Minderheit in Rumänien: Serbisches Kulturerbe bedroht

Politiker und Diplomaten gegen UNESCO-Beitritt des Kosovo

Brennende Kirchen, zerstörte Denkmäler, verängstigt umher irrende Zivilbevölkerung, die der Wut von Menschen ausgesetzt ist, mit denen sie zuvor über lange Zeit friedlich zusammengelebt hatte. Die Bilder – aufgenommen vom Temeswarer Journalisten Raiko Cornea – sind schlicht-weg ergreifend und auch relevant für das, was die Union der Serben in Rumänien zum Thema der geplanten Aufnahme des Staates Kosovo in die UNESCO zu sagen hat. Das Fazit der Serben in Rumänien ist ein klares Nein, denn wer Kulturgüter zerstört, der kann nicht in eine Organisation für kulturelle Angelegenheiten aufgenommen werden, so die Meinung von Slavomir Gvozdenovic, Abgeordneter der serbischen Minderheit im rumänischen Parlament. Gleiche und ähnliche Meinungen vertraten auch Serbiens Generalkonsul in Temeswar, Lazar Manojlovic, der Hochschullehrer Nicolae Ţăran, Vorsitzender des rumänisch-serbischen Freundeskreises in Temeswar, sowie der Vorsitzende der Vereinigung der Serben in Rumänien, Ognean Crîstici.

Bei der Begegnung mit der Temeswarer Presse stellte die serbische Gemeinschaft ihr Schreiben an die rumänische Regierung vor, in dem sie darauf hinweist, dass es durchaus Sinn macht, dass Rumänien sein Veto einlegt, wenn es darum geht, den Kosovo in die UNESCO aufzunehmen. Der Brief erinnert an die Vergehen, die an der serbischen Bevölkerung in Kosovo und Metochien sowohl 1999, als auch 2004 verübt wurden. „Im Laufe der Jahre wurden kulturelle Werte der Serben von den albanischen Separatisten vehement angegriffen“, heißt es im Schreiben der serbischen Gemeinschaft. Der Abgeordnete Slavomir Gvozdenovici ist überzeugt, dass jene, „die Kulturgüter vernichtet haben, keine Garantie dafür geben können, dass sie diese Güter künftig pflegen und schützen werden“, und deshalb sei eine Aufnahme der Provinz in die UNESCO nicht gerechtfertigt.

Höhepunkt der Ereignisse war das Jahr 1999, als viele Kirchen niedergebrannt wurden und man in einem Rachefeldzug jedwede Spuren der serbischen Kultur im Kosovo und in Metochien auslöschen wollte. Nun wollen all jene, die diese Verbrechen begangen haben, der zivilisierten Welt zeigen, dass sie diese Werte schützen, stellen Vertreter der serbischen Minderheit fest. „Wir vermuten, dass man auf diese Weise eine neue kulturelle Identität schaffen und den selbsternannten Staat Kosovo durch die Hintertür der UNO annähern möchte“, heißt es. Der Uni-Professor Nicolae Ţăran glaubt, dass ein Kulturerbe in einer Provinz in Gefahr sei, „die nicht in der Lage ist, sich selbst zu regieren. Wenn die UNESCO diesem Antrag stattgeben wird, macht sie sich zum Komplizen eines Desasters“.

Im Schreiben an die rumänische Regierung erwähnt die Vertretung der serbischen Minderheit in Rumänien, dass die jahrhundertealte serbische Provinz Kosovo und Metochien eine „Wiege der serbischen Kultur und Zivilisation“ ist. In dieser Region sei der serbische Staat gegründet worden, die serbisch-othodoxe Kirche und die ersten Universitäten in serbischer Sprache. „Ebenfalls hier gibt es die größte Dichte an Kirchen in Europa, wo sich Kulturschätze befinden, die auf der UNESCO-Liste stehen, Werte, die von mehreren rumänischen Herrschern gewürdigt und unterstützt wurden“, heißt es weiter im Schreiben. Indem zweierlei Messlatten angesetzt werden, würden mehrere Regierungen versuchen, die Separatisten im Kosovo zu unterstützen, ohne die Entscheidung der UNO abzuwarten. Diese Staaten leisten dadurch einen Beitrag „zur größten Ungerechtigkeit in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg“, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Es sei unvorstellbar, dass die Provinz Kosovo in die UNESCO aufgenommen wird, sagte Serbiens Konsul Lazar Manojlovic. „Wir können die Folgen einer solchen Aufnahme nicht abschätzen. Es ist eine durchdachte politische Entscheidung notwendig, um das Prestige der UNESCO aufrecht zu erhalten“.