Pfingstgottesdienst mit Konfirmation

Gemeindefest in der Bukarester evangelischen Gemeinde

Geduldig warten die Gottesdienstbesucher, das Abendmahl einnehmen zu können.
Foto: Sarah Bioly

Am vergangenen Sonntag feierten die katholischen und evangelischen Gläubigen Pfingsten, also die Aussendung und den Empfang des Heiligen Geistes. Alle Plätze in der Bukarester evangelischen Kirche in der Strada Lutherană waren während des Gottesdienstes besetzt. Die evangelische Kirchengemeinde ist groß, trotzdem ist das Miteinander persönlich. Während die Kirche sich noch füllt, drehen sich immer wieder Einzelne um, suchen die Reihen nach Angehörigen und Freunden ab und winken ihnen freudig zu, wenn sie diese entdecken. Dann ertönt Musik. Andächtig betreten der Stadtpfarrer Dr. Daniel Zikeli und Pfarrer Andrei Pinte an der Spitze des Presbyteriums der Gemeinde die Kirche und der Gottesdienst beginnt. Der Pfarrer liest aus Johannes 14 und über die gespaltenen Zungen für die Apostel, als der Heilige Geist über sie kam, sodass jeder sie in der eigenen Sprache verstehen konnte. „Aber was ist der Heilige Geist eigentlich?“, fragt der Pfarrer in der anschließenden Predigt. Seine Antwort ist: „Er ist Gott in uns. Er schenkt uns Lust und Laune für Gottes Wort und dadurch heilt er uns von einer kollektiven Amnesie. Er erinnert uns an das Wort Gottes.“

Aufmerksam lauscht die Kirchengemeinde dem Pfarrer. Vereinzelt quengelt ein Kind. In der letzten Reihe füttert eine Mutter ihre Tochter, damit diese ruhig ist. Dann ist der Wortgottesdienst zu Ende und die Masse erhebt sich zum Gebet. Die meisten sind in dunklen, unauffälligen Farben gekleidet. Nur ab und zu blitzt der rebellisch rote Pullover einer älteren Dame hervor. Während des Pfingstgottesdienstes werden auch zwei neue Mitglieder, ein junger Mann und eine ältere Dame, in die Gemeinde aufgenommen, sie werden konfirmiert. Es folgt für alle das Abendmahl. Immer zehn Personen knien vor dem Altar nieder und die beiden Pfarrer überreichen ihnen die Hostie und einen Schluck Wein. Die Schlange ist lang und während der Großteil noch darauf wartet, ebenfalls am Abendmahl teilhaben zu dürfen, bewundern zwei ältere Herren im Kirchenschiff eine kleine Bilderausstellung von Klöstern und Kirchenburgen in Rumänien. Die Fotos sind von Dr. Klaus Fabritius. Schon als Kind hat er mit dem Fahrrad Ausflüge zu den siebenbürgischen Kirchenburgen unternommen, jetzt führt er vor allem private Besucher zu den Sehenswürdigkeiten. Rund 190 evangelische Kirchenburgen gibt es, wo früher die Dorfbevölkerung Schutz vor Feinden suchte. „So viele kann die evangelische Kirche natürlich nicht erhalten, schließlich muss auch eine Verwendung dafür gefunden werden. Trotzdem ist es schön zu sehen, wenn etwas getan wird und die Kirchen restauriert werden“, erzählt Fabritius, der die Fotografie zu seinem Hobby gemacht hat. Die Ausstellung in der Kirche war spontan eingerichtet worden und stellt auch nur eine kleine Auswahl seiner Bilder dar. Den zwei Herren erklärt er, welche Kirchenburg sie gerade betrachten, denn auch unbekanntere Baudenkmäler sind unter den Fotos.

Dann setzt die Musik wieder ein und die drei eilen schnell auf ihre Plätze. Die Gesangbücher werden aufgeschlagen, die Lesebrillen aufgesetzt, dann stimmen nach und nach die Mitglieder der Kirchengemeinde in den Chor ein. Während des Gottesdienstes wird viel gesungen. Auch eine Sängerin hat drei kleine Auftritte. Nach über zwei Stunden entlässt der Pfarrer die Kirchengemeinde mit seinem Segen zum Grillfest, das im Hof der Kirche vorbereitet wurde. Das Blasmusikorchester der baptistischen Gemeinde, vorwiegend aus jugendlichen Musikern, untermalt die Szenerie auf dem Platz mit fröhlicher Musik. Die noch andächtige Stimmung löst sich langsam von den Teilnehmern und wandelt sich zu einer festlichen Atmosphäre. Eine ältere Dame, in beiden Händen einen vollen Teller vom Buffet, tanzt Hüfte schwingend ihrem Mann entgegen und überreicht ihm die Mahlzeit. Es gibt verschiedene Salate, Brot und Gegrilltes. Auch an einem Unterhaltungsprogramm für die Kinder fehlt es nicht. Ein Zauberer führt allerlei Tricks auf und bringt damit nicht nur die Kinder zum Staunen. Die Mädchen und Jungen drängeln sich dicht um den schwarz gekleideten Mann mit Zylinder, pusten und schwingen auf Geheiß den Zauberstab. Ein bisschen distanzierter, aber nicht weniger neugierig stehen die Erwachsenen dabei. Ein Lächeln huscht über deren Gesichter, wenn ein Zaubertrick gelingt. Kein Wunder, dass das Miteinander so persönlich ist. Die Kirche hält ihre Schäfchen zusammen.