Schutz vor der bitteren Kälte

Asyl für Obdachlose in Temeswar

Die Temeswarer Notunterkünfte sind überlastet: Immer mehr Obdachlose brauchen einen Schlafplatz im Winter. In den drei Unterkünften in der Bega-Stadt bekommen die wohnungslosen Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch warme Bekleidung, Verpflegung sowie soziale und medizinische Betreuung und werden dabei unterstützt, ihre Personalausweise in Ordnung zu bringen. Rund 200 Menschen suchen derzeit Unterkunft in den Temeswarer Asylen für Bedürftige. In die Telegrafului-Straße wurden in den letzten Wochen 62 Leute gebracht, das, obwohl die Kapazität des Notzentrums nur etwa 54 Plätze beträgt. Dieses Zentrum befindet sich unter der Verwaltung des Temeswarer Stadtrats und wurde infolge eines Projekts mit EU-Finanzierung unter demselben Dach mit der alten Suppenküche der Stadt ausgebaut und modern ausgestattet.

Auch in der Invăţătorului-Straße betreibt die Stadt eine Notunterkunft für Obdachlose. Hier, im Gebäude einer umgebauten Heizzentrale, können insgesamt 37 Menschen einen Schlafplatz bekommen. Wegen der großen Nachfrage sind hier derzeit insgesamt 54 Leute untergebracht, lässt die Leiterin des Zentrums, Rodica Cojan, wissen. „Ganz im Unterschied zu den vergangenen Jahren, als bloß wenige Frauen auf der Straße leben mussten, hat das Zentrum in diesem Winter zwölf, zwei von ihnen schwangere Frauen, zum Schutz untergebracht”, setzt Cojan fort. Vor Kurzem hat eine dieser Frauen im Nachtasyl entbunden – Kommunalpolizisten waren für sie die Geburtshelfer (die ADZ berichtete).

Schutz vor der Kälte gewährt für die Wohnungslosen auch das „Pater Berno”-Nachasyl des Caritas-Verbandes. Wenn während des Jahres hier 70 Leute gleichzeitig untergebracht werden können, sind es nun, während der kalten Winternächte, 100 Menschen, die hier übernachten. Neben den insgesamt 86 Betten können die Obdachlosen hier zusätzlich Matratzen und improvisierte Betten benützen. Sie bekommen auch zwei Mahlzeiten am Tag – Frühstück und Abendessen. „Seit Anfang Dezember 2016 dürfen alte Leute und Kranke auch tagsüber im Zentrum bleiben”, sagt Herbert Grün, Geschäftsführer von Caritas Temeswar, der ADZ gegenüber. Einige Unterkunftsplätze stellt auch der Verein der Revolutionäre „Timişoara ´89” in der Nicolae-Titulescu-Uferstraße Nr.2. zur Verfügung. In der lokalen Statistik sind etwa 1400 Obdachlose eingetragen, dazu werden noch etwa tausend Kinder mitgerechnet. Genaue Daten hat man jedoch nicht, denn viele dieser Menschen haben keine Dokumente und kommen aus verschiedenen Verwaltungskreisen nach Temeswar, nicht wenige vermeiden aus unterschiedlichsten Gründen auch jedwelche Registrierung. „Wir hatten in unserem Zentrum zwei Frauen, die weder Personalausweis noch Geburtsurkunde besaßen”, erläutert die Leiterin des Zentrums, Rodica Cojan. „Wir setzten uns dafür ein, dass diese Leute nicht mehr ausgegrenzt am Rande der Gesellschaft leben müssen, und helfen ihnen, ihre Dokumente in Ordnung zu bringen und sogar einen Beruf zu erlernen”, sagt Zentrumsleiterin Cojan.

Das neueste Notzentrum für Obdachlose in Temeswar wurde in der Telegrafului-Straße Mitte 2015 eröffnet. Die Dienstleistungen des Zentrums sind für Obdachlose über 18 Jahre oder für Erwachsene mit Kindern bestimmt. Die Bedürftigen bekommen Zugang zu einer sozialen Infrastruktur: Übernachtungsmöglichkeiten, psychologische Beratung, medizinische Betreuung, Bedingungen für die persönliche Hygiene und Zugang zu einer warmen Mahlzeit während des Tages. Das städtische Sozialzentrum stellt 35 permanente Unterkunftsplätze und 15 Plätze für Notunterbringung zur Verfügung. In der Suppenküche werden täglich rund tausend Portionen zubereitet – 700 Leute bekommen hier im Haus drei warme Mahlzeiten am Tag; Hundert zusätzliche Mahlzeiten werden für die Menschen in der Învăţătorului-Straße gekocht und weitere bis zu tausend Portionen werden noch Rentnern und Menschen mit geringem Einkommen zugeteilt. In der Kantine gibt es auch 320 Kinder, die täglich hier ihre Mahlzeit essen, ergänzt Rodica Cojan.

Im Temeswarer Notzentrum für Obdachlose können im Laufe eines Jahres hundert Leute untergebracht werden. Diese können sowohl aus dem Kreis Temesch als auch aus anderen Verwaltungskreisen kommen, jedoch dürfen Leute mit Wohnsitz in anderen Verwaltungskreisen bloß bis zu maximal 40 Tage im Zentrum verweilen. Bedürftige Leute aus Temeswar und dem Kreis Temesch können bis zu zwei Jahren im Zentrum verbringen. „In der Zwischenzeit versuchen wir, sie in die Gesellschaft zu integrieren. Die Leute bekommen eine Berufsausbildung und werden beim Suchen eines Arbeitsplatzes unterstützt. Viele werden auch alphabetisiert”, sagt Rodica Cojan.
EU-Gelder für weitere Projekte für Obdachlose und Bedürftige in Temeswar sollen noch in diesem Jahr beantragt werden. „Wir wollen mehrere Wohncontainer anschaffen, damit die Leute, nach dem Ablauf der Zeit in der Notunterkunft, eine Übergangswohnstelle haben können. Auch ein Krankenwagen für Sozialfälle ist in Temeswar fällig. Denn immer wieder gibt es wohnungslose Menschen, die unsere Hilfe während der Winterzeit im Asyl nicht annehmen wollen, da sie sich fürchten, den von ihnen beanspruchten Platz auf der Straße zu verlieren”, sagt die Leiterin des Temeswarer Zentrums für Sozialhilfe, Rodica Cojan. Laut Angaben der Zentrumsleiterin gibt es derzeit um die 20 Personen, die weiterhin auf der Straße in der Kälte schlafen.