Siebenbürgen in Berlin

Europastart der Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen“

Philipp Harfmann, Geschäftsführer Stiftung Kirchenburgen, Hermannstadt sowie Bischof Reinhart Guib, Evangelische Kirche A. B. in Rumänien und der Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Evangelische Kirche A. B. in Rumänien und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kirchenburgen, (v.r.n.l.)

In der rumänischen Botschaft Berlin fand kürzlich die feierliche Eröffnung der Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein Europäisches Kulturerbe“ statt. Sie entstand in Zusammenarbeit der Projektpartner Stiftung Kirchenburgen Hermannstadt/Sibiu, TU Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung, Fachgebiet Denkmalpflege und Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam. Dazu eingeladen hatten der Botschafter von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland, S.E. Emil Hurezeanu, zusammen mit der Stiftung Kirchenburgen. Angereist aus Hermannstadt waren der Bischof Reinhart Guib, Evangelische Kirche A. B. in Rumänien und der Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Evangelische Kirche A. B. in Rumänien und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kirchenburgen, sowie Philipp Harfmann, Geschäftsführer der Stiftung. Etwa 200 Personen nahmen an der Eröffnung teil, darunter zahlreiche Bundestagsabgeordnete wie Bernd Fabritius, Klaus Brähmig und Christoph Bergner, sowie Institutionen wie das Deutsche Kulturforum östliches Europa, Potsdam, vertreten durch Dr. Harald Roth. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung mit Darbietungen von Karl Scharnweber (Klavier) und Thomas Braun (Violine).

Breites Spektrum an Themen

Die Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein Europäisches Kulturerbe“ im Atrium der Botschaft besteht aus 24 modernen Roll-up-Postern, befestigt an flexibel verstellbaren Metallständern. Die rund 2,20 Meter langen Roll-up-Poster sind didaktisch geschickt nach Komplexen angeordnet, laden den Betrachter ein, in das interessante Spektrum der professionell gestalteten Ausstellung einzutauchen, angefangen mit dem Komplex „Historische Einführung“ weiter zu „Entwicklung der Kirchenburgen“ und „Ausstattung der Kirchen“ über „Reisen gestern und heute“ bis hin zu den Komplexen „Aspekte der Erhaltung“ und „Bewahrer des Kulturerbes“. Den Texten sind historische und aktuelle Fotomotive, etwa die historische Aufnahme um 1942 mit einer Männergruppe in Trachten mit den legendären Schwertern von Broos und Draas, zugeordnet.

Zudem bestimmen Dokumente und detailreiche Landkarten die grafischen Elemente der Poster. Großflächige Bilder von Kirchenburgen inmitten der pittoresken Siebenbürgischen Landschaft ziehen die Blicke der Betrachter magisch an. Besonders lobenswert an der Ausstellung ist die hervorgehobene Würdigung von engagierten Bewahrern des Kulturerbes, so der 2012 im Alter von 102 Jahren verstorbene Kurator Martin Werner, der jahrelang die Kirchenburg von Meschendorf vor dem Verfall bewahrte, sowie der aus einer rumänischen Familie stammende Emanuel Tremurici, der bereits als 13-Jähriger kompetent und kenntnisreich durch die Kirchenburg von Deutsch-Tekes führte.
Die Entwicklung der Ausstellung wurde gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Faszination Kirchenburgenlandschaft

Dem aus Hermannstadt/Sibiu stammenden Botschafter Emil Hurezeanu merkte man in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung seine Emotionen an, ebenso wie seine persönliche Verbundenheit zu seiner alten Heimatstadt und zu den faszinierenden Kirchenburgen. Schon als Kind zogen ihn diese ehrwürdigen Zeugen der Geschichte rings um Hermannstadt magisch in ihren Bann. Eingangs seiner Rede betonte er, dass der Titel der Ausstellung zugleich originell wie auch legitim sei, ist doch die einzigartige Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen ein herausragendes europäisches Kulturerbe, das es noch mehr in das Bewusstsein Europas zu rücken gilt. Welche kulturpolitische Dimension dieses Anliegen hat – und dass man bereits auf dem besten Wege zur seiner Verwirklichung ist - verkörpert prägnant die Tatsache der 2015 ins Leben gerufenen Stiftung Kirchenburgen, die als Fachinstitution des kirchlichen Kulturerbes arbeitet. Mit der in Berlin eröffneten Ausstellung hat die Stiftung Kirchenburgen ein höchst gelungenes „Gesellenstück“ abgeliefert. Prominente Schirmherren der Stiftung Kirchenburgen sind der Präsident von Rumänien, Klaus Werner Johannis, und Joachim Gauck, Präsident der Bundesrepublik Deutschland.

