Sickerwasser vergiftet Lupak

Und keine Institution ergreift entscheidende Eindämmungs- und Bekämpfungsmaßnahmen

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Die „Zentrale Pannendeponie“ von Lupak – „eigentlich geht es offiziell um das „Integrierte Zentrum für das Management der Abfälle“, um eine angeblich „ökologische Anlage“ zur Sammlung, Sortierung, Verwertung und Lagerung des Mülls des Banater Berglands – die nur mit jahrelanger Verspätung fertiggestellt und danach in kurzen Zeitabständen wegen Pannen und Baufehlern, die korrigiert werden mussten, ihren Betrieb unterbrechen musste, sorgt wieder einmal für einen Eklat: Infolge des extrem regenreichen Frühjahrs und Frühsommers im Banater Bergland füllten sich die Sammelbecken für das (hochgiftige) Sickerwasser, und am Fuß der Anhöhe, wo die Deponie gebaut wurde, trat eine „Quelle“ zutage, die braun gefärbtes Wasser entlässt, das offensichtlich aus den überfüllten, lecken Sammelbecken der Deponie stammt – also Sickerwasser aus der Deponie ist, welches sich in den im Tal Richtung Gemeinde Lupak fließenden Gelug-Bach ergießt. Und von dort aus sind rasch auch die Brunnen der Gemeindebewohner mit ungenießbarem, giftigem Wasser verseucht worden, das nicht einmal zur Viehtränke genutzt werden darf.

Präfektur, Kreisrat (der Besitzer des „Integrierten Müllzentrums“), die Direktion für Öffentliche Gesundheit, die Direktion für Veterinärgesundheit, die Agentur für Umweltschutz, die Garde für Umweltschutz, die Verwaltung der „Rumänischen Gewässer“ Apele Române, die Landwirtschaftsdirektion und der Katastrophenschutz ISU Semenic – alle sind in Alarmbereitschaft versetzt worden und haben Untersuchungen zu den „Ursachen“ der Verseuchung des Raums Lupak und der weiter talwärts gelegenen Gegenden mit giftigem Sickerwasser – bis hin zum Karasch-Fluss, in den der Gelug-Bach mündet – eingeleitet. Eine erste, rumänientypische Maßnahme: Apele Române haben den Betreiber der Mülldeponie – eine „Girexim Universal“ aus Südrumänien – mit einer Geldstrafe von 35.000 Lei belegt. Die natürlich erst mal gar nichts vom Problem löst.

Der verantwortliche Vertreter dieser Girexim Universal, Remus Marta, war diese Woche vor den Kreisrat zitiert worden, um vor den Vertretern des Verpächters der „Anlage zum Müllmanagement“ Erklärungen abzugeben. Er sagte nur, was ohnehin alle wussten: Die starken Regenfälle des vergangenen Frühjahrs hätten alle Sammelbecken für Sickerwasser gefüllt, die letztendlich übergelaufen seien. In diesem Zusammenhang müsse auch die „Quelle“ entstanden sein, die etwa 300 Meter unterhalb der Müllsammelanlage hervortrat. Und diese „Quelle mit verseuchtem Wasser“ sehe er als Hauptproblem an. Voller Unschuld sagte Marta: „Die Quelle sprudelt auch jetzt. Wir kennen den Grund dafür nicht. Das Abfließen des Sickerwassers (rumänisch wird dazu das sehr geschraubt klingende Wort „levigat“ benutzt) ist eine Dringlichkeit, von der ich nicht weiß, wie ich sie lösen könnte!“ Ziemlich frech lud Remus Marta danach die Bauingenieure, die im Kreisrat sitzen, ein, ihn zu begleiten und ihm vor Ort Anweisungen zu geben, was er tun solle.

Der Angesprochene, Ioan Crina, der Fraktionsführer der PSD im Kreisrat, wollte unbedingt wissen, ob der „Unfall“ nicht eine Folge der nichtentsprechenden Nutzung der Mülldeponie sei, worauf die Antwort kam: „In den drei Jahren, seit das Zentrum in Betrieb ist, hatten wir keinerlei derartige Probleme oder Verluste. Wir hatten Kontrollen noch und noch, niemals wurden wir mit Strafen belegt. Bis zur jetzigen Regenperiode…“ Man kam zumindest zu einer Schlussfolgerung: Das Problem müsse irgendwo am Grund eines Sammelbeckens liegen: ein Leck. Also muss das Sammelbecken geleert werden – was bisher nie geschehen ist. 

Nicht angesprochen wurde, was man überall nachlesen kann: Sickerwasser aus Mülldeponien ist hochgiftig und braucht spezielle Reinigungsmethoden – die teuer bis sehr teuer sind. Und: Viele Betreiber ziehen es vor, das Sickerwasser ihrer Deponien gegen Gebühr zu Klärwerken zu bringen, mittels Zisternen – was in Lupak nie geschehen ist. Die einzige konkrete Maßnahme, die bisher zum Schutz von Bevölkerung und Nutzvieh in reschitzanahen Lupak getroffen wurde: Der Katastrophenschutz hat eine 3000-Liter-Zisterne hingebracht, die regelmäßig mit Trinkwasser aufgefüllt werden soll. Der Bevölkerung wurde bekanntgemacht, ihr Brunnenwasser oder das Wasser aus dem Gelug-Bach zu meiden. An die Brunnen wurden Schilder angebracht, das Wasser erst nach vorheriger Laborprüfung zu nutzen (nichts darüber, wer das bezahlt…). Das Rathaus Lupak sei verpflichtet, der Bevölkerung gutes Trinkwasser zu sichern, mindestens fünf Liter pro Person und Tag. Aber auch die Haus- und Nutztiere sollen nicht mehr aus den Brunnen der Gemeinde getränkt werden, es sei denn, man lasse das Wasser vorher untersuchen (wer bezahlt das?!). Auch für die Landwirtschaft oder zur Spritzbehandlung der Obstbäume, selbst zu Verdünnung der Lösungen zur Unkrautbekämpfung sei das Wasser nicht mehr geeignet.

Die entscheidende, absolut notwendige, aber teure Maßnahme, das gesamte Sickerwasser aus den/dem Sammelbecken herauszupumpen und zur (gebührenpflichtigen) Klärung/Neutralisierung an einen geeigneten (und dazu befugten) Ort zu bringen, über die Finanzierung des Nötigen (und letztendlich Unvermeidlichen), zur Stopfung des vermuteten (und wahrscheinlichen) Lecks im Boden eines Sammelbeckens, all das wurde nicht direkt angesprochen. Stattdessen ließ man sich bloß aus über Maßnahmen zur Bekämpfung der Folgen, nicht aber der Ursachen der Umweltverseuchung des Raums der Gemeinde Lupak durch das Sickerwasser, das jetzt – und leider wohl noch für längere Zeit – Menschen- und Tierleben gefährdet.