Pflasterstein, Asphalt und wieder Pflasterstein

Kein Ende nehmende Investitionen in Kronstädter Straßen

Der Straßenabschnitt vom Star-Kaufhaus bis Modarom soll wieder gepflastert werden.

Statt der gegenwärtigen drei Fußgängerstreifen vor Modarom, soll ein einziger diagonal eingerichtet werden.

An der Endhaltestelle des öffentlichen Personentransportes auf der Postwiese sollen in Zukunft auch die Reisebusse je 15 Minuten zum Ein- und Aussteigen der Touristen anhalten können.
Fotos: der Verfasser

Offensichtlich ist viel Geld im Kronstädter Stadthaushalt für die Reparatur und Modernisierung von Straßen vorhanden, sonst kann man sich  nicht die immer wieder stattfindenden Neugestaltungen erklären. Straßen, die gepflastert waren, erhielten eine Asphaltdecke, die dann nach Jahren wieder beseitigt wurde, um wieder Pflastersteine zu legen. Unzählige Verkehrsinseln prägen das Stadtbild, um den Straßenverkehr flüssig in Gang zu halten. Natürlich ist immer die gleiche Firma am Werk , deren Arbeiter und Anlagen das ganze Jahr im Stadtgebiet beschäftigt sind.  Wo es sich um absolut erforderliche Maßnahmen handelt, sollte man auch nichts einwenden. Doch einige kürzlich gefasste Beschlüsse der Verkehrskommission des Bürgermeisteramtes  lassen einem solche Fragen aufkommen: Müssen die Investitionen vorgenommen werden, und sind sie tatsächlich nützlich?

Wieder Steinpflaster für drei Straßen der Inneren Stadt

Genannte Verkehrskommission  bestehend aus Architekten, Vertretern der Verkehrspolizei, Stadtplanern, Fachleuten, hat beschlossen, einigen Straßenabschnitten wieder das mittelalterliche Aussehen zu verleihen.  Dabei soll deren Asphaltdecke durch Steinpflaster ersetzt werden.  Erster Abschnitt, der in Angriff genommen werden soll und der erst vor wenigen Monaten einer neuen Verkehrsgestaltung unterzogen worden war, ist der vom Star-Kaufhaus bis zum Modarom-Gebäude. Dieser Straßenabschnitt befand sich außerhalb der ehemaligen Stadtmauern, so ist fraglich ob durch die Ersetzung des Asphalts mit Pflastersteinen dem Umfeld das „mittelalterliche“ Aussehen verliehen wird.  Hier soll vor Modarom auch eine Fußgänger-Insel eingerichtet werden, damit die gegenwärtigen drei Zebrastreifen  aufgelöst werden und die Passanten auch in Diagonale  über die Straßenkreuzung wandern können.

Bei gleicher Zusammenkunft wurde beschlossen, den Abschnitt der Apollonia-Hirscher-Gasse, gelegen zwischen der Schwarzgasse/Nicolae Bălcescu-Straße und Burggasse/Castelului, wieder mit Steinpflaster zu versehen.  Um den da befindlichen Transformator soll eine grüne Insel eingerichtet werden.  Auch da wurde vor wenigen Jahren das Steinpflaster durch eine Asphaltdecke ersetzt. Ein gleicher Schritt soll in der inoffiziellen Parkanlage  hinter der Nationalbank am Alten Marktplatz vorgenommen werden.

Eine Umgestaltung der Castanilor-Straße und des damit im Umfeld bestehenden Autoverkehrs soll bald in Angriff genommen werden. Die Nützlichkeit der Investition, die über zwei Millionen Lei vorsieht, ist von vielen Kronstädtern in Frage gestellt. Hier wurde der bis vor Jahren übelriechende Tömösch-Kanal zugedeckt. Seither befindet sich darüber eine Parkanlage mit Kastanienbäumen, öffentliche Parkplätze sind da eingerichtet worden. Nun hat das Bürgermeisteramt ein Projekt angenommen, laut dem der Kanal wieder freigelegt werden soll. An diesen sollen Alleen für Spaziergänger eingerichtet, Ziersträucher, einige der Kastanienbäume versetzt werden. Und das auf nicht einmal 500 m Länge. In Folge muss der Verkehr in der  davor befindlichen Kreuzung der Bahn-/Iuliu Maniu-, Petersberger-/13 Decembrie-, Castanilor- und Traian- Grozăvescu-Straße voraussichtlich durch eine Verkehrsinsel neu geregelt werden. Haben die Stadtväter aber auch in Betracht gezogen, dass keine Abfälle in das Wasser gelangen sollten, nicht wieder Geruch verbreiten wird, da der Tömösch-Kanal  bis zu diesem Abschnitt einen großen Teil der Stadt durchquert?

