Randbemerkungen: „Gabis“ Stern

Im Nachtrag des (vom Regierungschef Ion Marcel Ciolacu absolut formalistisch behandelten, doch massiv propagandistisch begleiteten) Pflegeheimskandals in und um Bukarest, der umgehend (und weitgehend forciert – seit wann spielt die Feuerwehr eine Hauptrolle in Pflegeheimen?) aufs ganze Land ausgeweitet, also verwässert wurde, kommen durch rumänische Investigativmedien Einzelheiten zutage, die notierenswert sind.

Da wäre die PSD-Familie Firea-Pandele. Es wird (durchaus glaubhaft) kolportiert, dass das Machtgefüge der über den Pflegeheimskandal gestürzten Senatorin und Ex-Oberbürgermeisterin von Bukarest, Gabriela Firea-Pandele, vom Sessel der Oberbürgermeisterin auf- und ausgebaut wurde. Die (von Freunden und Parteigenossen) „Gabi“ genannte, immer adrett gestylte, aber sonst nie besonders (na ja, mit Versprechern) aufgefallene TV-Nachrichtensprecherin, die zuerst durch ihren wohlinszenierten Beitritt zur PSD aus ihrer allabendlichen TV-Präsenz und -Bekanntheit politisches Kapital schlug, verstand es, ihre Stellung zu einer strategischen Machtposition innerhalb der Partei auszubauen – ist doch die Bukarester PSD-Organisation, deren Führung sie übernahm, die mitgliederstärkste und einflussreichste im Land.  Da sie an Geldquellen saß, kaufte sie sich einen Teil der Medien und machte sie sich untertan. Aber sie schmierte auch die orthodoxe Kirche, mit Spenden aus dem Haushalt der Hauptstadt (u.a. für den Bau der „Kathedrale des Volkes“). Nie verpasste sie es, diese Spenden als „persönlich“ darzustellen. Sei sie doch sooo gläubig.

In den Umfragen zog sie mit Johannis als „einflussreichste Politiker“ (2016-2019) gleich und hielt ihren Parteichef, den zwielichtigen Liviu Dragnea in Schach, mit ihrer spitzen Zunge, mit der ihr eigenen fehlenden Zurückhaltung, auch mal die Marketenderin hervorzukehren und Gift und Galle zu speien. Drittens durch die Unterstützung einer der grauen Eminenzen der PSD, des Olteniers Paul St²nescu. Die „Gruppe der PSD-Schismatiker“, wie sie bald hießen, ums Tandem Firea-St²nescu, bestand sieben Jahre lang – bis jetzt Gabriela Firea-Pandele von Parteichef Ciolacu zum Abdanken gezwungen wurde.

Implizite zum Loslassen der Zügel der Bukarest-PSD. Ciolacu hat sich die einflussreichen Schismatiker vorerst vom Hals geschafft. „Gabi“ sitzt jetzt nur noch im Senat. Mal schauen, was sie daraus macht! Dass sie sich nach dieser offensichtlichen politischen Niederringung, genannt „Pflegeheimskandal“, ruhig verhalten wird, ist nicht zu erwarten. Die Geste Ciolacus bewerten die Kommentatoren als „Mut des Verzweifelten“. „Gabi“ hatte schon allzu sehr die neuen Seilschaften durcheinandergewirbelt, die Ciolacu mit der Übernahme des Premierministerpostens nach sich gezogen hatte. Deshalb fragt man sich auch, ob ihr Fall ein zufälliges Zusammentreffen günstiger Umstände im Sinne Ciolacus war oder eine zielgenaue Planung…

Auch ihr Ehemann, der sechsmal wiedergewählte Bürgermeister der Bukarester Vorstadt Voluntari steht auf der Abschussliste. Ein günstiger Umstand oder, wie in der Bukarester „Politik“ gewohnt, ein Besuch der Staatsanwaltschaft wird das Problem lösen. Dass es zu ihm und seinem 24jährigen „Wirken“ in der Ortschaft keine Strafverfolgungsdossiers auf Vorrat geben sollte, das glaubt wohl niemand.

Der Stern der PSD-Senatorin Gabriela Firea-Pandele ist im Sink-, nicht im Sturzflug. Es gibt auf dem Weg zu ihrem ersehnten Ziel, nochmals den Sessel der Bukarester Oberbürgermeisterin zu besetzen, auch Alternativen zum sicheren PSD-Pfad. Denn zwei brandgefährliche Hintermänner stehen mit offenen Armen da: der Vielsterne-General a.D. Gabriel Oprea und der Ex-Geheimdienstler und Millionär Dan Voiculescu, die, beide, in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Süppchen in der rumänischen Politik gekocht haben.
Vielleicht wechselt „Gabi“ zur PPU. Und ihr Stern schießt wieder hoch…