Sorgenkind Parkhaus in der Schulerau

Nicht termingerecht abgeschlossene Investitionen sorgen für zusätzliche Kosten

Es ist anscheinend nun schon zur Regel geworden, dass die vom Kronstädter Bürgermeisteramt eingeleiteten Investitionen nicht termingerecht abgeschlossen werden. Dabei wird die Schuld immer auf die durchführende Baustellenleitung geschoben, die „objektive“ Argumente vorbrachte, weshalb die Arbeiten unterbrochen werden mussten. Sei es aus Mangel an entsprechender Ausstattung, an Arbeitskräften oder sonstigen Gründen. Dass dabei auch das Bürgermeisteramt seine Schuld trägt, darüber wird nichts verlautet. Weshalb wird bei einer Ausschreibung, nachdem feststeht, wer die Arbeiten durchführen soll, nicht nachgeforscht, ob das betreffende Unternehmen tatsächlich über die Kapazität verfügt, das Projekt abschließen zu können oder nicht?

Denn wenn die Arbeiten unterbrochen werden, bedeutet das nicht nur den Aufschub der Fertigstellung eines Projektes, sondern auch zusätzliche Kosten für das Bürgermeisteramt. Da meistens dafür auch europäische Gelder beantragt wurden und diese nicht termingerecht abgerechnet werden können, da der Bau noch nicht abgeschlossen ist, wird die Finanzierung meistens rückgängig gemacht und die Stadt muss außer für den Eigenbeitrag  für die gesamte Investition aufkommen. Ähnlich geschah es in den letzten zwei Jahren mit dem Freizeitkomplex in der Schulerau/Poiana Braşov, dem Parkhaus neben dem Militärspital, dem neuen Anbau ans Dr. Ioan-Melşotă-Kolleg – alles Investitionen, die nach der Ausschreibung von einem Bauunternehmen übernommen, die Arbeiten aber schließlich von einer anderen Firma abgeschlossen wurden.

Eine gleiche Situation wird jetzt wieder in der Schulerau verzeichnet. Am 3. März 2014 wurden da die Arbeiten an einem Parkhaus und an einer Parkanlage für Klein- und Großraumbusse eingeleitet. Der Übergabetermin sah den November 2015 vor. Somit wurde dieser schon mit über einem Jahr überschritten. Und das Projekt ist immer noch nicht abgeschlossen. In den letzten Wochen betonte der Kronstädter Vizebürgermeister, Lászlo Barabas, wiederholt, dieses Parkhaus sei zu 90 Prozent fertig und wird in einigen Tagen eröffnet. Seither sind aber nicht Tage, sondern wieder einige Wochen vergangen. Und das in voller Skisaison, wo sich der Mangel an Parkplätzen in der Schulerau besonders schmerzlich bemerkbar machte. Anlässlich der verlängerten Winterfeiertage und der Kurzferien zum Tag der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer im Januar musste der Verkehr auf der Straße von Kronstadt zu dem Wintersportzentrum des Öfteren eingestellt werden.

Der große Parkplatz und die kleineren Parkanlagen bei den Hotels, aber auch die schneebedeckten freien Rasenflächen waren von Tausenden Pkw belagert. Voraussichtlich hätte auch das neue Parkhaus keine endgültige Abhilfe geschaffen, doch soll dieses 430 Parkplätze in vier Etagen umfassen. 16 sind für Personen mit Behinderungen vorgesehen. Im Umfeld sind Parkplätze für Klein- und Großraumbusse vorgesehen. Bis hierher soll nach Übergabe der gesamten Parkanlage auch der Linienbus Nr. 20 aus der Stadt fahren, wo die Endhaltestelle sein wird. Die Absicht der Stadtleitung besteht darin, bei Übernahme des neuen Parkhauses die Zufahrt zur Schulerau für die Pkw mit Ausnahme derer, deren Besitzer in Hotels gebucht haben, zu verbieten. Von da aus, aus der Unteren Schulerau, wo sich das neue Parkhaus – gegenüber der Junilor-Hütte – befindet, sollen die Touristen mit ihrer Skiausrüstung mit Bussen bis zu den Gondeln, Skilifts und Hotels befördert werden.

Insgesamt war eine Investition von 24,47 Millionen Lei vorgesehen. Dafür hatte es eine europäische Finanzierung gegeben, die bis zum 31. Dezember 2015 hätte abgerechnet werden müssen. Doch da dieses nicht möglich war, weil das Projekt stockte, muss die Stadt für die restlichen Kosten außer dem Eigenbeitrag aufkommen. Die beiden ursprünglichen Bauunternehmen, SC Conforest SA und SC Tong SRL, hatten 2013 den günstigsten Kostenvoranschlag von 13,04 Millionen Lei geboten. Nachdem diese die Arbeiten aber einstellten, musste eine neue Ausschreibung seitens der Stadt vorgenommen werden. Die SC Romfit SRL engagierte sich im Vorjahr, die Arbeiten in 110 Tagen abzuschließen. Der neue, mit diesem Unternehmen abgeschlossene Vertrag sah Ausgaben im Wert von 8,03 Millionen Lei vor. Es stimmt, dass die Stadt einen Haushaltsüberschuss von 53 Millionen Euro hat. Können diese Gelder nicht bessere Verwendung finden, als eingeleitete Projekte zu fast dem doppelten Preis zu finanzieren?