Mit „Apples and Gasoline“ rund um die Welt

Ancuța Coman und Cristian Boldișteanu leben ihre Träume

Ancuța Coman und Cristian Boldișteanu kündigten ihre Jobs und folgten ihren Träumen.

Mit dem Motorrad befuhren die beiden Reiselustige 2017 Europa bis nach Marokko.

Interessante Reiseberichte über Marokko und Asien sowie Tipps und Tricks fürs Reisen in bestimmten Ländern und Orten kann man im Internet auf ihrem Blog „Apples and Gasoline“ sowie auf www.facebook.com/ApplesAndGasoline/ und Instagram verfolgen.

Ancuţa und Cristi haben infolge ihrer Erfahrungen ein Reiseführer zusammengestellt. Dieser ist von der Webseite www.applesandgasoline.com abrufbar.

Wäre es nicht wunderbar, wenn man einfach alles stehen und liegen lassen und ab sofort nur noch mit wenig Geld und Gepäck die Welt bereisen könnte? Fremde Länder und Kulturen kennenlernen und das Leben einfach genießen? Wie oft haben wir uns nicht diese Fragen gestellt? Meistens noch während unseres Urlaubs oder kurz darauf, nachdem man sich schon an das entspannte Leben gewöhnt hatte. Mit einem tiefen Seufzen vertreiben wir dann schnell all diese Gedanken und tauchen von Neuem ganz tief in die Routine des Alltags ein. Zwei Temeswarer wollten dies aber nicht akzeptieren. Das Leben ist mehr als nur das ständige Warten auf das Wochenende und die zwei Urlaubswochen im Sommer oder den kurzen Skiurlaub im Winter. Jeder Tag soll mit Freude gelebt werden – sagten sich Ancuța Coman (28) und Cristian Boldișteanu (39) entschlossen und starteten vor einem Jahr ein wahres Lebensabenteuer.

2017 kündigten sie ihre Jobs, verkauften ihr Auto und ihre persönlichen Sachen, kündigten ihre Mietwohnung in Temeswar und begannen eine Reise rund um die Welt. Zuerst fuhren sie mit dem Motorrad durch Europa nach Marokko, dann verbrachten sie fünf Monate in Asien. Mittlerweile sind sie nach Temeswar zurückgekehrt, arbeiten als Freelancer und planen noch weitere Abenteuer.

Ancuța und Cristi sind ganz normale Menschen. Sie arbeiten, denken und machen Pläne, so wie die meisten. Doch was sie von der Mehrheit unterscheidet, ist der Mut, alles zurückzulassen und ihre Träume zu leben. „Bis vor zwei Jahren wollten wir, genauso wie die meisten Menschen rund um uns, ein Haus, eine Familie und Urlaub. Trotz all dem machten wir uns sehr viele Gedanken in Bezug auf unser Ziel im Leben. Wir fühlten, dass mehr hinter dem alltäglichen Leben steckt. Unser Ziel ist nicht, ein Leben als Roboter zu führen und zu arbeiten, bis wir in den Ruhestand treten. Auch wenn wir unsere Berufe lieben, konnten wir keine Ruhe finden. Wir hatten vor der Routine eines von der Gesellschaft vorgeschriebenen Lebens Angst. Wir konnten einfach keine logische Antwort auf die Frage ´Warum sollen wir fünf Tage pro Woche an ein Büro gefesselt sein und das bis zur Rente?` finden“, erzählt Ancuța Coman. „Wir konnten nicht verstehen, warum wir arbeiten müssen, um Geld zu verdienen, das wir dann für Sachen ausgeben, auf die wir verzichten könnten, zum Beispiel eine Rate an die Bank für die nächsten 30 Jahre für ein Haus begleichen zu müssen usw. Das Leben muss mehr als das sein, dachten wir uns, und wir wollten sehen, ob es wirklich wahr ist“, setzt Ancuța fort.

Auslöser für ihre Unruhe war eine Reise nach Bali 2016, erzählen Ancu]a und Cristi. Für wenige Wochen kriegten sie eine Vorkost auf das ruhige und entspannte Leben vor Ort. „Seit unserer Rückkehr damals war unser Leben nie wieder wie vorher“, sagt Ancuța Coman. Die Unruhe wurde danach nur noch größer und löste in ihnen eine Suche, absurde Lebensregeln abbauen zu wollen, aus. So begannen sie, Geld zu sparen, Dinge zu verkaufen und Pläne zu machen. Ancuța leitete damals ein Team in der Human-Ressourcen-Abteilung innerhalb einer HR-Agentur und Cristian war Manager in einem IT-Unternehmen in Temeswar.

„9-to-5-Jobs“ kündigen – die schwerste Herausforderung

„Wir kündigten mit dem Gedanken, zu entkommen, aber auch zu reisen. Dies schien für uns, aber auch für all unsere Freunde, Verwandte und Bekannte der größtmögliche Wahnsinn. Wir liebten es, zu reisen und taten dies sehr oft, auch wenn nur für einzelne Wochenendaufenthalte im In- oder Ausland. Wir waren aber keine Abenteurer. Wir haben keine Berge bestiegen oder mehr als zwei Nächte in einem Zelt übernachtet usw. Als wir den Leuten erzählten, was wir vorhaben, schien es uns, dass wir eher uns selber davon überzeugen wollten, als die anderen“, erzählt Cristian Boldișteanu.

