Theater in der Bildung

Experten diskutierten über die Einführung des Schauspiels in den Unterricht

Bei der Konferenz in Temeswar: Schauspielerin Sylvia Rotter (rechts) spricht über die Rolle des Theaters in der Bildung. Sabina Topal²-Ardelean übersetzte das theaterpädagogische Praxisbuch aus dem Deutschen ins Rumänische.
Foto: Raluca Nelepcu

Theater in der Bildung: Das war das Kernthema der Tagung, die vor Kurzem vom Verein Wiener Kindertheater in Temeswar/Timişoara organisiert wurde. Bei der Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft des österreichischen Botschafters in Bukarest, Gerhard Reiweger, stand und mit Unterstützung des österreichischen Bildungsministeriums zustande kam, ging es darum, die Bedeutung des Schauspiels in der Kindererziehung hervorzuheben. Eingeladen waren Experten aus Kultur, Wissenschaft und Forschung, aber auch die Gründerin des Wiener Kindertheaters selbst, die Schauspielerin Sylvia Rotter, die nach der Tagung einige Workshops für Erzieherinnen, Erzieher und Lehrende hielt. Veranstaltungspartner waren das rumänische Bildungs- und Forschungsministerium, die West-Universität Temeswar, das Temescher Kreisschulamt und die rumänische Bank BCR.

Seit 2014 wird in Rumänien die Konferenz „Theater in der Bildung“ organisiert. Erstmalig fand sie in Bukarest statt, wobei in der rumänischen Hauptstadt Lehrkräfte aus ganz Rumänien ausgebildet wurden. Im vergangenen Jahr wurden zwei Konferenzen zu diesem Thema veranstaltet, in Hermannstadt/Sibiu und Klausenburg/Cluj.
Die Vorträge in der Aula Magna der Temeswarer West-Universität hörten sich etwa 200 Lehrkräfte an. „Ich empfinde es als wichtig, dass Kinder bereits im jungen Alter den Kontakt zur Kunst erleben. An größeren Schulen könnte man Theatergruppen für Kinder und Jugendliche gründen, die Vorstellungen für diese Altersgruppen bieten, aber auch spezifische Kurse für Bewegung und Sprachtraining“, sagte Prof. Dr. Nicolae Mandea, der Rektor der Universität für Theater- und Filmkunst „I. L. Caragiale“ in Bukarest. Zu den Sprechern gehörten auch Eleonora Ringler-Pascu von der deutschen Schauspielabteilung der West-Universität Temeswar sowie Isolde Cobeţ, die langjährige Leiterin der NiL-Theatergruppen. „Die Kinder, die in einer Theatergruppe mitmachen, lernen, das Theater zu lieben. Sie sind vielleicht nicht alle die Schauspieler von morgen, aber ganz bestimmt das Publikum von morgen“, betonte Isolde Cobeţ.

Den Höhepunkt der Konferenz bildete der Vortrag von Schauspielerin Sylvia Rotter, die vor mehr als 20 Jahren den Grundstein des Wiener Kindertheaters in der österreichischen Hauptstadt gelegt hatte. „Meine Motivation ist, einfach Kinder zu inspirieren, ihnen die Sprache näher zu bringen und sie für Literatur und Poesie zu begeistern – einfach, weil es das Leben schöner macht“, sagte Sylvia Rotter. Seit 2008 ist das Wiener Kindertheater auch in Rumänien präsent. Die Theaterpädagogen vor Ort, die von Sylvia Rotter in die Theaterarbeit mit Kindern eingewiesen wurden, proben mit interessierten Kindern verschiedene Aufführungen. Die meisten sind klassische Stücke, denn Sylvia Rotter findet, dass diese für jedes Alter angepasst werden können. „Die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir in Rumänien zu tun haben, sind wesentlich ausdrucksstärker und leidenschaftlicher. Wir machen die gleichen Stücke in Rumänien und in Österreich und ich finde oft, dass unsere Produktionen aus Rumänien besser sind“, sagte Sylvia Rotter.

Anlässlich der Tagung wurde in Temeswar das Buch „Vorhang auf... für´s Leben“ von Sylvia Rotter und Brigitte Sindelar vorgestellt. Bei dem Band, von Sabina Topală-Ardelean ins Rumänische übertragen, handelt es sich um ein theaterpädagogisches Praxisbuch, in dem geschildert wird, wie anhand von Übungen aus der Theaterarbeit die emotionale, soziale, sprachliche und motorische Entwicklung der Kinder gefördert wird. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Tagung und an den Workshops, die Sylvia Rotter hielt, bekamen das Buch geschenkt und werden es demnächst auch im Unterricht einsetzen können.

Eine Schlussfolgerung aller Teilnehmer an der Tagung in Temeswar war, dass das Theater definitiv als Wahlfach in das rumänische Unterrichtsprogramm eingeführt werden müsste. Schließlich trägt es in erheblichem Maße zur persönlichen Weiterentwicklung von jungen Menschen bei und hilft diesen, Hemmungen zu überwinden und selbstsicherer durchs Leben zu gehen.