„Eine feste Burg ist unser Gott …“Dass kaum eine andere Region Europas durch den Choral Martin Luthers „Eine feste Burg ist unser Herr, eine gute Wehr und Waffen“ architektonisch so versinnbildlicht wird, wie eben durch die im südlichen Teil Siebenbürgens gelegenen Kirchenburgenlandschaft, war der Grundtenor in der Eröffnungsrede von Bischof Reinhart Guib. Er drückte seine Hoffnung aus, dass sich mit dieser Ausstellung, die noch in weiteren Städten Deutschlands und natürlich auch in Rumänien gezeigt werden wird, nicht nur Siebenbürger Sachsen als Multiplikatoren angesprochen fühlen, sondern alle Menschen. Nicht zuletzt müsse das europäische Kulturerbe besonders an junge Generationen weitervermittelt werden. Mit dieser Ausstellung der Stiftung Kirchenburgen würden zudem auch Perspektiven für den zukünftigen Erhalt der Kirchenburgenlandschaft aufgezeigt, etwa auch durch die Ausbildung von Handwerkern wie Zimmerleuten und Architekten. Der Bischof ist sich sicher, dass diese Ausstellung weit über das eigentliche Lutherjahr hinaus, die Menschen begeistern wird.

Die Etappen bis zur Ausstellung

Der eigentliche Ausgangspunkt zu diesem Ausstellungsprojekt liegt in dem Projekt „Erhaltungskonzept zur Sicherung der Siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft unter Einbeziehung neuer Medien“ von 2011, dem ersten Gemeinschaftsprojekt der Leitstelle Kirchenburgen Hermannstadt mit dem Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin. Ins Leben gerufen wurde dieses Projekt auf Initiative der Leitstelle Kirchenburgen. Damit wurden dann die Weichen gestellt, dass das Thema Siebenbürgen den Sprung in den Lehrplan des Instituts für Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin schaffte. Dieser Sprung 2012 glich einer Sensation: Das Thema Siebenbürgen im Lehrplan der berühmten TU Berlin!

Dem folgte das Projekt „Zwischen Burghütern und Aussteigern – Perspektiven für die Siebenbürgische Kirchenburgenlandschaft“. Verbunden war dieses Projekt mit Exkursionen eines Studenten- und Wissenschaftlerteams ins Obere Harbachtal 2013. Dabei ging es um Bestandsaufnahme und Maßnahmen zur öko-touristischen Vermarktung der Kirchenburgenlandschaft sowie damit verbundener Schaffung von Arbeitsplätzen für Dorfbewohner. Die Arbeitsergebnisse dieser Etappen und Projekte bilden das Grundgerüst der Ausstellung.

Von der Ausstellung zum pädagogischen Konzept

Philipp Harfmann hat mit seinem Team der Stiftung Kirchenburgen ein neues Projekt ganz oben auf die Arbeitsagenda gesetzt: Die Entwicklung des Bildungsprojektes „Kirchenburgen-Memo“. Mit diesem neuen Projekt, quasi „Kind“ der in Berlin eröffneten Ausstellung, soll Schülern das Wissen über Historie und Gegenwart dieses europäischen Kulturgutes spielerisch didaktisch vermittelt werden.  
Die Ausstellung wird bis Mitte Februar in der Botschaft Rumäniens zu sehen sein. Danach wandert sie eventuell weiter zur Internationalen Tourismusbörse Berlin ITB 2017 sowie weiteren europäischen Reisemessen im Februar und März. Im Sommer geht sie auf Tour durch Deutschland, aber auch durch andere europäische Länder. In Rumänien wird diese Ausstellung zum Sachsentreffen in Hermannstadt im August 2017 und zum Tag des Offenen Denkmals im September 2017 zu sehen sein. Anvisiert sind sogar Kanada und die USA.
Herzliche Einladung zum Besuch der Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein Europäisches Kulturerbe“.