers erhielt.

Der jüngste Teilnehmer an der RKI-Veranstaltung, der 8-jährige Dominic, extra gekleidet in einem professionell aussehenden Raumfahreranzug, wollte vom Raumfahrer Dumitru Prunariu wissen, wie denn die Erde vom Weltall aus aussehe. „Sehr schön! Viel Grün und Blau“ schwärmte der Kosmonaut. Aber auch Umweltsünden der Menschen seien vom Weltall aus deutlich zu sehen, bedauerte der Kosmonaut.

Nürnberger Kulturzentrum trägt Namen des rumänischen Kosmonauten

Der Direktor des Rumänischen Kulturinstituts Berlin, Claudiu Florian, der die Idee zu dieser Veranstaltung hatte und diese im Berliner Zeiss-Großplanetarium moderierte, stellte vor der anschließenden Kosmonauten-Autogrammstunde noch die aus Nürnberg angereiste Direktorin des Deutsch-Rumänischen Kulturzentrums, Ionela van Rees-Zote, vor. Herzlicher Applaus dankte der Direktorin des Kulturzentrums für ihre gute Nachricht: Das Deutsch-Rumänische Kulturzentrum Nürnberg trägt seit dem 6. Oktober 2018 den Namen „Cosmonaut Dr.-Ing. Dumitru Prunariu“.