Leipzig in meiner Vorstellung

Deutsches Kulturzentrum Temeswar veranstaltete Illustrationswerkstatt

Katja Spitzer wollte von den Teilnehmern ihrer Werkstatt, dass sie nicht anders vorgehen sollten, als Albrecht Dürrer im Jahr 1515. So wie der deutsche Grafiker ein Nashorn lediglich aus einer Beschreibung und einer vagen Skizze zeichnete, so sollten auch die Studenten und Illustratoren in Spitzers Werkstatt die Stadt Leipzig nur anhand von Beschreibungen nachzeichnen. Genauer gesagt, sollten sie eine fiktionale Karte erstellen. Die Ergebnisse seien sehr unterschiedlich ausgefallen, meint die Illustratorin Katja Spitzer. „Einige Studenten haben Gebäude gezeichnet, also zum Beispiel Kirchen“, so Spitzer. „Eine andere Person hat sich mit Bäumen beschäftigt. In Temeswar wurde gerade ein Baum gefällt und Leipzig ist eine grüne Stadt. Sie hat versucht, einen Gegensatz darzustellen und hat das Thema damit verknüpft.“

Auf Einladung des Deutschen Kulturzentrums Temeswar leitete die Illustratorin Katja Spitzer eine zweitägige Illustrationswerkstatt. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Das Deutschlandprojekt“. Die inzwischen zweite Auflage möchte durch verschiedene Projekte, die das ganze Jahr über laufen, eine deutsche Stadt mit Temeswar zusammenführen. Letztes Jahr war es die Partnerstadt Karlsruhe, in diesem Jahr ist es Leipzig.

Inzwischen auch besser bekannt als Klein-Berlin. Spitzer lebt und arbeitet nicht in Klein-Berlin, sondern in Berlin, hat aber in Leipzig studiert. Für die Werkstatt hatte sie sich mehrere Themen ausgedacht. Nicht nur eine fiktionale Karte durften die Teilnehmer machen, sie konnten auch Vergleiche zwischen Temeswar und Leipzig ziehen. „Ein anderer Illustrator aus der Stadt hat sich die Person Johann Sebastian Bach vorgenommen“, sagt Spitzer.  „Bach hat in Leipzig gelebt. Der Illustrator hat einen lustigen Vergleich gezogen zu Hornbach. Er hat also ein Wortspiel gemacht, zwischen Bach und Hornbach. Es sind sehr witzige und verrückte Sachen entstanden. Auch die Karten, die die Teilnehmer gemacht haben zur Stadt, finde ich sehr überraschend. Ich glaube, keiner von denen war bisher in Leipzig, und es ist toll, was sie allein durch die Vorstellungskraft und durch das, was sie wussten, für kreative Sachen gemacht haben.“

Katja Spitzer hat letztes Jahr ein Stipendium in der Südtiroler Stadt Bozen erhalten. Dort hat sie schon eine Werkstatt mit Studenten an der Universität gehalten, die Teilnehmer mussten Postkarten illustrieren. In Berlin hält sie regelmäßig Kurse an einer Kunstakademie. Damit hat sie erst vor zwei Jahren angefangen und ist bisher begeistert. Sie würde es immer sehr inspirierend finden, auch die Herangehensweise der Teilnehmer zu sehen. Nicht unbedingt nur die Arbeiten am Ende findet sie sehr interessant. „Das macht mir großen Spaß und das macht mir auch großen Spaß, mich drauf vorzubereiten und mit den Studenten eben zu arbeiten.“

Projektpartner sind die Kunsthochschule Temeswar und die Illustratoren und Grafikdesigner der Agentur „Balamuc“. Livia Coloji hat für das Deutsche Kulturzentrum vermittelt und Illustratoren aus der Stadt zu der Werkstatt eingeladen. „Ich finde es eine einmalige Gelegenheit zu erfahren, wie Illustratoren aus anderen Ländern arbeiten, und Erfahrungen auszutauschen“, so die Mitorganisatorin.

Illustrationen werden immer gefragter. Der Markt hat sich in den letzten Jahren entwickelt, auch in Temeswar. Waren Bukarest und Klausenburg bisher wichtige Zentren, so bildet sich auch in Temeswar inzwischen eine Szene. Die Agentur „Balamuc“ um Livia Coloji, Răzvan Cornici und Ana Kun ist der Beweis.
Die Arbeiten, die während des Workshops entstanden sind, wurden in einer Abschlussveranstaltung in der Mansarde der Kunsthochschule vorgestellt. Sehr unterschiedliche Stile kamen zusammen. Eine Überraschung für Katja Spitzer, die das aus Deutschland so nicht kennt.