Temeswarer zeigen großes Interesse für Stadtgeschichte

Architekturführungen durch Temeswar werden in diesem Herbst organisiert

Die Altstadt von Temeswar ist eines der vier Hauptthemen der Architekturführungen.

Jedes Haus hat seine eigene Geschichte. Wir laufen täglich an Gebäuden vorbei, ohne sie zu beachten und ohne ihre Vergangenheit zu kennen. Wir sind hundert-, wahrscheinlich tausendmal an ihnen vorbeigegangen und haben den Eindruck, sie existieren dort seit Beginn der Zeit. Was haben aber diese Gebäude denn alles im Laufe der Jahre miterlebt, wie sind sie gebaut worden, wer hat sie errichten lassen und wie soll ihre Zukunft aussehen? Darauf versuchen Temeswarer Architekten eine Antwort zu geben. In diesem Herbst, anlässlich der ersten Biennale für Architektur in Temeswar (BETA 2016), werden kostenlose Führungen angeboten, wobei Temeswarer die Stadtgeschichte und das Stadterbe entdecken können.

Anfang September wurde die Webseite www.turdearhitectura.ro veröffentlicht. An einem einzigen Tag wurden bereits alle Plätze für die vier kostenlosen Führungen belegt. Jeder Rundgang ist für 25 Leute gedacht und diese durften sich online dafür einschreiben. Die Initiatoren des Pilotprojekts ahnten gar nicht, welches Interesse sie bei ihren Mitbürgern geweckt hatten. „Wir waren überrascht zu sehen, dass in bloß einigen Stunden alle Plätze besetzt wurden. Derzeit gibt es rund 60 Leute auf der Warteliste“, sagt die Temeswarer Architektin Roxana Pătrulescu, die Initiatorin des Projekts.

„Die Menschen sind an der Architektur interessiert, da aber ihre Freizeit begrenzt ist, haben sie keine Zeit, Informationen zu suchen und es ergibt sich nur selten die Möglichkeit, sie näher kennenzulernen. Ich denke, unser Angebot kam zum richtigen Zeitpunkt und war auch sehr attraktiv, denn wir nehmen uns vor, den Leuten interaktiv kompakte Informationen zu vermitteln“, so erklärt sich Architektin Pătrulescu die große Nachfrage für ihre Führungen.

Genauer: Es werden im Oktober und November an bestimmten Wochenenden Rundgänge durch die Stadt gemacht. Ziel ist es, die Architektur und das bebaute Temeswar der Öffentlichkeit detailreicher bekannt zu machen – ein Projekt, das von der Temescher Filiale des Architektenordens unterstützt wird. Die Führungen basieren auf dem Thema der Architekturbiennale „Priveşte oraşul“ (Betrachte die Stadt) und ist eine Aufforderung zum Dialog, aber auch eine Aufforderung, sich für die Stadt und für eine gesunde städtische Umwelt einzusetzen.

Die Rundgänge beziehen sich auf vier große Hauptthemen, über die Architekten referieren: Die Plätze und die Stadtkarte; Die Stadt und das Wasser – das Bega-Ufer; Das Wohnen in der Vergangenheit – Elisabethstadt und seine Parks; Eigentümer und Bewohner – Stammbaum. Unter dem Namen „Die Stadtdetektive“ werden in Zusammenarbeit mit der Förderkampagne „De-a Architectura în oraşul meu“ (Das Architektur-Spiel in meiner Stadt) – unter diesem Motto stehen in den Schulen die Architekturstunden - zwei zusätzliche altersgemäße Führungen für Kinder zwischen 9 und 11 Jahren angeboten. Die insgesamt fünf Touren werden dann zweimal – in Oktober und im November – durchgeführt. Allein für die Kinderführungen gibt es noch freie Plätze. Die kleinen Temeswarer können weiter-hin auf der Homepage des Projekts eingeschrieben werden.

Die erste Serie von Rundgängen beginnt am 8. Oktober. An diesem Samstag starten die Touren „Die Plätze und die Stadtkarte“ für Erwachsene und die „Stadtdetektive“ für Kinder. Große und Kleine werden somit während dieser Touren über die Temeswarer Plätze (Sankt-Georgs-, Dom-, Freiheits- und Opernplatz) mehr über die Altstadt erfahren. Bei der Führung entlang des Bega-Ufers rückt die 300-jährige Geschichte des Bega-Kanals in den Vordergrund. Diese Tour soll die neue Velo-Infrastruktur für Fahrten entlang der Bega nutzen. Dabei sollen Stopps an wichtigen Punkten auf der Strecke eingelegt werden. Anvisiert werden sowohl Gebäude, Brücken, Nachbarschaften aber auch Parks unmittelbar in der Nähe des Bega-Kanals. Diese Touren finden am 22. Oktober und am 12. November statt. Auch in der Elisabethstadt werden Parks und Grünanlagen u.a. Highlights der Führungen sein. Hier gibt es immer noch ein altes österreichisches Haus aus dem Jahr 1746 zu sehen sowie Gebäude der verschiedenen Architekturstile: Art Nouveau, Secession, Klassik und Eklektizismus. Diese Führungen sind für den 15. Oktober und den 19. November geplant.