Politischer Farbcode

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Als ich letzten Sonntag zur Gartenarbeit in praktischen Jeans und T-Shirt vor meinem Mann auftauchte, musterte er mich spöttisch grinsend von oben bis unten und meinte: „Ach - Blue Jeans? Hast wohl Elena Udrea als Vorbild!“ Vor Schreck ließ ich die Hosen fallen. Vielleicht sollte ich zur Arbeit doch lieber den Blaumann...? Geht auch nicht, das sieht nach PNL-Werbung aus.
Seit Klamotten und ihre Farben hierzulande als politisches Bekenntnis interpretiert werden, stehe ich auf Kriegsfuß mit meinem Kleiderschrank. Selbst die Socken bei Hochwasser über die Hosenstulpen zu ziehen, ist mittlerweile undenkbar, es sei denn man outet sich als heimlicher Băsescu-Fan. Auf den aber bin ich besonders schlecht zu sprechen, seit er mir seinerzeit meine Lieblingsfarbe Orange ein für allemal vermiest hat. Man stelle sich vor – finde ich doch eines Tages eine Tüte an der Gartenpforte, na, irgend so eine Wahlwerbung halt. Hab sie sowieso gleich in den Mülleimer geschmissen. Doch halt, was war denn das? Ein kuschelig weiches Etwas in leuchtendem Orange fiel in meine Hände. Na super – ein Schal in meiner Lieblingsfarbe! Kann man doch wenigstens gebrauchen... Dachte ich, bis es die ersten dummen Kommentare hagelte. Der politisch belastete Schal landete umgehend im Katzenkörbchen – und mein halber Kleiderschrank, eine Sammlung unschuldiger Blusen, Röcke und Pullis in zufällig ebendiesem Farbton in der nächsten Kleiderspende...

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Seit Geoană nur wegen der violetten Flamme die Präsidentenwahl verlor, kann man auch diese Farbe nicht mehr tragen, ohne sich der heimlichen Zugehörigkeit esoterischer Verschwörer verdächtig zu machen. Also weg mit den veilchenfarbenen Tüchlein, Kleidern und Sonnentops. Was noch bleibt? Ein paar T-Shirts in UDMR-Grün und leuchtendem PNŢCD-Gelb – pfui, weg damit! Auch blau ist längst vorbelastet, dank PNL. Raus, raus mit dem Zeug. Rot war Gott sei Dank ohnehin nie mein Stil; leichten Herzens mustere ich daher die PSD-farbene Weste aus. Nur der rotgestreifte Pyjama darf bleiben, nachts sieht’s ja keiner. Um die schöne Trachtenstickbluse mit der von Ponta für sein „Stolz, dass wir Rumänen sind“-Plakat geklauten Stickbordüre ist es richtig schade. Selbst mit unserem Apple-Laptop können wir uns seit Kurzem nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen. Der angebissene Apfel sieht zu sehr nach „Volksbewegung“ aus...
„Was nun?“, fragte ich meinen Mann, ratlos in Anbetracht des leeren Kleiderschranks, dessen Inhalt meiner politischen Neutralität zum Opfer gefallen war. Nur ein zartrosa Unterhöschen war übrig geblieben.
Moment mal...
„Komm Schatz, wir fahren zum Shoppen!“ rief ich plötzlich freudig erregt und zerrte an seinem Arm. „Wir kaufen uns jetzt neue Klamotten. In politisch neutralem Rosa!“