Leben und arbeiten in Holland

Informationsveranstaltung über Rechte und Pflichten der Arbeitnehmer

Bei der Informationsveranstaltung in Temeswar: Rodica Cărăuşu, der holländische Honorarkonsul Marius Popa und Caritas-Geschäftsführer Herbert Grün
Foto: Zoltán Pázmány

Leben und arbeiten in Holland: Laut Aussagen von Rodica Cărăuşu, Beraterin für soziale Angelegenheiten an der Holländischen Botschaft in Bukarest, sind es aktuell 27.000 Rumänen, die die Entscheidung getroffen haben, in den Niederlanden einen neuen Anfang zu wagen. Die meisten dieser Auswanderer sind junge Menschen im Alter von bis zu 35 Jahren, die vor allem aus Bukarest sowie den rumänischen Verwaltungskreisen Konstanza/Constanţa, Galatz/Galaţi, Brăila, Klausenburg/Cluj und Temesch kommen. Mehr als die Hälfte besitzt einen Hochschulabschluss. Vor Kurzem veranstaltete die Holländische Botschaft in Bukarest in Zusammenarbeit mit der Caritas Temeswar/Timişoara eine Informationsveranstaltung in der Stadt an der Bega, die den Titel „Arbeit und Leben in Holland“ trug. Da keine Arbeitsplätze angeboten wurden, war auch das Interesse der Leute, der Veranstaltung beizuwohnen, recht gering.

Dennoch konnten die etwa zehn Teilnehmer wichtige Informationen darüber erhalten, was eine Anstellung in Holland voraussetzt. Seit Januar 2014 haben die rumänischen Arbeitnehmer freien Zugang zum holländischen Arbeitsmarkt. Dies ist der Grund, weshalb die Holländische Botschaft die Informationsveranstaltung Oktober 2014 ins Leben rief. Ähnliche Events liefen in Polen und Bulgarien. Allein in Rumänien wurden bisher über 30 derartige Treffen in mehr als 15 Städten landesweit organisiert. „Ziel ist, die potenziellen Arbeitnehmer aus Rumänien über ihre Rechte und Pflichten in Holland zu informieren, damit die Ausbeutung durch Arbeit ausgeschlossen wird“, sagte Rodica Cărăuşu, die den Vortrag hielt. Der Mindestlohn beträgt in den Niederlanden um die 1500 Euro brutto.

Die Arbeitnehmer bleiben nach Abzug der Steuern mit etwa 1300 Euro in der Tasche. Außerdem gäbe es dort unter anderem auch einen sogenannten „Null-Stunden-Vertrag“, was soviel bedeutet, dass der Arbeitgeber keine Mindestanzahl von Arbeitsstunden garantieren kann. Potenzielle Arbeitnehmer sollten in erster Linie die Einnahmen-Ausgaben-Bilanz unter die Lupe nehmen, so Rodica Cărăuşu. Die Mietkosten betragen im Schnitt 750 Euro im Monat. Hinzu kommen weitere Kosten, wie zum Beispiel für den Nahverkehr (2 Euro/Fahrkarte), für Benzin (1,75 Euro/Liter), Lebensmittel (ein Laib Brot kostet 1,80 Euro), u. v. m. Die Arbeitnehmer müssten auch eine medizinische Haftpflichtversicherung abschließen, die Kosten von etwa 150 Euro im Monat voraussetzt. Einen anderen Aspekt sollten die Arbeitnehmer ebenso beachten: Das wöchentliche Arbeitsprogramm darf in Holland keine 60 Stunden überschreiten.

Sollten die Angestellten auf Gesetzeswidrigkeiten in Holland stoßen, so können sie sich an die holländische Arbeitsaufsicht SZW, an die Beschäftigungsagentur UWV, an die Sozialversicherungskasse SVB, an verschiedene Gewerkschaften, an die Rumänische Botschaft oder sogar an die Polizei wenden, betonte Cărăuşu. Sie hob mehrmals hervor, dass die Bürger Rumäniens, die auf der Suche nach einem Auslandsjob sind, die Personalvermittlungsagenturen aus Rumänien genau unter die Lupe nehmen und auf das Kleingeschriebene in den Verträgen achten sollten. Zu den gefragtesten Berufen in Holland zählen aktuell die Elektriker und Elektroniker, die zeitweiligen Landwirtschaftsarbeiter, die Ingenieure in den Bereichen Mechanik, Elektrotechnik und Marineindustrie sowie die IT-Fachleute. In Zukunft könnte auch die Nachfrage für medizinisches Personal steigen. Die Arbeitslosigkeit in Holland beträgt zur Zeit etwa 7 Prozent.