Pflichtübung Bürgermeisterwahl

Kaum neue Gesichter im Kreis Temesch

Sorin Grindeanu (Foto) von der PSD hat nach der Allianz mit der UNPR das Amt des Temescher Kreisratspräsidenten so gut wie sicher. Erwartet wird, dass die beiden UNPR-Spitzen, Titu Bojin und Ion Răducanu, die Ämter der Vizepräsidenten bekleiden werden.
Foto: Zoltán Pázmány

Grundsätzlich dürfte man meinen, den Temeschern wurde in der vergangenen Legislaturperiode eine Menge geboten: Die Verkehrsanbindungen sind hervorragend, Straßen, Wasser und Kanalisation haben Einzug auch in den ländlichen Raum gehalten und mit den Steuersätzen sind sie rundum zufrieden. Möglicherweise hat es der Wählerschaft auch an sinnvollen Alternativen gemangelt. Der angesprochene Zufriedenheitsgrad ließe sich aus der Statistik nach den Kommunalwahlen vom 5. Juni herauslesen. Nur 21 von ganzen 99 Bürgermeistern in den Kommunalverwaltungen des Kreises Temesch wurden neu gewählt. Nicht zuletzt: In den Städten des Kreises wurde allein der Busiascher Bürgermeister Viorel-Alger Ilaş abgewählt. Neun von insgesamt zehn Stadtoberhäuptern bleiben also im Amt. Die meisten Bürgermeister, die meisten Kommunalräte und die Stimmenmehrheit sicherte sich die PSD bei den Kommunalwahlen vom 5. Juni. Zwar bleibt offen, wie die Wahlen vom kommenden Wochenende, dem 19. Juni, in der Gemeinde Schag ausgehen, wo die Kandidaten der PSD und der PNL beide die gleiche Stimmenanzahl auf sich vereinen konnten.

Bisher hat die PSD im Kreis 52 Bürgermeisterämter gewonnen, die Liberalen 39, der Ungarnverband zwei, die UNPR zwei und ein einziger parteiloser Kandidat schaffte es, Bürgermeister zu werden. In ihren Ämtern bleiben auch die beiden deutschstämmigen Bürgermeister Nikolaus Crăciun und Stefan Varga (beide PNL), die erneut das höchste Amt in Tschanad/Cenad bzw. Tolwad/Livezile einzunehmen vermochten. In den zehn Städten des Kreises konnten die Sozialdemokraten jedoch so gut wie gar nicht überzeugen. So kommt hier die PSD – genauso wie vor vier Jahren – nur auf zwei Bürgermeister. Konsequent sozialdemokratisch blieben dabei die Wähler allein in Lugosch, wo Bürgermeister Francisc Boldea gerade seine dritte Amtszeit antritt. Die PSD unterlag bei den Bürgermeisterwahlen in diesem Jahr gegenüber 2012 in Busiasch. Die Möglichkeit, ungestraft die Partei zu wechseln – die der damalige Premierminister Ponta 2014 genehmigt hatte – sichert jedoch den Sozialdemokraten den Bürgermeisterposten in der Winzerstadt Rekasch. Teodor Pavel, zur PSD übergelaufen, kandidierte für diese Partei und gewann. Ansonsten haben die Liberalen die anderen acht Bürgermeisterämter inne. Vor vier Jahren hatten sie sich vorwiegend als PDL-Kandidaten zur Wahl gestellt – heute sind PDL und PNL eine einzige Partei. Von den 99 Bürgermeistern sind bisher 20 neu gewählt und auch in Schag, wo eine Stichwahl ansteht, wird es ein neues Gemeindeoberhaupt geben, denn der Ex-Bürgermeister Venus Oprea hatte nach etwa zwei Jahrzehnten auf eine weitere Amtszeit verzichtet.

Die Vertretung der ungarischen Minderheit hat gegenüber dem vorangegangenen Wahlgang einen Bürgermeister weniger. In Otelek wurde nämlich der Vertreter des UDMR abgewählt. Gheorghe Nacov war viele Jahre lang der einzige Vertreter der bulgarischen Minderheit mit Bürgermeisterwürden. Anfang Juni wurde er von seinen Landsleuten in Neubeschenowa/ Dudeştii Noi nicht mehr bevorzugt. An seiner Stelle schenkte die Wählerschaft dem Liberalen Bono Cucalan mehr Vertrauen.
Einen jungen und unerfahrenen Bürgermeister hat die Gemeinde Giroda bei Temeswar. Ionuţ Stănuşoiu ist mit 27 Jahren nicht nur der derzeit jüngste Gemeindevater im Verwaltungskreis Temesch, sondern auch ein Neuling in Sachen Politik. Der studierte Theologe und Inhaber einer Auto-Waschstraße hat sich erst im März d. J. in die Nationalliberale Partei eingeschrieben. Genauso wie auch vor vier Jahren wurde im Kreis Temesch keine einzige Frau zum Bürgermeister gewählt. In vorhergegangenen Jahren hatten in Perjamosch/Periam und Tschene/Cenei weibliche Kandidaten etwas für die Frauenquote in diesem Job zu tun vermocht.