Stammbaumtafeln auf Knopfdruck

Genealogen der Heimatortsgemeinschaften erarbeiten eine Datenbank der Siebenbürger Sachsen

Bei seinem gemeinsamen Besuch mit Bundespräsidenten Joachim Gauck in der Heltauer Kirchenburg wurde dem rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis von der Heimatortsgemeinschaft Heltau, vertreten durch den Vorsitzenden Heinz-W. Hermann (l.), die Ahnentafel seiner aus Heltau stammenden Familie überreicht.
Foto: Eveline Cioflec

Genealogen der Heimatortsgemeinschaften der Siebenbürger Sachsen in Deutschland haben vor mehr als fünfzehn Jahren begonnen, die Daten der Siebenbürger Sachsen zu erfassen. Jede Heimatortsgemeinschaft hat ein Genealogiereferat, in dem die Daten bearbeitet und in einem System erfasst werden. Es handelt sich dabei um personenbezogene Daten, die es ermöglichen Familienstammbäume zu erstellen, aber auch etwa Umzüge von Familien oder Handelsbeziehungen zwischen den siebenbürgischen Ortschaften, Bevölkerungsveränderungen und vieles mehr abzuleiten.

Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien führt in allen siebenbürgischen Orten, aber auch in den Gemeinden außerhalb des Karpatenbogens, wo sie vertreten ist, Matrikelbücher und Familienblätter. In diesen Verzeichnissen werden persönliche Daten wie Geburtsdatum und -ort, Heirat und Taufen, Konfirmationen und Begräbnisse festgehalten. So verfügt zum Beispiel die Evangelische Kirche Heltau/Cisnădie über vier Kategorien von Matrikelbüchern: Taufe und Konfirmationsmatrikeln, Trauungsmatrikeln und Beerdigungsmatrikeln. Was in den Matrikeln eingetragen wird, ist vorgegeben. In der Beerdigungsmatrikel, zum Beispiel, wird das Alter und das Geburtsdatum, die Namen der Eltern, der Familienstand, die Beschäftigung, der letzte Wohnort und die Todesursache festgehalten. Die Arbeit der Genealogen, meist Hobbygenealogen aber auch beruflich ausgebildete, bestand in einer ersten Etappe in mühsamer Feldarbeit, nämlich darin, alle Matrikeln in den jeweiligen Ortschaften zu fotografieren.

In einer zweiten Etappe wurden die Daten elektronisch erfasst. Die Heimatortsgemeinschaften haben sich auf ein einheitliches Genealogieprogramm geeinigt, Gen Plus, was die ortsübergreifende Datenbearbeitung erleichtert. „Zweimal jährlich treffen sich diese Genealogen von allen Heimatortsgemeinschaften und sprechen darüber, wie sie das ganze Projekt aufsetzen. Das Projekt wurde und wird auch jetzt noch finanziert vom Bundesministerium des Inneren, so die Tagungen und die Software“, erläutert der Vorsitzende der Heltauer Heimatortsgemeinschaft, Heinz-W. Hermann. Im Programm werden die Grunddaten erfasst. Bei gleichen Namen wird noch die Hausnummer hinzugenommen, um die einzelnen Personen genau zu identifizieren.

Das Resultat ist, dass in Sekundenschnelle und zuverlässig herausgefunden werden kann, wer mit wem verwandt ist und, soweit die Daten bereits erfasst sind, sogar Verwandtschaften jenseits der jeweiligen Orte nachvollzogen werden können. Noch sind nicht alle Daten erfasst, wobei einzelne Ortschaften allerdings die Arbeiten bereits abgeschlossen haben.

Trotz dieser genauen Arbeit lassen sich Familienstammbäume anhand von Matrikelnummern oft nur bis zu einer gewissen Jahreszahl zurückverfolgen, da möglicherweise nicht alle Matrikelnummern erhalten worden sind. In diesem Fall können zum Beispiel Grundbücher hinzugezogen werden. So konnte die Heltauer Heimatortsgemeinschaft für Staatspräsident Klaus Johannis, dessen Familie aus Heltau stammt, anhand der Matrikeln aus dem Evangelischen Pfarramt Heltau den Stammbaum bis 1780 erstellen. Die Zeitspanne zwischen 1780 und 1615 wurde anhand von Volkszählungen, Steuerlisten und Besitzurkunden erfasst. Frühere Daten, bis 1371, wurden von Peter Handel mithilfe von Grundbüchern, in denen Grundstückverkäufe und weitere Informationen eingetragen sind, zusammengetragen.

Sichtlich überrascht war Klaus Johannis, als ihm der so erstellte Familienstammbaum – oder auch Ahnentafel – geschenkt wurde. Das geschah bei seinem Besuch in der Heltauer Kirchenburg am 21. Juni aus Anlass des Besuchs des deutschen Staatspräsidenten Joachim Gauck. Auf der vom Vorsitzenden der Heltauer Heimatortsgemeinschaft, Heinz-W. Hermann, überreichten Tafel sind die Daten bis 1615 verzeichnet, frühere Daten, bis 1371, reichen lediglich in den einen Ast des Familienstammbaums (Familie Schemmel) hinein.

Die Arbeiten an der Datenbank der Siebenbürger Sachsen werden fortgeführt. Ziel ist, dass alle Familiengeschichten der Siebenbürger Sachsen in einer Datenbank erfasst werden, in der vielleicht nicht jeder Name aufgenommen sein wird, aber jeder, der im Laufe der Zeit irgendwo aufgeschrieben wurde. Stammbaumtafeln sollen in Zukunft für jeden Siebenbürger Sachsen auf Knopfdruck erstellt werden können.