Schwerer Korruptionsverdacht an Reschitzaer Universität

Ermittlungen gegen fünf Hochschullehrkräfte der Wirtschafts- und Verwaltungsfakultät

Während Univ.-Prof. Dr. Doina Frunzăverde, die Rektorin der Reschitzaer Universität „Eftimie Murgu“ (UEM), einen Lehrauftrag in Deutschland erfüllt, herrscht seit Donnerstag vergangener Woche großer Wirbel an der Reschitzaer Universität. Mit einem bisher in Reschitza noch nie dagewesenen Aufgebot an Fahrzeugen und Personen ist die Generaldirektion Antikorruption (DGA) der rumänischen Polizei, unterstützt von der Sonderbrigade „Vlad Ţepeş“ der Gendarmerie, in der Universität und in sechs Privatwohnungen zu Durchsuchungen aufgetaucht, nachdem am frühen Donnerstagmorgen eine Hochschullehrkraft in flagranti erwischt wurde, als sie eine Bestechung von 300 Lei annahm, um für einen Studenten bei einer Prüfung an diesem Tag zu intervenieren.

In einer Mitteilung des Informationsbüros der Staatsanwaltschaft des Obersten Justiz- und Kassationshofs heißt es, dass die Staatsanwälte der Abteilung für Strafverfolgung und Kriminalistik Ermittlungen durchführen gegen Hochschullehrkräfte und Studenten wegen willkürlicher Übertretung der Dienstbefugnisse, Fälschung, Schmiergeldannahme und -zahlung. Es handelte sich um Hochschulprüfungen, deren Bestehen von der Zahlung gewisser Geldsummen abhängig gemacht wurde, selbst wenn die Studenten sich zu den Prüfungen überhaupt nicht gestellt haben. Außerdem wurde ein lebhafter Handel mit fertig ausgearbeiteten Lizenzarbeiten bzw. Lizenzarbeiten, die in den vergangenen Jahren ausgearbeitet und verteidigt worden waren, betrieben. Die Interessenten zahlten dafür zwischen 300-400 Euro pro Arbeit. Donnerstag wurden in den Verwaltungskreisen Karasch-Severin und Temesch in 18 Universitätsgebäuden und Wohnungen Untersuchungen vorgenommen. Die Ermittlungen der Staatsanwälte wurden vom Rumänischen Nachrichtendienst SRI unterstützt.

Die Untersuchungen starteten in der Privatwohnung von Univ.-Prof. Dr. Marian Mihăilă, dem Präsidenten des Senats der Reschitzaer Universität, der von zuhause abgeholt und in sein Dienstbüro geführt wurde, dessen Durchsuchung unverzüglich begann. Maskierte, in voller schwarzer Rüstung auftauchende Gendarmen der Sonderbrigade „Vlad Ţepeş„ und Staatsanwälte in Zivil sowie unverzüglich herbeigerufene Anwälte der Verdächtigen füllten den Innenhof der Uni mit Sonderfahrzeugen. Mihăilă, ein Ex-Securitate-Offizier, beteuerte seine Unschuld. Durchsucht wurden auch die Büros und Wohnungen von Univ.-Doz. Dr. Florin Franţ, Univ.-Lekt. Dr. Mihai Vişan, Univ.-Lekt. Dr. Mihaela Martin sowie der bereits genannten Irina Oriol und Marian Mihăilă. Eine sechste verdächtige Lehrkraft war nicht aufzufinden, weil sie angeblich im Ausland weilt. Die fünf Verdächtigen haben die Nacht auf Freitag bei Verhören verbracht. Zu Verhören durch die Staatsanwaltschaft wurden auch 20 Studenten gebeten, die als Zeugen dienen sollen.

Aus den Erklärungen der implizierten Staatsanwälte ging hervor, dass die verdeckten Strafermittlungen an den beiden Fakultäten für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften und für Soziologie schon seit Herbst 2014 laufen, als sich mehrere verdeckte Ermittler der Generaldirektion Antikorruption als „Studenten“ immatrikulieren ließen. An dieser Stelle sei auch daran erinnert, dass Univ.-Prof. Dr. Marian Mihăilă vor wenigen Jahren in den Fall schwerer Wirtschaftskriminalität und -spionage rund um das Kupferbergwerk und Kupferanreicherungswerk „Moldomin“ in Neumoldowa/Moldova Nouă verwickelt war und dass er es war, der die Schmiergeldzahlungen in Höhe von mehreren tausend Euro an den damals die Untersuchungen leitenden Staatsanwalt sowie an den stellvertretenden Präsidenten des Temeswarer Berufungsgerichts eingefädelt hatte, was letzteren sowie dessen Frau, eine Notarin, und weitere Implizierte ins Gefängnis brachte. Mihăilă selber wurde im damaligen Prozess auf Bewährung verurteilt, durfte allerdings seinen Aufgaben an der Reschitzaer Universität weiter nachgehen.

Marian Mihăilă hatte bis 1989 im Rahmen der Securitate als Major, zuständig für „Angelegenheiten der Intellektuellen“, gedient und wurde im ersten Jahrzehnt nach 1989 zu einem der engsten Vertrauten des späteren Spitzenpolitikers Sorin Frunzăverde. In jener Zeit gründete Mihăilă in Reschitza eine Filiale der internationalen Organisation „ Schutz der Kunst in Kriegszeiten“, deren Vorsitzender er immer noch ist und zu deren Thematik er auch seine Doktorarbeit schrieb.
Freitag wurden Univ.-Doz. Dr. Florin Franţ und Univ.-Doz. Dr. Irina Oriol in Gewahrsam genommen, während die anderen drei Verdächtigen unter gerichtliche Aufsicht gestellt wurden.