Tänzer sind gefragt

Im Juli läuft in Kronstadt die zweite Auflage des Romana-Tanzfestivals

Der Romana-Tanz, aufgeführt vom „M²gura Codlei“-Ensemble auf der Bühne des Zeidner Kulturheimes
Foto: Ralf Sudrigian

Warum sollten nur Ritter, Hofdamen, Zauberer, Hexen und Narren im Mittelpunkt des Mittelalter-Revival stehen, wie das in den letzten Jahren in vielen Städten Rumäniens festzustellen ist? Da könnten ja auch weniger kämpferische oder gruselige Aspekte vergangener Jahrhunderte wiederbelebt werden. Zum Beispiel Tänze. Ungefähr solche Überlegungen dürften dazu geführt haben, dass im November 2013 in Kronstadt/Braşov das landesweit erste Festival des historischen Tanzes veranstaltet wurde. Es trägt den Namen eines in Kronstadt in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Gesellschaftstanzes – „Romana“. Nun soll am 10. und 11. Juli, wenn Ferien und Urlaub, also auch Touristen angesagt sind, die zweite Auflage dieses Festivals in Kronstadt stattfinden.

Historische Tänze als Teil des Kulturerbes

Veranstalter ist das Museum „Casa Mureşenilor“ zusammen mit folgenden Partnern: das Kulturzentrum Redoute, die Kronstädter Oper, der Klausenburger Tanzverein „Ars Saltandi“, das städtische Kulturhaus Zeiden/Codlea und der Verein der Burzenländer Ritter. Finanziert wird das Festival aus dem Kronstädter Stadthaushalt. Der Direktor des Mureşenilor-Gedenkhauses, Valer Rus, stellte unlängst das Programm der zwei Festivaltage vor. Das Festival startet am Freitag, dem 10. Juli, mit einem Umzug in historischer Kleidung durch die Straßen der Inneren Stadt. Ausgangspunkt ist das Modarom-Gebäude am unteren Ende der Purzengasse.

Von dort begibt sich der Zug auf den Rudolfsring, vorbei am Bürgermeisteramt, Titulescu-Zentralpark, Aro-Palace-Hotel und dann in die Klostergasse, wo in die Michael-Weiß-Gasse eingebogen wird. Durch die Purzengasse erreicht der Aufmarsch den Marktplatz am alten Rathaus, wo auch historische Tänze vorgeführt werden. Die offizielle Eröffnung findet um 18 Uhr in der Redoute statt. Mehrere Tanzgruppen bieten anschließend Tanzvorstellungen. Das Bukarester Anton-Pann-Ensemble bietet ein Konzert mit instrumentaler und Vokalmusik; das Klausenburger Tanzensemble „Passeggio“ führt Tänze der Renaissance auf. Erwartet werden auch Aufführungen junger Tänzerinnen und Tänzer, die zeigen, was sie in den Tanzkursen in der „Casa Mureşenilor“ einstudiert haben. Der Abend endet mit einem interaktiven Workshop zum Thema historischer Tanz.

Am zweiten Tag soll als Neuheit moderne Tanzkunst zur Geltung kommen. Die Gruppe „Contraption“ bietet die Tanzshow „Body Intimacy XENO“; aus Frankreich eingeladen ist das Ensemble „Green princess & Pantalon vert“ das in der Vorstellung „Layer upon layer“ zu sehen ist. Im Ballett-Saal der Redoute ist am Vormittag ein Workshop zu zeitgenössischem Tanz geplant.

Redoute-Direktor Marius Cisar begrüßt die Aufnahme der modernen Tanzvorführungen, selbst wenn Kronstadt in dieser Hinsicht anderen Städten noch hinterherhinkt. „Wir müssen auch Neues wagen und versuchen, die Kronstädter dafür zu gewinnen“, sagt er. Das ist auch ganz im Sinne eines vielfältigeren Kulturangebots, denn letztendlich soll auch dieses Tanzfestival als Argument für die Kronstädter Kandidatur zur europäischen Kulturhauptstadt 2021 dienen.

Tanzkurse im Museum

Bis zum Festival will das Mureşenilor-Museum zehn bis fünfzehn Paare historische Tänze lernen lassen. Das scheint aber gar nicht so leicht zu sein, denn vor allem Jungen sind schwerer für die historischen Tänze zu begeistern. „Sie schauen gerne zu, es gefällt ihnen auch, aber selber zu tanzen, dazu kommt es in den seltensten Fällen“, sagt Valer Rus. Das Museum will ab nun kostenlose Kurse für historische Tänze wie Volta, Chaconne, Bourrée bieten unter der Leitung der Choreografen Cristina Rotundu und Dorin Mirea von der Kronstädter Oper. Die Kurse finden jeweils montags (ab 18.30 Uhr) und donnerstags (ab 17.30 Uhr) im Museum statt. Anmeldungen werden direkt beim Museum (Marktplatz/Piaţa Sfatului 25) angenommen oder über Telefon 0268-477.864 oder E-Mail: casa_muresenilor@yahoo.com. Das Mindestalter für die Kursteilnehmer beträgt 14 Jahre. Kontaktpersonen sind Cristina Seitz und Lorena Domocos.
 
Der Romana-Kolonnentanz

Erlernt wird dabei auch der Gesellschaftstanz Romana. Dieser war bis ins erste Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts in Kronstadt aber auch in anderen Städten Siebenbürgens, des Banats, in der Maramureş und sogar in dem nördlichen Teil der Moldau bekannt und beliebt. Es handelt sich um einen Kolonnentanz, der auf Initiative von Iosif Mureşianu entstanden ist und von rumänischen Volkstänzen inspiriert wurde, der gern auf Bällen der Frauengesellschaft und der Studenten vorgeführt wurde. Er besteht aus mehreren Figuren, deren Namensabkürzung „ROMANA“ ergibt. Die meisten Tanzabschnitte haben Tanzschritte rumänischer Volkstänze aus Siebenbürgen und dem Banat eingegliedert. Die Reihenfolge lautet: Rosa (auf Grund des Ardeleana-Tanzes), Octavia (Haţegana), Mureşana (Pe picior), Augusta (Învârtita), Nimfa und Amata (Braşoveanca).

Beim Zustandekommen des Tanzes mitgewirkt haben auch Stefan Emilian und Francisc Kamauf. Bei Romana handelt es sich um den Versuch, adaptierte Volkstänze salonfähig zu machen, so wie das früher mit der Polka, der Masurka oder sogar mit dem Tschardasch geschehen ist. Es gibt auch mehrere Hefte, aufgrund derer 2007 in der Casa Mureşenilor erfolgreich eine Wiederbelebung der Romana versucht wurde. Die verbesserten Endvarianten entstammen der bei Constantin Gebauer in Bukarest in den 1880-er Jahren gedruckten Partitur mit dem Titel „Quadril Naţional Transilvanian“  – ein Druck, der 1900 auch bei der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet wurde, sowie dem zweisprachigen, rumänisch-deutschen Heft „Romana“, verfasst von Ion Popa und erschienen 1903 in Kronstadt in der Druckerei „A. Mureşianu“.