Unabhängige Eventveranstalter mit konkreten Vorschlägen

Debatte über Geldverteilung für Kulturprojekte ging in zweite Runde

Ein Beirat der unabhängigen Kulturvereine soll künftig dafür sorgen, dass die Verteilung der öffentlichen Mittel für Kulturprojekte in Temeswar transparent verläuft: Dies war eine der Schlussfolgerungen einer Diskussionsrunde zwischen Kommunalverwaltung und unabhängigen Veranstaltern von Kulturevents. Vor Kurzem setzten sich mehrere unabhängige Veranstalter von Kulturereignissen bereits zum zweiten Mal mit der Stadtverwaltung an denselben Tisch. Grund für das Zusammenkommen der Runde war die Unzufriedenheit der Organisationen und Vereine über die Aufteilung der öffentlichen Mittel für die Veranstaltung von Kulturevents (die ADZ berichtete). An der Debatte nahmen mehrere unabhängige Anbieter von Ereignissen in Temeswar, die Gelder aus dem Kommunalhaushalt erhalten hatten, teil. Bei den Gesprächen dabei waren Bürgermeister Nicolae Robu, Vizebürgermeister Dan Diaconu und der Leiter des Kulturhauses der Stadt Temeswar, Pavel Dehelean.

Hintergrund der Debatte war, dass von den 114 Projekten, die beim Rathaus mit Antrag auf eine Finanzierung eingereicht wurden, für 99 Gelder locker gemacht wurden – allerdings nur etwa 20 Prozent der geforderten Summen. Insgesamt 1,2 Millionen Lei aus dem Kommunalhaushalt sind in diesem Jahr für unabhängige Projekte bestimmt – beantragt wurden allerdings mehr als 6 Millionen Lei. Dies löste bei den unabhängigen Organisationen Empörung und Ärger aus, denn einige mussten entweder komplett auf die geplanten Veranstaltungen verzichten, oder sie fassten die Entscheidung, diese in kleinerem Rahmen abzuhalten. Betroffen war auch das Deutsche Kulturzentrum, das sein Deutschland-Projekt auf einen einzigen Ereignistag mit einer Lesung eines Schriftstellers aus Weimar beschränken musste.

Die in einem Café am Domplatz abgehaltene Debatte brachte zwar nichts Konkretes für die anwesenden Organisationen, denn die Summen können nun nicht mehr oder nur in geringem Maße aufgestockt werden. Ziel war, darüber zu sprechen, wie solche Situationen in Zukunft vermieden werden können. „Das Gesetz erlaubt es leider nicht, dass das Bürgermeisteramt Abrechnungen von bereits stattgefundenen Projekten übernimmt. Wir können, laut Gesetz, nicht mit einem voraussichtlichen Budget arbeiten, sondern müssen warten, dass dieses genehmigt wird“, sagte Bürgermeister Nicolae Robu, der während des Wahlkampfs verstärkt Präsenz bei derartigen Debatten zeigte. Ein Beirat, in dem Vertreter der unabhängigen Organisationen sitzen, soll gegründet werden – dieser soll bei der Bewertung der eingereichten Projekte zu Rate gezogen werden. „Im Vergleich zu anderen Jahren war die Mehrheit der diesjährigen Projekte sehr gut. Wir hatten zwar einen Voranschlag der nötigen Gelder gemacht, aber der stimmte schließlich nicht mehr mit der Wirklichkeit überein“, sagte der Direktor des Kulturhauses, Pavel Dehelean.

Der Regisseur Florin Iepan hob die Tatsache hervor, dass Temeswars Gegenkandidat im Kampf um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2021“, Klausenburg, so gut wie keine öffentlichen Kulturveranstaltungen organisiert bzw. das dortige Bürgermeisteramt nicht als Veranstalter auftritt. In Temeswar ist das anders, denn hier spielen die Stadt und das Kulturhaus eine wichtige Rolle bei der Veranstaltung von öffentlichen Kultur-events, wie etwa das Stadtfest oder das Folklore-Festival der Herzen im Rosenpark. „Vielleicht sollte man es sich überlegen, den Spezialisten die Verantwortung für solche Veranstaltungen zu überlassen. Das Kulturhaus sollte ein Zentrum für Kulturprojekte sein“, sagte Florin Iepan. TVR-Moderatorin Roxana Morun stellte die Frage in den Raum, ob denn die Stadt Temeswar auf vielen kleinen Events bestehen oder doch lieber wenige große Ereignisse veranstalten sollte, die als „Eigenmarke“ der Stadt gelten würden. Diskutiert wurde auch darüber, wie man es künftig vermeiden könnte, dass mehrere Ereignisse in Temeswar zeitgleich stattfinden.

Bürgermeister Robu hörte sich alle Anforderungen an und versprach, sich für die Gründung des Beirates der unabhängigen Kulturszene starkzumachen. Desgleichen erwähnte Nicolae Robu die Situation der Kinos in Temeswar, die er – sobald sie in den Besitz der Stadt kommen – in Kulturzentren verwandeln wolle. „Ich kann mich einfach nicht mit der Idee zufriedengeben, dass Klausenburg einen größeren Haushalt als Temeswar hat, zumal unsere Stadt deutlich mehr zum Staatshaushalt beiträgt“, sagte Nicolae Robu. Der nun wiedergewählte Bürgermeister sprach auch über ein großes Manko, das Temeswar in Vergleich zu Klausenburg habe – nämlich das Fehlen eines überdachten Stadions, das bei schlechtem Wetter Austragungsort für verschiedene Kulturereignisse werden könnte. „Du kannst kein Ereignis für 50.000 Leute ohne einen `Plan B` veranstalten. Du brauchst diesen Backup-Plan für den Fall, dass das Wetter nicht mitspielt“, sagte Robu, der sich für Temeswar ein Stadion mit mindestens 40.000 Sitzplätzen wünscht.