Sissi-Denkmal in Karansebesch soll neu erstehen

Zertrümmerte und vergrabene Statue der Kaiserin wird auf Stadtkosten wiederhergestellt

Das Denkmal ist heute Ion Dragalina, des Kaisers ehemaligem General, gewidmet. Das Datum auf dem Denkmal ist getrickst: 1916 traten die Donaufürstentümer an Seiten der Entente in den Ersten Weltkrieg ein und ebendann lief General Ion Dragalina zu den rumänischen Heeren über. Die Statue entstand aber nach 1919, als Karansebesch bereits zu Großrumänien gehörte.
Foto: Zoltán Pázmány

„Weil zu Beginn der Jahre 2000 in Karansebesch die Statue der Kaiserin Sissi entdeckt wurde, die gegenwärtig im Kreismuseum für Ethnografie und Geschichte des Grenzregiments aufbewahrt wird, möchten wir, dass in diesem Frühjahr eine technische und finanzielle Lösung zu ihrer Restaurierung gefunden wird, sodass noch in diesem Jahr Sissi wieder auf ihren Sockel gestellt und dem Kulturerbe des Munizipiums Karansebesch wiedereingegliedert wird. Es gibt bloß fünf ähnliche Skulpturen in der Welt: eine steht in Genf, eine in Budapest, eine in Wien, eine auf der griechischen Insel Korfu, die fünfte gibt es hier in Karansebesch. Ich finde, es ist nicht nur für Freunde der Kunst, des Schönen, der Geschichte, der Tradition gut, dass Sissi wieder im Zentralpark aufgestellt wird, hier, vor dem Rathaus.“

Sissi als Touristenmagnet

Bürgermeister Ion Marcel Vela hat damit wieder mal die Gelegenheit zu einer seiner typischen Werbeaktionen – für sich und die Stadt – erfasst: „Das wird nicht nur ein wichtiger Bezugspunkt für Touristen, die unsere Stadt besuchen, sondern offensichtlich auch für die Karansebescher, die nicht nur darauf stolz sein können, in einer Stadt zu leben, die sich von Tag zu Tag sichtbarer entwickelt, sondern die auch ihr kulturelles Erbe schätzen und gern ihre Werte zeigen, damit diese von Gästen gleichermaßen geschätzt und respektiert werden.“ Die Geschichte der „Erzsébet“, der lebensgroßen Skulptur der Kaiserin Elisabeth/Sissi, die von János Horvay kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert angefertigt wurde, ist von Interesse. Die Statue besteht aus Marmor aus dem nahe gelegenen Marmorsteinbruch von Ruskitza, stellt die 1,72 Meter große Kaiserin stehend, in einem der Antike nachempfundenen Gewand dar und durfte nur mit ausdrücklicher Genehmigung ihres Witwers, des Kaisers Franz Joseph I., angefertigt werden.

Nur kurz mal aufgestellt

Ursprünglich sollte die Kaiserinnenstatue 1914 im Stadtzentrum von Karansebesch aufgestellt werden, doch durch den Ersten Weltkrieg und auch durch die Wirren und Frontenwechsel einiger kaiserlicher Generäle, die aus dem Karansebescher Grenzregiment stammten und in der Stadt, selbst aus der Ferne, einen entscheidenden politischen Einfluss ausübten, auch weil sie vielfach hier ihren festen Wohnsitz und eine starke persönliche Lobby hatten, kam es erst 1918 zur Enthüllung der Statue – knapp vor Kriegsende und dem definitiven Zerfall der Donaumonarchie. Am Rande bemerkt: Aus dem Karansebescher „wallachisch-illyrischen“ Grenzregiment sind binnen knapp hundert Jahren aus einfachsten Verhältnissen 14 k.u.k.-Generäle hervorgegangen, die bekanntesten unter ihnen sind heute der Schulstifter Traian Doda und der Ausbilder der Armeen des Donaufürstentums, Ion Dragalina, ein Frontenwechsler. 1919 – Karansebesch war schon Teil des neuentstandenen Königreichs Großrumänien – wurde die Kaiserinnenstatue vom Sockel gehoben und im Keller des alten Rathauses deponiert, das ungefähr dort stand, wo sich heute der Innenhof des Sitzes des orthodoxen Bistums Karansebesch und des Priesterseminars befindet, auf der Strada Ardealului. Der Legende nach sollen die Reste der Sissi-Statue gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, angeblich zum Schutz vor Raub durch die heranziehenden Horden der Roten Armee (sagt man heute in Karansebesch), in diesem Keller vergraben worden sein. Und „vergessen“.

Die „Wiederentdeckung“

2000 begann an jener Stelle der Bau der Kirche des orthodoxen Priesterseminars von Karansebesch und beim Aushub der Baugrube wurde die Statue „wiederentdeckt“. Der Körper, der Kopf und ein Teil der Arme waren intakt. Nur: recht bald „verschwand“ der Kopf der Sissi. Umfangreiche Nachforschungen waren nötig, und der entstehende Untersuchungsdruck brachte es mit sich, dass der Kopf dann „plötzlich wieder auftauchte“. Die Teile der Statue landeten im Stadtmuseum. Wo sie auch heute noch ausgestellt sind. Nun sollen sie restauriert und im kleinen Park vor dem etwa zur selben Zeit entstandenen neugotischen Rathaus von Karansebesch wieder aufgestellt werden. Ob dann auf dem Sockel „Erzsébet“, wie ursprünglich und original, „Elisabeta“, wie sich die Kaiserin bei ihren Besuchen in Herkulesbad und ihren Treffen mit der rumänischen Königin Elisabeth von Wied („Carmen Silva“) angeblich nennen ließ, oder „Sissi“ stehen wird, ist noch nicht bekannt... Karansebesch verfügt über noch eine Statue mit einer interessanten Geschichte. Im Stadtpark „Ion Dragalina“ steht die Bronzestatue des Generals, flankiert von zwei Reichslöwen. Bis 1919 stand an derselben Stelle und im selben figurativen Ensemble, aus derselben Bronze, die Statue Kaiser Franz Josephs I. Nach Zerfall des Kaiserreichs und Gründung Großrumäniens wurde der Bronzekaiser eingeschmolzen und aus ihm des Kaisers ehemaliger General gegossen, derjenige, der die Fronten gewechselt hatte...