Rumäniens Nachwuchsingenieure in der Weltkonkurrenz

Schlaue Köpfe elitärer Gymnasien reisen zu Finalwettstreit in die Vereinigten Staaten

Diese Hermannstädter Schüler lockt die Finalrunde des internationalen Mechatronik-Wettbewerbs nach Boston. Foto: der Verfasser

Zwei Schülermannschaften aus Hermannstadt/Sibiu haben sich für die Finalrunde des internationalen Mechatronik-Wettbewerbs „Zero Robotics High School Tournament 2018“ (ZR) qualifiziert, die Ende Januar 2019 auf dem Campus des Massachusetts Institute of Technology (MIT) im Stadtviertel Cambridge der Metropole Boston im US-amerikanischen Bundesstaat Massachusetts ausgetragen wird. Der von der European Space Agency (ESA) und der National Aeronautics and Space Administration (NASA) initiierte Wettstreit wurde erstmals 2009 als Pilotprogramm auf Ebene der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) durchgeführt und verläuft seit 2013 als internationale Veranstaltung, die nach national und kontinental gestaffelten Bewerbungs- und Auswahlverfahren in der internationalen Zusammenkunft ausgewählter Teams auf US-amerikanischem Boden gipfelt. Vonseiten des Octavian-Goga-Gymnasiums und des Gheorghe-Lazăr-Gymnasiums, beide als Hermannstädter rumänischsprachige Eliteschulen bekannt, nehmen die Teams „Valak“ und „Quaternion“ an der diesjährigen finalen Wettkampfrunde teil.

Anlässlich der bevorstehenden Reise der Hermannstädter Nachwuchs-Tüftler an die nördliche Atlantik-Küste der USA hatten Dozenten und Studierende der Fakultät für Ingenieurwesen der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt (ULBS) Pressevertreter und die technisch außerordentlich begabten Wettbewerbsteilnehmer in Begleitung deren Fachlehrer zu einer Begegnung in einen universitären Hörsaal eingeladen, die am 15. Januar stattfand. Gabriel Negrea, Schulleiter des Gheorghe-Lazăr-Gymnasiums, Liviu Roșca, Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, und Ioan Bondrea, Rektor der ULBS, begrüßten die seit einigen Jahren regional greifbaren Ergebnisse lokaler Zusammenarbeit zwischen einzelnen Gymnasien der Stadt und technisch ausbildenden Fakultäten der ULBS. Gabriel Racz, Leiter des Departements für Maschinen und Industriegeräte an derselben Fakultät, moderierte die Nachmittagsveranstaltung. Ähnlich den anderen anwesenden Lehrkräften unterstrich auch er die Tatsache, dass die in Hermannstadt vertretenen Unternehmen Continental Automotive Systems und Marquart Schaltsysteme in regem Kontakt mit der Fakultät für Ingenieurwissenschaften stehen, um durch praktische Ausbildungsmodule sowohl das akademische Studienangebot an der ULBS zu bereichern als auch die firmeneigenen Bedürfnisse nach qualifizierter Arbeitskraft zu erfüllen und einschlägige Mängel einzudämmen.

Rektor Ioan Bondrea erinnerte daran, dass die ULBS zu Ende des Studienjahres 2017/2018 einen Spendenbeitrag in Höhe von 4,2 Millionen Euro seitens des Hasso-Plattner-Institutes für Digital Engineering GmbH Potsdam erhalten hatte (siehe Beitrag „ULBS genießt Vertrauen internationalen Großsponsors“ auf der Lokalseite der ADZ von Donnerstag, dem 26. Juli 2018). Aus Mitteln dieser Fördersumme finanziert die ULBS sämtliche anfallenden Reisespesen der Hermannstädter Schülerteams „Quaternion“ und „Valak“ infolge deren Qualifizierung zur Teilnahme an der Finalrunde des Zero-Robotics-Wettbewerbs in Boston.

Da die Mechatronik innerhalb weniger Jahre global zu einem zukunftsweisenden Industriezweig angewachsen ist, begegnen junge Nachwuchsingenieure einander auch auf europäischem Terrain. Schülermannschaften rumänischer Gymnasien haben wiederholt an bisherigen Auflagen des „Eurobot“ teilgenommen. Sie konnten bislang keine international vergleichbaren Spitzenergebnisse erzielen, aber immerhin beachtliche Erfahrungen sammeln. Das Regelwerk derartiger Wettstreite sieht eine Spielfläche von zwei mal drei Quadratmetern vor, die mit einem mechanischen Hindernisparcours ausgestattet ist, der von autonom gesteuerten Kleinrobotern bewältigt werden muss. In einer Maximaldauer von 100 Sekunden zeigt sich genau, ob die von den Konkurrenten als Basis für Software-Applikationen programmierten Algorithmen dem jeweiligen Roboter eine reibungslose und zeitsparende Bewegung im virtuellen Raum der Spielfläche eingeben.

Der „Eurobot“ ist Mechatronikern ab 18 Jahren vorbehalten, während die „Junior“-Wertung derselben Wettbewerbsveranstaltung minderjährigen Teilnehmern vorbehalten ist, die ihre eigenhändig zusammengebauten Roboter mit Verwendung einer Fernbedienung durch den mechanischen Hindernisparcours lotsen dürfen. Die Wettbewerbe des „Eurobot“ finden jährlich unter einem bestimmten Thema statt: „Robot Cities“ (2018), „Moon Village“ (2017) und „Beach Bots“ (2016) lauten die Überschriften vergangener Auflagen. Der „Eurobot“ 2019 wird kommenden Juni in Frankreich ausgetragen und steht unter dem Titel „Atom Factory“. Zwar nur ein virtueller Gedanke, wie Dozent Gabriel Racz beruhigend erklärt, aber doch ein Fingerzeig auf das weltweit erneut fühlbar zunehmende Säbelrasseln.

Der Zero-Robotics-Wettbewerb der MIT, NASA und ESA ist das einzige für Schüler veranstaltete Ereignis seiner Art, das den digitalen Kampf mit ferngesteuerten Satelliten im Weltall simuliert. Selbstverständlich ist bereits allein die Teilnahme der Hermannstädter Nachwuchsteams an der Finalrunde in Boston als herausragende Errungenschaft zu bezeichnen. Die Reise nach Übersee und die damit verbundene Möglichkeit, Stippvisiten in US-amerikanische Elitehochschulen zu unternehmen und sich ein genaueres Bild von weltweit führenden Forschungszentren im virtuellen Bewegungsbereich machen zu können, wird die Hermannstädter technikbegeisterten Nachwuchsingenieure nachhaltig prägen. Schülerteams aus Bukarest, Temeswar/Timișoara, Klausenburg/Cluj-Napoca und weiteren Großstädten Rumäniens, die sich ebenfalls qualifiziert haben, werden auch hiervon profitieren.

Die künftigen Abiturienten des Octavian-Goga-Gymnasiums und des Gheorghe-Lazăr-Gymnasiums wirkten stutzig, als sie bei der Begegnung im Gebäude der Fakultät für Ingenieurswissenschaften der ULBS im Vorfeld ihrer Reise in die USA auch darauf aufmerksam gemacht wurden, dass sie sich der allumfassenden Verantwortung ihrer Forschungen bewusst sein müssen. Sie schienen diese Botschaft mit aufgewecktem Pazifismus wahrzunehmen. Freude und Stolz über die eigene Intelligenz entbinden zu keiner Zeit des menschlichen Alters von der Pflicht, die Zukunft der Welt friedlich und verantwortungsvoll zu gestalten.