Schneckentempo beim Finden einer Lösung

Der Stau im Stadtzentrum Kronstadts verpestet die Bürger

So sieht der Weg zur Schule auf der Neugasse aus. Foto: die Verfasserin

Im Stadtzentrum von Kronstadt/Brașov gibt es drei große Unterrichtanstalten: zwei Schulen mit Unterricht von der Vorschulklasse bis zur 12. Klasse, und zwar die Lyzeen „Johannes Honterus“ und „Andrei Mureșanu“, sowie das Nationalkolleg „Andrei Șaguna“ für Schüler ab der fünften Klasse. Hinzu kommen noch zwei Kindergärten. Zu all diesen, die sich relativ nahe aneinander befinden, führen aus der Stadt nur zwei befahrbare Straßen, die Klostergasse/Str. Mureșenilor auf zwei Spuren, und die Einbahnstraße Burggasse/Str. Castelului, von der man für den letzten Teil bis zur ehemaligen Sportschule, wo sich heute die Vorschulklassen der Honterus-Schule befinden, auf der kurzen Neugasse/Str. Cerbului abbiegen kann. Zurück in die Stadt gelangt man mit dem Auto auf der einen Spur der Klostergasse oder auf der Schwarzgasse/Str. Bălcescu. Die Bewohner des Stadtviertels Obere Vorstadt haben allein die Angergasse/Str. Prundului und die Băilorstraße zur Wahl, um motorisiert in die Stadt zu gelangen. Somit ist unter der Woche die Strecke Postwiese, Geburtenklinik und zurück und Anger, Waisenhausgäßer Tor/Poarta Schei, „Star“-Geschäft morgens, von etwa 7.30 bis 8.20 Uhr, und mittags, gegen 12 und 13 Uhr, immer von Stau betroffen. Manchmal braucht man sogar 15 Minuten für eine Strecke, die sonst in wenigen Minuten zurückgelegt ist.

Zudem entstanden in den vergangenen Jahren auf den grünen Hügeln und Hängen rund um das Stadtzentrum zahlreiche hohe moderne Wohnanlagen, wodurch die Anzahl der Autos stark zunimmt.
All diese Autos, die tagein tagaus das Stadtzentrum blockieren und unattraktiv erscheinen lassen, darüber hinaus die Nerven der Fahrer strapazieren, sind aber auch ein bedeutender Faktor für die Lärmbelastung und insbesondere für die Luftverschmutzung. Denn von den ganz Kleinen, die die Abgase direkt in die Nase hineingepumpt bekommen, bis zu den Ältesten, sind alle vom Gestank betroffen.

Wie schon bekannt, muss Kronstadt noch sehr viel leisten, um saubere Luft zu atmen, denn es ist hinter Bukarest und Jassy/Iași die rumänische Stadt mit der größten Luftverschmutzung und hat die Grenzwerte der Feinstaubbelastung (Fachbegriff PM10) zu oft überschritten. Die bislang getroffenen Maßnahmen, die Qualität der Luft zu verbessern, haben die EU-Standards nicht erfüllt, sodass sich Rumänien im Frühling diesen Jahres einem EU-Vertragsverletzungsverfahren stellen musste.

Gefahr für die Gesundheit

Man muss sich das visuell vorstellen: Wenn man einen ganzen Tag lang auf Kronstadts Straßen verkehrt und eine Nasenmaske mit Filter trägt – es gibt mehrere Modelle im Internet zu kaufen – dann werden die Filter, die anfangs weiß waren, grau. Ohne Maske gelangen die winzigen Feinstaubpartikeln, über die Atemwege direkt in den Körper und können, in zu hoher Anzahl, von Schleimhautreizungen, lokalen Entzündungen, Asthma, bis zu kardiovaskuläre Erkrankungen, Lungenkrebs oder den vorzeitigen Tod auslösen. Nach neusten Schätzungen der EU sterben wegen der Luftverschmutzung in Rumänien jährlich 23.000 Menschen frühzeitig, bei 1800 Betroffenen ist Stickstoffdioxid (NO2) der Auslöser, so der EU-Umweltkommissar Karmenu Vella.

Laut der Weltgesundheitsorganisation werden jährlich sieben Millionen Menschen weltweit Opfer der Luftverschmutzung, besonders in  Entwicklungsländern aus Asien und Afrika, aber auch im Osten des Mittelmeers, in Europa und Amerika. Rumänien riskiert wieder eine Geldstrafe seitens der EU wegen der schlechten Luft.

In Kronstadt ist die Luftzirkulation aufgrund der Berge, die die Stadt umgeben, eingeschränkt, sodass manchmal eine Dunstglocke zu sehen ist, die auch die Feinstaubmenge vergrößert. Luftverschmutzung entsteht, außer durch Verkehr, hauptsächlich wegen der Baustellen, aber auch wegen Zentralheizungen und der Abnahme von Grünflächen.

Möglichkeiten für einen Ausweg

Der Stau auf dem Weg in die Schule, weniger die Luftverschmutzung und das hässliche Aussehen des Stadtzentrums am Morgen sind seit Jahren Thema für Eltern, die aber nichts sichtbar Konkretes diesbezüglich getan haben. Nichtregierungsorganisationen, wie „Visum“, oder „Brașovul Pedaleaz˛“, aber auch Fachleute kamen mit Vorschlägen, das Stadtzentrum fußgängerfreundlich zu gestalten, den Verkehr einzuschränken, dafür aber den öffentlichen Verkehr zu verbessern und eine Spezialspur für Busse einzuführen. Fahrradwege, die Wiedereinführung der Straßenbahn und der Trolleybusse waren auch im Gespräch.

Konkret sollen die Lokalbehörden neben den alten Dieselbussen auch Elektrobusse im Stadtzentrum einführen. Diese fahren emissionsfrei und viel leiser als Dieselbusse. Für den öffentlichen Nahverkehr in ganz Kronstadt werden 20 Elektrobusse angekauft.

Auch sollen Schulbusse für die kurze Strecke im Stadtzentrum eingeführt werden. Derzeit arbeitet die Kronstädter öffentliche Verkehrsregie (RATBv) ein Pilotprogramm aus, das Schülertransport, in Begleitung eines Polizisten oder eines Angestellten der RATBv, von der Postwiese bis vor die Schule vorsieht. Die Route wäre von der Postwiese zum Kreisverkehr bei der Geburtenklinik, weiter zum Waisenhausgässer Tor und zurück. Erste Ergebnisse könnten eventuell 2019 sichtbar werden, erklärte der Pressesprecher des Bürgermeisteramts, Sorin Toarcea.

Eine Verkehrsstudie  wird für das Bürgermeisteramt durchgeführt und soll Experten helfen, eine Strategie zu entwickeln, um Stau, Luftverschmutzung, Lärmbelastung im Zentrum, wie auch in der ganzen Stadt zu verringern.

Gleichzeitig meinen Stimmen aus der Zivilgesellschaft, die Behörden könnten den Stau im Zentrum als Vorwand nutzen, um den Bau einer Straße hinter der Graft zu rechtfertigen.

Schlussfolgerung

Bis also die Schulbusse tatsächlich fahren werden, das Stadtzentrum den Sehenswürdigkeiten sowie ihren Bewunderern und nicht den Autos und Touristenbussen überlassen wird, die Leute mehr Fahrrad oder Roller fahren und die schönen Gassen zu Fuß durchlaufen, könnte man sich eine Nasenmaske besorgen und sich Mut machen, sie zu tragen, denn witzig wird man damit nicht aussehen, aber gesund bleiben.