Die Linke weiß nicht, was die Rechte tut

Auf Antrag einer Nichtregierungsorganisation  hatte das Bürgermeisteramt im März durch die Bauarbeiten in der Oberen Vorstadt/Schei einige Straßen in Einbahnstraßen  umgestaltet. Nach einem Protest der Bewohner ist aber in der im Mai stattgefundenen Sitzung der Verkehrskommission der Beschluss rückgängig   gemacht worden. Die Kommission genehmigte, wieder auf  die ehemalige Lage mit Verkehr in beiden Richtungen zurück zu kommen. Anwesend war dabei auch der Vertreter der Verkehrspolizei. Da einige Verkehrszeichen, die  den Einbahnverkehr regelten, somit beseitigt werden mussten und die Verkehrspolizei nicht davon in Kenntnis war, erhielt das Bürgermeisteramt eine Strafe von 3045 Lei.  Offensichtlich hatte der Polizeivertreter seine Vorgesetzten nicht von den angenommenen Änderungen in Kenntnis gesetzt.

Zu regelrechten Protesten kam es in letzter Zeit in dem Coresi-Neubauviertel, das an Stelle des ehemaligen Traktorenwerks entsteht. Für die zahlreichen Blocks, die da errichtet wurden, sind zwar die Straßenzüge gezeichnet worden, doch die Unternehmer hatten nicht auch die Pflicht, für die Straßeninfrastruktur aufzukommen. Zudem sind die Eigentumsverhältnisse der Bauflächen nicht geregelt. Nun tauchen Eigentümer auf, die ihre Grundstücke beanspruchen,  auf denen Straßen gebaut werden sollten.  Diese können die Besitzverhältnisse mit dem Rathaus klären, doch das ist von Dauer. Aus Mangel an Straßen müssen die Bewohner dieses neuen Stadtviertels besonders bei Schlechtwetter  diese Missstände auf sich nehmen. Nun hat genannte Verkehrskommission die Baugenehmigung für sieben Straßen erteilt, die nun modernisiert werden sollen.

Standort für Reisebusse an Stadtrand verlegt

Nun wurde von der Verkehrskommission der Stadt auch bestimmt, dass die Reisebusse nicht mehr wie bisher auf der unteren Burgpromenade parken dürfen, von wo aus die Touristen  einen kurzen Weg in den alten Stadtteil hatten, sondern eine Parkanlage in Bartholomae, im Gebiet des ehemaligen Stadions, erhalten sollen. In diesem Kontext wurde beschlossen, die Endhaltestelle der Stadtbusse auf der Postwiese  neu zu gestalten, damit auch die Reisebusse da für je 15 Minuten beim Ein- oder Aussteigen der Touristen anlegen können.  Besonders die Reisebusse mit ausländischen Touristen legten kurze Aufenthalte beim Waisenhausgässer-Tor, am Alten Marktplatz vor dem Mureșenilor-Gedenkmuseum, am Anger, an anderen Stellen in der Inneren Stadt  ein, damit die Besucher schnell aussteigen können und die Fahrer dann an die markierte Parkanlage außerhalb der alten Stadtmauer fuhren. Das neue Vorhaben der Verkehrskommission kommt sicher nicht der steigenden Besucherzahl der Stadt, der Entwicklung des Tourismus entgegen.

Ob die neuen Bestimmungen der Verkehrskommission von Dauer sein werden, ist fraglich.  Der Sprecher des Bürgermeisteramtes betonte, diese Maßnahmen sollen umgesetzt werden, doch falls sie sich nicht als entsprechend erweisen, wird man auf andere Lösungen zurückkommen.