Treffen ehemaliger Stipendiaten

Die Nachkontaktkonferenz der Hanns-Seidel-Stiftung fand dieses Jahr in Klausenburg statt

Dr. Carmen Ciongradi, Direktorin des Historischen Museums in Klausenburg, erzählt den Teilnehmern an der Konferenz von den Ausgrabungen in Sarmisegetusa.
Foto: die Verfasserin

Die Nachkontaktkonferenz für ehemalige Stipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. aus Bulgarien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn führte in Klausenburg/Cluj-Napoca im Zeitraum 9.-12. Juni über 40 Teilnehmer zusammen. Von Seiten der Stiftung mit dem Hauptsitz in München wurde die Konferenz von Dr. Michael Czepalla, Leiter der Studienförderung - Ausland, und Prof. Hans-Peter Niedermeier, Leiter des Instituts für Begabtenförderung, organisiert. Vor Ort setzte sich Prof. Dr. Delia Cristina Balaban, ehemalige Stipendiatin der Stiftung, für ein gelungenes Programm ein. Die Nachkontaktkonferenzen finden im Schnitt alle zwei Jahre statt. So haben Stipendiaten auch nach dem Ablauf der Förderung gute Möglichkeiten, Kollegen wiederzusehen, neue Kontakte zu knüpfen, interessante Orte zu besuchen und oft auch weitere wissenschaftliche oder berufliche Pläne zu schmieden.

Das Programm der diesjährigen Konferenz in Klausenburg sah Vorträge und Gesprächsrunden, Besuche universitärer Einrichtungen sowie einiger Sehenswürdigkeiten in der Stadt vor. Das Programm richtete sich zum Teil nach den unmittelbaren Interessen der Teilnehmer: Viele der ehemaligen Stipendiaten aus Polen sind im Bereich der Agrarwissenschaften tätig und so wurden die Einrichtungen der Universität für Agrarwissenschaften und Tiermedizin besucht. Eine Führung durch die Labors bot Tierarzt, Dozent und Prorektor der Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin, Dr. Andrei Mihalca, an. Von allgemeinem Interesse waren die Vorträge im Rahmen der Fakultät für Politik-, Verwaltungs- und Kommunikationswissenschaft zur „Politischen und wirtschaftlichen Situation Rumäniens“, gehalten vom Prorektor der Babeş-Bolyai-Universität, Prof. Dr. Flaviu Călin Rus, sowie zur Geschichte Klausenburgs mit dem aktuellen Schwerpunkt „Klausenburg: IT-Cluster und Stadt der Festivals“, gehalten von Prof. Dr. Ioan Hosu, Fakultät für Politik-, Verwaltungs- und Kommunikationswissenschaft, Babeş-Bolyai-Universität.

Ein Highlight der Konferenz war der Empfang beim wiedergewählten Bürgermeister Emil Boc. Letzterer betonte in feierlichem Rahmen, dass Klausenburg in erster Linie eine Universitätsstadt ist, wobei besonderer Wert auf internationale Beziehungen gelegt wird. Ziel der Stadt ist, so der Bürgermeister, insgesamt den Lebenswert der Stadt zu steigern, unter anderem, um Studierenden im Ausland gute Möglichkeiten zu bieten, nach dem Studium zurückzukehren. Auch der Besuch im Ethnografischen Museum, wo eine Führung durch das dörfliche Leben angeboten wurde, begeisterte die Teilnehmer. Im Historischen Museum bot die Direktorin Dr. Carmen Ciongradi, ehemalige Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung, eine Führung an. Einleitend betonte sie, dass die Förderung ihres Promotionsstudiums in Deutschland für sie bahnbrechend war: „Ohne das Hanns-Seidel-Stipendium hätte ich nie die Karriere gehabt, die ich jetzt vorweisen kann“. Die Archäologin ist mittlerweile Leiterin der Ausgrabungen in Sarmisegetuza, der Hauptstadt des antiken Reichs der Daker, heute eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten auf rumänischem Gebiet. Stolz führte sie die 3D-Ausstellung „Roma - Sarmisegetusa - Turn ON the history“ vor. Besucher des Museums werden in dieser Ausstellung durch die Ruinen der in realer Größe aufgenommenen historischen Anlagen geleitet.

Die CSU-nahe Stiftung, benannt nach dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Hanns Seidel, vergibt über das Institut für Begabtenförderung Stipendien für Hochschulstudien und Promotionen, aber auch für Fortbildungskurzaufenthalte in Deutschland. So auch das Programm für Journalisten, die sich an Fortbildungsschulen in Deutschland für drei Monate beteiligen. Vielen Stipendiaten ermöglicht die erhaltene Förderung überhaupt erst, die Promotion an einer deutschen Universität anzugehen und zu Ende zu führen. Evgeni aus Bulgarien hat sich fünf Jahre lang an der Unterstützung seines Studiums der Politik erfreuen dürfen. Er erzählt, dass das allerdings keineswegs selbstverständlich war. Die Finanzierung war in Abhängigkeit von guten Lernergebnissen. Auch musste er zwischendrin eine Prüfung ablegen, um weiterhin die Finanzierung zu erhalten. Die Begabtenförderung – und begabt ist Evgeni, der mittlerweile 12 Sprachen spricht, allemal – setzt eben nicht rein auf Begabung, es gehört auch eine gute Portion Fleiß und Einsatz dazu.

Als Bedingung für die Finanzierung des Studiums ist nachzuweisen, dass die Eltern das Studium nicht ohne Weiteres finanzieren können. Allerdings kann in jedem Fall Büchergeld erhalten werden. Smaranda, die aus Rumänien stammt, derzeit in London lebt und im sozialen Bereich arbeitet, erzählt, das Büchergeld wäre für sie zu Studienzeiten in München ein für ihr Studium gut angelegtes Taschengeld gewesen, und beteuert zugleich, dass sie sehr froh ist, zu den ehemaligen Stipendiaten zu gehören. Sie mag die wenig formale Stimmung der Treffen – man sieht sich immer wieder mit viel Freude – und es sei bei den Nachkontaktkonferenzen fast schon wie beim Wiedersehen einer großen Familie. Die nächste Nachkontaktkonferenz wurde bereits für kommendes Jahr in Danzig angekündigt. Bewerbungsschlusstermine für Hanns-Seidel-Stipendien sind für Studierende an Universitäten und Promotionsstudenten der 15. Januar und der 15. Juli. Dieselben Termine gelten auch für das Journalistische Förderprogramm für Stipendiaten (JFS) für Studierende an Universitäten und Hochschulen. Studierende an Hochschulen (HAW) können sich jeweils zum 31. Mai und zum 30. November bewerben. In der Regel werden Studierende ab dem zweiten Semester gefördert. Weitere Informationen zur Bewerbung können im Internet bei der Adresse http://www.hss.de/stipendium.html aufgerufen werden.