Mit allen Mitteln versuchen, die Menschen Gott erkennen zu lassen

ADZ-Gespräch mit dem Salvatorianerpater Martin Gal aus Temeswar

Salvatorianer-pater Martin Gal Foto: Römisch-Katholisches Bistum Temeswar

Pater Martin Gal (30 Jahre) ist Provinzkonsultor der österreichischen Provinz des Salvatorianerordens und Ökonom der Gemeinde Elisabethstadt in Temeswar/Timi{oara. Der aus Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare im Kreis Temesch stammende Pater Martin hat in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal die Koordination der vom verstorbenen Pater Berno Rupp vor einem Vierteljahrhundert initiierten Weihnachtsaktion zur Verteilung von 1600 Päckchen an Kindergarten- und Schulkinder aus Temeswar und Umgebung übernommen. Dies ist nur eine der sozialen Tätigkeiten, die die Salvatorianer in der Stadt an der Bega unterstützen. Seit 120 Jahren ist der römisch-katholische Männerorden in Temeswar präsent. Das runde Jubiläum wurde im vergangenen Herbst auch in der Elisabethstädter Pfarrkirche in Anwesenheit von Bischof Josef Csaba Pál feierlich begangen. ADZ-Redakteurin Raluca Nelepcu sprach mit Pater Martin über die Sozialprojekte und Herausforderungen des Salvatorianerordens in Temeswar.

Die Salvatorianer aus Temeswar haben im vergangenen Jahr 120 Jahre seit ihrer Ankunft in der Stadt an der Bega gefeiert. Was bedeutet das für Sie als in Temeswar tätiger Salvatorianerpater?

Die Salvatorianer sind der einzige Männerorden zurzeit in Temeswar. Früher gab es noch den Piaristenorden als Männerorden in der Stadt. Als ich die katholische Schule „Gerhardinum“ besucht habe, habe ich mich nach einem Orden umgeschaut. Ich hatte praktisch nur eine Option: die Salvatorianer. Ich habe sie dann besucht und das, was sie tun, hat mich angesprochen.

Was ist das Spezifische dieses Ordens?

„Das ist das ewige Leben: Dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen, und Jesus Christus, den Du gesandt hast“. Das ist aus dem Johannesevangelium 17,3. Das Spezifische der Salvatorianer ist, dass wir uns darum bemühen, dass die Menschen Gott erkennen. Und darum bemühen wir uns mit allen Mitteln. Wir machen das nicht konkret nur durch Unterricht oder durch soziale Projekte, sondern wir versuchen, mit allen Mitteln, die uns gegeben sind, die Menschen Gott erkennen zu lassen.

Wieso sind Sie einem Orden beigetreten?

Ich bin einem Orden beigetreten, weil mich die Gemeinschaft anzieht. Als Diözesanpriester ist man vielleicht irgendwo in einer Pfarrei, allein für die ganze Gemeinschaft zuständig, aber in einem Orden sind immer mehrere Leute. Wir sind eine Gemeinschaft, die die Menschen betreut. Das hat mir gefallen.

Wie viele Patres sind zurzeit am Salvatorianerkloster in der Elisabethstadt tätig?

Wir sind vier Patres und ein Bruder. Es geht um zwei ungarische Patres und zwei kroatische Mitbrüder – der eine ist Bruder, der andere ist Pater. Der fünfte ist unser Provinzial aus Österreich, Pater Josef Wonisch, der ständig zwischen Wien und Temeswar pendelt. Pater Josef Wonisch ist eine Woche in Wien, dann wieder eine Woche da, usw. So sieht aktuell unsere Konstellation aus.

Wie ist überhaupt der Orden vor 120 Jahren nach Temeswar gekommen?

Pater Friedolin Zichy kam damals auf Einladung des damaligen Bischofs Dezsöffy nach Temeswar. Der Bischof hatte unseren Ordensgründer, Pater Jordan, in Rom kennengelernt und gemerkt, dass der Salvatorianerorden ein junger, dynamischer Orden war, den er unbedingt auch in seiner Diözese haben wollte. So kamen die Salvatorianer nach Temeswar.

Am Temeswarer Salvatorianerkloster gibt es eine Suppenküche für bedürftige Personen. Was für Sozialprojekte unterstützt der Orden in Temeswar bzw. im Banat außerdem?

Wir unterstützen so einige Sozialprojekte. Einige davon, wie zum Beispiel das Nachtasyl für Obdachlose oder das Frauenhaus für die Opfer häuslicher Gewalt – hat der Salvatorianerpater Berno Rupp (1935 – 2017) gegründet. Die Suppenküche gibt es schon seit dem Jahr 1930, lediglich während des Kommunismus wurde die Tätigkeit unterbrochen. Gleich nach der Wende 1989, als wir das Haus rückerstattet bekommen haben, wurde die Suppenküche wieder eröffnet. Rund 15-20 arme Menschen erhalten täglich ein warmes Mittagessen. Außer der Suppenküche unterstützen wir noch das Nachtasyl für Obdachlose in der Brâncoveanu-Straße und das Frauenhaus in Temeswar sowie das Resozialisierungszentrum, die Kindertagesstätte und das Alterspflegeheim in Bakowa.

Das Salvatorianerkloster wird zurzeit saniert. In welchem Stadium befinden sich die Arbeiten?

Wir haben einige Renovierungen außen und innen durchgeführt. Wir hoffen, dass wir mit den Innenrenovierungen bis Sommer fertig werden. Wir haben die Gänge neu renoviert, den Raum der Suppenküche, und in diesem Jahr wollen wir noch die Küche und den großen Speisesaal sanieren lassen. Wir hoffen, dass wir bis Sommer endlich fertig werden, damit wir unsere Gäste herzlich empfangen können.

Wie sieht es aus mit dem Nachwuchs für den Orden? Gibt es zurzeit Aspiranten?

Ja, gerade gibt es einen Kandidaten, auf den wir sehr stolz sind. Adrian Hafner hat Jura studiert, er hat als Fahrer und in der Bank gearbeitet und er hat sich schließlich entschieden, in unseren Orden einzutreten. Er lernt Deutsch in Wien, er hat dort Bestnoten und er spricht schon seit fünf Monaten fließend Deutsch.

Welche Herausforderungen sehen Sie für den Salvatorianerorden in Temeswar?

Die größte Herausforderung ist, dass wir das große Haus, das sich hinter der Kirche befindet, erhalten. Wir hoffen, dass wir mit der Unterstützung unserer Gäste das Haus auch so, wie es ist, erhalten können. Es kommen viele Gäste aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu uns, aber wir empfangen herzlichst auch Gäste aus Rumänien, die bei uns übernachten wollen.