„Team Barbara-Julia“ paukt für eine Überraschungsreise

Die Deutsche Schule Bukarest führt neues Nachhilfekonzept ein

Julia (l.) und Barbara während der Nachhilfestunde
Foto: Yannick Böttcher

Die Deutsche Schule Bukarest steht in diesem Jahr vor großen und kleinen Veränderungen: So wird in diesen Tagen eine neue Schulglocke installiert, um Beginn und Ende einer jeden Schulstunde zu signalisieren. Während sich Teile des Kollegiums vor allem auf das monatliche Testen des Alarms freuen, kommt aus anderen Ecken bereits erstes Stöhnen: „So viel Klingeln?”

Doch auch pädagogisch entwickelt sich die Schule weiter. Im Dezember wurde das Projekt „Schüler helfen Schülern” eingeführt, das darauf abzielt, besseren Schülern die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen anzuwenden, indem sie jüngeren Schülern kostenlosen Nachhilfeunterricht geben. Es soll dazu beitragen, die ewige Herausforderung einer jeden Schule zu lösen: Wie ist der Unterricht zu gestalten, wenn jeder einzelne Schüler bestimmte Bedürfnisse, unterschiedliche Qualitäten und andere Schwierigkeiten hat? Während die naturwissenschaftlich Begabten sich im Matheunterricht langweilen, weil es ihnen viel zu langsam geht, ist es gut möglich, dass sie in der Französischstunde rein gar nichts verstehen. Den Sprachtalenten geht es eventuell genau umgekehrt.

Für Julia (15) und Barbara (11) jedoch hat die Schule eine Lösung für dieses Problem gefunden. Sie treffen sich zweimal pro Woche nach dem Unterricht zur Englisch-Nachhilfe. Julia hat sich wie viele andere auch freiwillig gemeldet, um etwas von ihrem Wissen an jüngere Schüler weiterzugeben. Sie gibt Nachhilfe in Englisch und Deutsch für vier Schüler. Das bedeutet für sie, dass sie nach ihrem regulären Unterricht fast täglich ein oder zwei Stunden länger in der Schule bleibt, um anderen zu helfen. Ehrenamtlich natürlich.

Darüber hinaus sucht sie in ihrer Freizeit selbstständig Texte und Aufgaben, die sie mit Barbara besprechen kann. In Abstimmung mit den Fachlehrern bereitet das „Team Barbara-Julia” Stoff für die nächsten Stunden vor oder widmet sich Unklarheiten aus den vergangenen Unterrichtsstunden. Dabei werden den beiden Schülerinnen große Freiheiten gelassen: Was sie genau behandeln entscheiden sie selber, auch wie intensiv und lange sie üben. Beide Schülerinnen sind überzeugt, dass sie eine Menge lernen. Barbara ist sich sicher, dass ihr die Arbeit mit Julia im Unterricht weiterhilft. Für Julia hat das Projekt gleich mehrere Vorteile: Sie kann den Stoff aus den letzten Jahren nochmals wiederholen und sich so noch besser einprägen.

Eventuell möchte Julia einmal Lehrerin werden und da ist es hilfreich, schon mal einen Einblick in den Umgang mit Kindern zu bekommen. Beim Wort „Kindern” stockt sie kurz, denn so viel älter als ihre Schüler ist Julia nicht. Genau das ist das Prinzip der von „Schüler helfen Schülern”: Anstelle älterer Nachhilfelehrer, die schon seit Jahrzehnten keine Schule mehr von innen gesehen haben, sollen die Schüler sich gegenseitig zur Seite stehen. Unterstützt von einer Schulpsychologin und einem Sozialpädagogen haben sich mittlerweile über 30 Kinder, und damit immerhin ein Drittel aller Schüler der Deutschen Schule aus allen Altersstufen, für das Projekt angemeldet. Die Rückmeldungen von Fachlehrern, Eltern und Schülern sind durchweg positiv. Neben ersten Verbesserungen der Schüler im Unterricht lässt sich auch eine Stärkung ihres Gemeinschaftsgeistes erkennen. Barbara und Julia sagen, dass sie jetzt ihre Zeit mit Schülern verbringen, die sie vorher gar nicht kannten. Die Schule hat sich daraufhin entschlossen, mit den motiviertesten Nachhilfeschülern und -lehrern am Ende des Schuljahres eine Reise zu organisieren.