Sichere Großereignisse in Rumänien

Brandschutz: Wenige Veranstaltungsräume haben gültige Betriebsgenehmigung

Die erste Konferenz über Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen in Rumänien fand kürzlich in Temeswar statt. MAI-Staatssekretär Raed Arafat (im Bild), Feuerwehrleute und Veranstalter sprachen über die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen.
Foto: Adrian Panduru

Die Tür öffnet sich nach innen, Treppen führen in den Keller und lassen die Besucher durch enge Flure in einen ehemaligen Keller dringen. Laute Musik lädt die Besucher zum Tanzen ein. Wer schnell wieder nach draußen will, kann sich nur schwer durch die Menschenmenge hindurchzwängen. Die schmalen Treppen, die zum Ausgang führen, bieten maximal zwei Personen gleichzeitig den Durchgang. Wenn gerade in dem Moment jemand die Treppen hinuntersteigen möchte, dann muss der sich noch gedulden. Dass ein normaler Clubbesuch in der Temeswarer Innenstadt lebensgefährlich sei, daran hatte bisher noch niemand gedacht. Zumindest nicht bis zum 30. Oktober 2015.

Die Brandkatastrophe im Bukarester Club „Colectiv“ rüttelte Clubbesitzer, Behörden und einfache Bürger wach. Die Gesetzgebung für Brandschutz und Sicherheit der Bürger wird nun in Rumänien verschärft. Dabei werden viele Clubs in der Innenstadt ihr Profil ändern müssen, sagte der Leiter des Katastrophenschutzes ISU Temesch, Lucian Mihoc, vor Kurzem in Temeswar/Timişoara. Sogenannte „Kellerclubs“ sollen in naher Zukunft in Pubs, Cafés und Restaurants umgewandelt werden, und das nicht nur in Temeswar. Auch in Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Braşov und Schäßburg/Sighişoara waren bisher viele solche Clubs in Betrieb. „Eine Betriebsgenehmigung werden sie bestimmt nicht mehr bekommen“, setzt Mihoc fort.

Die Suche nach sicheren Lösungen

Das war eines der Themen auf der ersten Konferenz für Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen in Rumänien, die in Temeswar stattfand. Veranstalter und Clubbesitzer aus dem In- und Ausland trafen sich mit den Behörden, Feuerwehrleuten und Fachleuten im Bereich der Eventsicherheit (die BZ berichtete), um die besten Lösungen für die Sicherheit der Bürger zu finden. Dabei berichteten Promoter aus Deutschland, Großbritannien, Serbien und der Schweiz aus ihren Erfahrungen.Auch Raed Arafat, Staatssekretär im rumänischen Innenministerium (MAI), saß mit rumänischen Clubbesitzern, Festivalveranstaltern und ISU-Vertretern am selben Tisch.

„Die Kollegen aus dem Ausland haben uns erzählt, wie im Laufe der Zeit aus schwierigen Situationen gelernt wurde und welche Sicherheitsmaßnahmen sie getroffen haben. Bei ihnen besteht die Feuerwehr auf die Umsetzung von verschiedenen Regeln und Gesetzen. Wenn bisher die rumänischen Feuerwehrleute diese Macht nicht hatten, so hat sich dies nun auch bei uns geändert“, sagte Raed Arafat. „Die Inhaber und Eventveranstalter sollen verstehen, dass sie die Sicherheit ihrer Kunden und Besucher verantworten und dass sie die Behörden als Partner und nicht als Gegner betrachten müssen“, setzte der Leiter des Katastrophenschutzes in Rumänien fort.

Nur wenige Mehrzweckhallen und Räume in Rumänien haben eine Betriebsgenehmigung nach der Brandkatastrophe im Club „Colectiv“ erhalten. Wo kann man denn noch Konzerte in Rumänien halten, fragten sich rumänische Veranstalter. Allein zwei Räume sollen in Bukarest eine solche Genehmigung haben: der Bukarester Sportkomplex „Sala Polivalentă“ und seit Kurzem auch die Nationalarena, die einige Monate gesperrt war, da es hieß, das Kuppeldach sei aus entflammbaren Stoffen gebaut. Nun habe das Stadion erneut die Feuerschutzgenehmigung erhalten, nachdem das Material als feuerfest eingestuft werden konnte. Das Messegelände Romexpo zum Beispiel, ein Ort, wo bisher sehr viele Konzerte veranstaltet wurden, habe bloß eine Genehmigung für die Einrichtung von Ausstellungen erhalten. Wer dort ein Konzert organisiert, der ist strafbar. Das Konzert wird von ISU trotzdem zugelassen. „Wir verstehen das nicht: Entweder ist der Ort gefährlich oder nicht. Es ist immer noch unklar, ob die Durchführung eines Ereignisses hier verboten ist oder nicht“, sagten die rumänischen Eventveranstalter empört.

Gesetzgebung muss einheitlich werden

Gerade weil die rumänische Gesetzgebung noch unklar und vielfach interpretierbar ist, betonte Raed Arafat die Notwendigkeit eines einheitlichen Gesetzes für die Eventveranstaltung. „Rumänien ist jetzt auf Notfälle vorbereitet – oder zumindest besser als das vor einigen Jahren noch der Fall war. Sicher ist jede Situation eine andere und mit keinem anderen Vorfall vergleichbar. Es hängt natürlich auch davon ab, wo die Vorfälle passieren, ob in Bukarest, Klausenburg/Cluj, Temeswar oder irgendwo in einer Kleinstadt. Es ist unmöglich, für jede kleine Stadt eine Einsatzzeit von fünf Minuten bei einem kollektiven Unfall zu haben. Das System ist aber anpassungsfähig und flexibel“, sagte Raed Arafat in Temeswar.

Beim Treffen hörte sich der rumänische Staatssekretär für Notfallsituationen alle Anliegen der Veranstalter an und versprach, dafür Lösungen zu finden. „Eine anständige und korrekte Diskussion zwischen beiden Seiten führt zu guten Lösungen“, sagte Arafat. Auch eine Art „Purple Guide“, ein Kodex für Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen bei Musik- und anderen Arten von Events soll, nach britischem Muster, in Rumänien herausgebracht werden.  In Temeswar werden sich auch demnächst die Vertreter des Katastrophenschutzes regelmäßig mit interessierten Veranstaltern und Clubbesitzern an denselben Tisch setzen, um die Sicherheit ihrer Kunden zu gewährleisten.