Kreisratsvize Iova wird schwerer Straftaten beschuldigt

Vorwurf: Veruntreuung, Amtsmissbrauch, Geldwäsche, Teilhabe am Organisierten Verbrechen

Alle Gebäude, die auf dieser Häuserzeile im alten Teil von Herkulesbad zu sehen sind – ausgenommen die römisch-katholische Kirche im Hintergrund – dienten als Anleihegarantie der SC Hercules SA bei den Hrelescus – und haben anschließend den Besitzer gewechselt. Das Gebäude links ist die ehemalige Kurverwaltung, die heute dem Schwiegersohn des PNL-Kreisvorsitzenden von Karasch-Severin und angeblichen Spitzenkandidaten für den Kreisrat bei den Wahlen vom 5. Juni, Ion Marcel Vela, gehört, die Zeile rechts wird von Valeriu Verbi]chi saniert, der daraus Luxushotels mit eigenen Thermalanlagen macht.
Foto: Werner Kremm

Der letzte freie Mann der 2012 gewählten Führungsspitze des Kreisrats Karasch-Severin steht unter Justizkontrolle. Die Staatsanwaltschaft erhebt gegen Kreisratsvize Ilie Iova schwere Vorwürfe, da er als Mitglied des Organisierten Verbrecherrings des Iosif Armaş fungiert habe. Letzterer ist verantwortlich für den Verfall des Badekurortes Herkulesbad, wo er mit unlauteren Mitteln viel verkauft hat, wobei das Geld in die Taschen einer engen Gruppe Vertrauter floss. Damit dürfte der PSD-Kandidat Ilie Iova für das Rathaus Karansebesch aus dem Verkehr gezogen sein.

Dass Iova mit den Machenschaften seines Cousins Armaş, wie öffentlich erklärt, nichts zu tun hatte, das demontieren die DIICOT-Staatsanwälte und jene des Kreisgerichts Karasch-Severin nun Schritt für Schritt. Denn Iova war bis 2008 mehrere Jahre lang (genau sechs) als Chefbuchhalter/Finanzdirektor der SC Hercules SA beschäftigt und unterschrieb fleißig Papiere, von denen er – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – sehr wohl wusste, dass alles nur als Verschleierung des beabsichtigten Verkaufs von Immobilien, Liegenschaften und Ausstattungen zum eigenen Nutzen war. Nun verwenden die Staatsanwälte die Aussagen von Iova gegen ihn, die er auf der Pressekonferenz einen Tag nach der ersten Vernehmung zu seiner Rechtfertigung gemacht hatte.

Die Staatsanwälte sagen nämlich, dass Iova zu den wenigen Vertrauten des strukturell misstrauischen Iosif Armaş gehört hat, der ihn wiederholt auch als Geschäftsführer einsetzte. Iova war praktisch der zweite Mann der SC Hercules SA, bis diese Insolvenz anmeldete, und auch einer der Pfeiler der Gruppe organisierter Verbrecher, deren Hauptziel die Verscherbelung des Kurorts war. So gehört er auch zu den Weichenstellern für die getürkten Ausschreibungen und erzwungenen Zwangsvollstreckungen, die durch ungedeckte Kredite und Wucheranleihen ausgelöst wurden. „Seine physische Anwesenheit in der Verbrecherbande war nach deren Konstituierung relativ kurz, aber seinen ‘Beitrag’ zur Entwertung der SC Hercules SA schätzen wir als substanziell ein“, schreiben die Staatsanwälte in einer ersten Schlussfolgerung.

Im Grund verdienten die Mitglieder des Armaş-Rings doppelt: einmal durch die aufgenommenen Kredite, die sie in die Taschen steckten, ohne sie zurückzuzahlen, dann durch die Erlöse aus den Zwangsverkäufen der Immobilien, Liegenschaften und Ausstattungen. Am schlimmsten wiegt in den Augen der Staatsanwälte, dass Iova persönlich im Namen der Firma Kredite zu Wucherzinsen „unter verdächtigen Umständen“ aufgenommen hat und dass er für die Wucherkredite Immobilien der SC Hercules SA als Garantie einsetzte. Das bestreitet Iova auch nicht, nur gibt er dafür humanitäre Gründe an - etwa dringend auszuzahlende Löhne, um eine „Revolte des Personals“ zu verhindern –obwohl er wusste, dass diese damit der Firma definitiv verloren gehen und dass die Kredite (auch wegen solcher Wucherzinsen) nie und nimmer zurückgezahlt werden können, ja, dass dazu gar keine Absicht existierte.

Das Prozedere unter Führung von Iova und Armaş, bei der der SC Hercules SA sowohl das zentrale Verwaltungsgebäude im alten Teil der Stadt, als auch das Apollo-Bad, das Hebe-Bad, das Militärsanatorium und das Apollo-Hotel (das ist die gesamte Gebäudezeile zwischen der Cerna-Brücke und der römisch-katholischen Kirche) verlustig gingen, ist immer das Gleiche. Hauptgeldgeber (meist zu Wucherzinsen) sind das Ehepaar Astrid Beatrice und Iancu Hrelescu, Karansebescher Bekannte von Iova. Sie schließen mit Iova Anleiheverträge ab, die notariell beglaubigt werden und die mit den obengenannten Immobilien garantiert werden – in dem Baustadium und Gebäudezustand, in dem sie eben sind.

Da das Geld meist schon geflossen war, bevor die Anleihen notariell beglaubigt wurden, folgte meist schon knapp einen Monat später die Forderung der Hrelescus an die Behörden, aufgrund der nicht zurückgezahlten Anleihe die Immobilien mit Beschlag zu belegen und zu verkaufen, wobei die Hrelescus das gesetzliche Vorkaufsrecht in Anspruch nahmen. Daraufhin verkauften sie immer sofort weiter. Im Falle des Verwaltungsgebäudes des Kurorts ging das so: am 29.1.2008 beleihen sie die SC Hercules SA mit 150.000 Lei, kurz darauf zusätzlich mit 100.000 Lei. In Wirklichkeit, so die Staatsanwaltschaft, war die Anleihe schon früher getätigt worden und das Geld, teils (30 Prozent) per Überweisung, teils in bar, in den Kassen der Firma von Armaş gelandet. Durch Vermittlung von Iova.

Kein voller Monat nachdem die Hrelescus die Anleihe getätigt hatten, fordern sie die Beschlagnahmung der Gebäude wegen Nichtrückzahlung. In der Versteigerung erwerben sie das Gebäude für 273.000 Lei und verkaufen es sofort weiter an eine Person aus dem Umkreis des Axente Obrejan, genannt „Arabela“ (der hier wohl viele Informationen liefert und über dessen Potenzial an Wirtschaftskriminalität hier schon öfter berichtet wurde). Der Vertraute von Obrejan/“Arabela“ verkauft weiter an den Immobilienmakler und Kurortsanierer Valeriu Verbiţchi (er saniert gegenwärtig einige alte Hotels und das Zentralcasino im Kurpark, steht aber selber im Verdacht der Staatsanwaltschaft). Dieser – wir sind im Jahr 2015 – verkauft es an einen gewissen Cristian Vela. Dieser Vela ist Vizebürgermeister in der Gemeinde Armeniş und der Schwiegersohn des PNL-Kreisvorsitzenden und Bürgermeisters von Karansebesch, Ion Marcel Vela... Laut Aussagen der Staatsanwaltschaft wird die letzte Transaktion im Laufe der gegenwärtigen Untersuchungen nicht weiter verfolgt.