Das Abenteuer begann für das Paar eher locker. Zuerst unternahm es eine Rundreise durch Rumänien, eine Fahrt mit dem Auto nach Griechenland und ans Schwarze Meer – „alles war zum Aufwärmen für das wahre Abenteuer im Bali gedacht“, sagt Cristi.
Immer mit diesem Endziel im Hinterkopf machte Cristian auch seinen Motorrad-Führerschein und kaufte sich sogar ein Motorrad. „In Bali gibt es sehr viele Motorräder. Sie sind Hauptverkehrsmittel dort. Für unsere Reise war also ein Motorradführerschein sehr wichtig“, erklärt Cristian Boldișteanu. Mit rund 1000 Kilometern Erfahrung sollte Cristian zusammen mit Ancuța schließlich in ein neues Abenteuer starten: mit dem Motorrad nach Marokko.

Mit wenig Gepäck, einem Zelt und etwas Essen begannen sie ihre Entdeckungsreise. Zweieinhalb Monate tourten die beiden durch Europa bis nach Marokko und machten Halt in jedem Land, das sie durchquerten; lernten über Land und Leute, lernten sich dabei selbst als Paar besser kennen, verraten Ancuța und Cristian. „Die Reise nach Marokko war der pure Wahnsinn für uns. Auf dem Weg begegneten wir vielen Herausforderungen. Das Größte von allem war aber der Übergang von einem normalen Alltagsleben - die lange Zeit mit allem, was uns bekannt war, zurückzulassen, was man hätte sein können - und sich auf etwas Unbekanntes einzulassen. Du weißt einfach nicht, was als nächstes kommt“, erzählt Ancuța Coman. „Unsere schönsten Erinnerungen davon sind jene, die mit dem Campen zu tun haben. In den ersten zwei Wochen bauten wir unser Zelt jeden Abend woanders auf - von Kroatien bis Spanien. Es war wunderbar, alles, was man braucht, dabei zu haben, von Kleidung bis Unterkunft. Die Tatsache, dass wir in der Natur einschliefen und aufwachten, dass wir manchmal keinen Handy- oder Internetempfang hatten, dass wir am Morgen in der Nähe des Zeltes Essen zubereitet und Kaffee gekocht haben, kann man nicht vergessen und wir können es kaum erwarten, die Erfahrung zu wiederholen“, fügt Ancuța hinzu.

Vom Reisetagebuch zum Reiseführer

Während der Marokko-Reise entstand auch „Apples and Gasoline“. Zuerst war dies eine Art Reisetagebuch auf Facebook, wo Reisebilder hochgeladen wurden. Daraus entwickelte sich rasch ein Blog. Mittlerweile ist www.applesandgasoline.com eine Webseite, wo viele Erlebnisse und Erzählungen in Wort und Bild gesetzt werden. „Wenn man reist, will man die Reise dokumentieren und das Erlebnis mit der Welt teilen. Dies war auch eine Möglichkeit für uns, mit den Leuten von zu Hause im Kontakt zu bleiben, so dass wir sie immer mit allem, was wir entdecken, auf dem Laufenden hielten. In der Zwischenzeit ist dies auch ein Weg geworden, der uns einige Vorteile gebracht und in letzter Zeit einige Kooperationen erleichtert hat“, sagt Ancuța. Sie schreibt die Texte, Cristi schießt die Bilder und nun gibt es auch eine Variante der Webseite in englischer Sprache. Die Seite ist mehr als nur ein Reisetagebuch. Auf „Apples and Gasoline“ werden viele Tipps und Tricks fürs Reisen verraten – die Seite bietet auch einen Reiseführer für bestimmte Ziele.

Der Name, auf Deutsch übersetzt „Äpfel und Sprit“, kam ganz selbstverständlich für die beiden Temeswarer. „Auf unserer Reise waren für uns diese beiden Dinge unentbehrlich: Äpfel waren unsere Snacks zwischen-durch, die leicht im Gepäck Platz finden konnten und auf Sprit konnten wir auf keinen Fall verzichten“, sagt Cristi.

Ein ganzes Jahr dauerte die Vorbereitung für die lang ersehnte Bali-Reise. Im Herbst vergangenen Jahres hieß es endlich „Ab nach Bali!“ für die beiden Temeswarer. Fünf Monate reiste das Paar durch den südöstlichen Teil Asiens. „Ganz im Gegenteil zur Reise nach Marokko, als wir unbedingt für die Hochzeit meines Bruders zurückkehren mussten, hatten wir hier keinen Termin. Nichts drängte uns, wir hatten Zeit, verschiedene Gegenden Schritt für Schritt zu erkunden und dort wirklich zu leben. Uns war wichtig, den Ort zu spüren, mit den Menschen dort zusammenzusein, zu sitzen und zu fühlen“, erzählt Ancuța.

Nach fünf Monaten Asien - unter anderem in Kambodscha, Indonesien, Malaysia, Bali, Singapur, Thailand - kehrten sie nach Hause zurück. „Nach einiger Zeit verspürt man die Notwendigkeit, sich wieder mit der bekannten Realität von Zuhause zu verbinden … , um zu spüren, dass der bestimmte Ort, an dem du für so lange Zeit gelebt hast, wirklich existiert“, bekennt Ancuța Coman. „Derzeit wollen wir nicht mehr so schnell wieder entkommen – doch ein normales Leben zu führen, ist für uns nicht mehr vorstellbar“, setzt auch Cristian Boldișteanu fort. Die beiden Reiselustigen planen bereits weitere Herausforderungen und Touren. „In all dieser Zeit haben wir gelernt, dass Geld kein Problem ist im Leben, sondern nur der Wille, die Motivation, der Mut, etwas von dem, was du bist, zurückzulassen und zu etwas Unbekanntem zu gehen, das dich in einer Weise verwandeln wird, die du nicht mal erahnst. Für uns steht nur eines fest: Dort, wo Leute leben, gibt es Essen, Unterkunft und Kleidung. Man muss sich nur trauen, außerhalb der Grenzen zu sehen“, schließen Ancuța und Cristi.