Null Warteschlangen

Online-Plattform soll Wartezeit verkürzen

Das ZeroCozi-System kann in öffentlichen Institutionen sowie in privaten Unternehmen von Tourismusbetreibern, in Museen, Vergnügungs- und Aquaparks angewandt werden. Foto: Zero Cozi

Was wäre der Alltag, wenn man sich direkt an die Person am Schalter wenden könnte, ohne vorher minutenlang oder sogar stundenlang in einer langen Warteschlange gestanden zu haben? Oder wenn der Eintritt in ein Museum, in einen Vergnügungspark und der Service in der Bank auch ohne kostbare Zeit zu vergeuden ablaufen würde? Warteschlangen abzuschaffen, das nimmt sich nun ein Team von IT-Fachleuten aus Temeswar vor. Durch die „Zero Cozi“-Plattform (zu Deutsch „Null Warteschlangen“) soll unser Warten im Alltag verkürzt werden, wobei diese Lösung sowohl für öffentliche Einrichtungen, als auch für private Räume und Unternehmen gedacht ist. Ziel ist es, im Allgemeinen das Zeitmanagement zu fördern. „Wir schätzen Ihre Zeit! Wir reduzieren die Wartezeiten in Warteschlangen durch eine digitale und intelligente Lösung“, heißt das Motto der Plattform zerocozi.ro.

Radu Jakab ist einer der beiden Temeswarer IT-Ingenieure, die dieses Projekt entwickelt haben. „Wir haben einen zentralen Server, der diese Warteschlangen verarbeiten kann. Wir haben immer noch die Maschinen, die uns ein Ticket geben. Dieses ganze System kann auch mit einer Web-Verbindung auf unseren Handys integriert werden. Anschließend können wir unsere Bestellnummern von unserem Büro, von zu Hause oder aus unserem Auto verlangen. Das System kann uns dann sagen, wie viele Leute sich in der Schlange befinden, um eine faire Erwartung zu haben von dem, was wir vor Ort vorfinden“, erzählt der IT-Fachmann.

Das Warten vergeudet Zeit. Doch wie viel Zeit wir in Warteschlangen verbringen und die Auswirkungen des Verlusts, darüber haben wir schon längst aufgehört, uns Gedanken zu machen. Bruttoschätzungen zeigen: „Jede Person in den USA verliert etwa drei Tage pro Jahr in Warteschlangen, wobei in Großbritannien jede Person 5,5 Stunden pro Jahr verliert. Multipliziert mit der Anzahl der Menschen, sind es jährlich über Hunderte Millionen verlorene Stunden. Wenn diese in Arbeitsstunden umgerechnet werden, dann kann man von Milliarden-Dollar-Verlusten reden. Insbesondere im Bereich der Touristenattraktionen bedeutet beispielsweise diese Abfallzeit in Warteschlangen weniger Geld, das von Kunden ausgegeben wird, und trägt auch zu einer schlechteren Erfahrung vor Ort bei. Dies ist das Hauptproblem, mit dem wir uns befassen, und das Ziel von Anwendungen wie unsere ist, diese Zeit zu minimieren oder gar zu beseitigen. Natürlich gibt es einen großen Abstand zwischen möglichen Lösungen und effektiven Implementierungen. Dies ist jedoch der Kontext, in dem unsere Plattform und Anwendung betrachtet werden sollte“, erklärt Radu Jakab.

Das ZeroCozi-System könnte demnächst auch in öffentlichen Einrichtungen in Großstädten wie Temeswar/Timișoara, Reschitza/Reșița und Hunedoara eingesetzt werden. Gedacht ist es aber für alle Einrichtungen, wo sich Warteschlangen bilden können – von der öffentlichen Verwaltung bis hin zu Museen, Aquaparks und zu anderen touristischen Attraktionen. Mögliche Kunden und Institutionen können derzeit die Demovariante der Plattform online unter demo.zerocozi.ro testen. „Wir hatten mittlerweile Diskussionen mit Vertretern jeweiliger Einrichtungen und Behörden. Fortgeschritten sind unsere Diskussionen mit der Stadtverwaltung Reschitza, die dafür eine EU-Finanzierung beantragen möchte“, sagt Jakab.

ZeroCozi ist aber nicht nur zur landesweiten Anwendung gedacht. Sie kann auch im Ausland benutzt werden. Dafür versuchen die Temeswarer IT-Fachleute derzeit, eine Finanzierung für ihr Produkt zu finden. Eine erste finanzielle Unterstützung in der Umsetzung ihres Projekts haben die beiden IT-Ingenieure Radu Jakab und Cristian Voina über die Temeswarer Industrie- und Handelskammer (IHK) von den deutschen Partnern aus Frankfurt a. M. Climate-KIC bekommen. EIT Climate-KIC verknüpft Innovationsförderung, ein europäisches Akzeleratorprogramm für Start-Ups sowie hochwertige Bildungsangebote, um systematisch Wissen in wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleitungen umzuwandeln. Die 20.000 Euro-Finanzierung trug zu den ersten Schritten zur Verwirklichung des ZeroCozi-Projekts bei. „Um komplett umgesetzt und dann auch instand gehalten zu werden, braucht das Projekt aber etwa 100-150.000 Euro“, schätzt Radu Jakab.

„Die Plattform ist auch eine gute Gelegenheit Kunden mit Dienstleistern und Institutionen in Verbindung zu setzen. Kunden können Feedback geben und Betreiber zum Beispiel über jeweilige Änderungen informieren“, schließt der IT-Fachmann.