„Schlaglichter des Gedenkens, Bedenkens und Erinnerns“

Am Rande des 29. Volksgruppenkongresses in Klagenfurt am Wörthersee notiert

Winfried Ziegler aus Hermannstadt bei seinem Vortrag in Klagenfurt Foto: Erwin Josef Țigla

Mitte November fand in Klagenfurt am Wörthersee, in der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Kärnten, der 29. Europäische Volksgruppenkongress statt. Dazu waren aus dem Ausland u. a. Delegationen aus Rumänien (Hermannstadt, Reschitza, Bistritz) und aus der Ukraine (Czernowitz) eingeladen. Veranstalter und für den Inhalt verantwortlich war das Amt der Kärntner Landesregierung. Der Tagungsort war das Konzerthaus Klagenfurt, der Mozartsaal; die Konferenzsprachen waren Deutsch, Englisch und Slowenisch, wobei man die Übersetzungen durch Kopfhörer verfolgen konnte.
Das Thema des Kongresses: „1918 - 2018: Krieg und Frieden - Schlaglichter des Gedenkens, Bedenkens und Erinnerns“ hat man aktuell, aber auch zukunftsorientiert ausgewählt und es hat, neben den Auslandsgästen, zahlreiche lokale Interessenten angezogen, darunter eine große Gruppe von Schülern. Natürlich waren Vertreter der Landesregierung, Politiker, am Thema Interessierte und Pressevertreter im Saal anwesend. Die Moderation besorgten Peter Karpf, Dr. Wolfgang Platzer und Udo Peter Puschnig. Begrüßungsworte sprach der Landesamtsdirektor Dr. Dieter Platzer, die feierliche Eröffnung des Kongresses fand durch Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser statt.

Es gab insgesamt acht Vorträge in deutscher, englischer oder slowenischer Sprache. Behandelt wurden im Rahmen des Hauptthemas verschiedene Aspekte. Referenten waren Dr. Dr. h. c. Helmut Konrad, Dr. Ilse Reiter-Zatloukal, Dr. Theodor Domej, Dr. Tina Bahovec, Indrek Tarand, Honorarkonsul Dr. Sergij Osatschuk, Winfried Ziegler und Thomas Pseiner.
Für die aus Rumänien kommenden Teilnehmer waren von besonderem Interesse die Vorträge „100 Jahre Umbrüche und Aufbrüche in Siebenbürgen“ des Hermannstädters Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Siebenbürgen-Forums, und „Bukowina 1918: Selbstbestimmungsrecht versus historisches Recht. Visionen, Hoffnungen und Aktionen“ des Honorarkonsuls Österreichs im ukrainischen Czernowitz, Dr. Sergij Osatschuk.
Es gab auch in diesem Jahr ein Rahmenprogramm für die Delegationen. Am Vormittag des 15. November wurden die Gäste aus Rumänien und aus der Ukraine im Rathaus der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee im Namen der Stadt und der Bürgermeisterin von Stadtrat Franz Petritz willkommen geheißen. Sowohl Hermannstadt wie auch Czernowitz sind Partnerstädte von Klagenfurt. Am selben Nachmittag folgte ein Besuch des Honorarkonsulats von Rumänien in Kärnten. Hier wurden die Teilnehmer von Dipl.-Ing. Peter Agripa Popescu im Namen des Honorarkonsuls Gaston Glock willkommen geheißen. Kinder, die aus rumänischen Familien stammen, die sich in Kärnten niederließen, boten ein kurzes Kulturprogramm in rumänischer Sprache, während Alexander Gerdanovits, gebürtiger Temeswarer, zurzeit Mitglied der Abteilung Kultur des Magistrats der Landeshauptstadt Klagenfurt, die Gäste in die Kunstausstellung „Die Faszination des Porträts” einführte.

Am Abend vor dem Volksgruppenkongress nahmen die Delegationen an der Podiumsdiskussion „Was blieb von 1968? Von Revoluzzern und zivilem Ungehorsam“ unter der Leitung der Journalistin Dr. Anneliese Rohrer mit Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser, Dr. Trautl Brandstaller, Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Konrad (Karl-Franzens-Universität Graz) und Nationalratsabgeordneten a. D. Karel Smolle teil, gefolgt von der Eröffnung einer Ausstellung anlässlich der 40-jährigen institutionellen Kooperation im Alpen-Adria- Raum: „Der Alpen-Adria-Raum: Eine fotografische Reise“ von Andrej Blatnik.
Für die Delegation aus dem Banater Bergland war es eine Freude, zwei Vertretern von verbündeten Vereinen der deutschen Minderheiten Ost- und Südosteuropas zu begegnen: Veronika Haring, Obfrau des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg an der Drau/Maribor, Slowenien, und Paul Pivtorak, stellvertretender Vorsitzender des österreichisch-deutschen Kulturvereins „Wiedergeburt“ aus Czernowitz in der Ukraine.
Interessant, lehrreich, mit vielen guten, zurzeit mehr oder weniger anwendbaren Ideen und Vorschlägen für ein besseres gegenseitiges Verständnis und ein ideales gemeinsames Europa, so könnte man die Bilanz des Volksgruppenkongresses 2018 ziehen.