UNESCO-Ausschuss über Eisernes Tor

Parlamentarier berieten in Herkulesbad über eventuelles Biosphärenreservat

So schaut die mit giftigem Feinstaub aus der Kupfererzanreicherung überdeckte Wüste zwischen Coronini und Altmoldowa aus, wenn die gefürchteten Winde der Donauklamm („Cosava“) wehen.
Foto: GEC Nera

Präfekt Matei Lupu hat den ständigen gemeinsamen Ausschuss der Abgeordnetenkammer und des Senats, der für die Beziehung zur UNESCO zuständig ist, nach Herkulesbad zu einer Beratung über die Möglichkeit eingeladen, den grenzüberschreitenden rumänisch-serbischen Naturpark Eisernes Tor/Djerdapp in ein Biosphärenreservat zu verwandeln. An der Beratung beteiligten sich vorerst Vertreter der Administrationen vom linken Donauufer – Parlamentsmitglieder, Vertreter der Kreisräte und der Kommunen von Karasch-Severin und Mehedinți sowie Beobachter seitens der serbischen Verwaltung des Naturparks.

Im Anschluss an die Beratung – zu der leider keine Vertreter der in diesem Raum sehr aktiven rumänischen und serbischen Umweltschutzorganisationen hinzugezogen wurden – teilte die Präfektur Karasch-Severin u. a. mit: „Der Naturpark Eisernes Tor kann ein Biosphärenreservat der UNESCO werden, das zweite Rumäniens nach dem Donaudelta. Wir schätzen, dass eine Erklärung des Raums zum Biosphärenreservat eine Reihe günstiger Folgen nach sich ziehen würde, u. a. Vergünstigungen für die kommunalen Gemeinschaften des Raums (sie werden z. B. spezifische Erzeugnisse dieses Gebiets unter dem Siegel des Biosphärenreservats anbieten können; Weiterentwicklung des Tourismus, Ermutigung zur Konservierung ortsspezifischer Kultur- und Volkstraditionen unter der Ägide der UNESCO usw.).

Die Teilnehmer an der Beratung von Herkulesbad bemühten sich sichtlich, zu unterstreichen, dass mit einer Erklärung zum Biosphärenreservat keinerlei weitere Restriktionen für die Bevölkerung verbunden sein werden, nichts über das hinaus, was der Naturparkstatus eh schon von ihnen fordert. Hingegen wird größeres Gewicht auf die nachhaltige Entwicklung des Raums gelegt werden müssen, hieß es, indem der Mensch mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und mit seinem Tun mit mehr Nachdruck ins Blickfeld gerückt werden muss. Über Mängel, vor allem im Bereich Umweltschutz, waren kaum Worte gefallen.

Matei Lupu, der Präfekt von Karasch-Severin, der selbst Bürgermeister einer Ortschaft des Donaudurchbruchs (Neumoldowa) war und den Raum gut kennt, unterstrich, dass der neue Status, der erstrebenswert sei, auch eine Steigerung des Wohlstands der Siedlungsgemeinschaften des UNESCO-geschützten Raums nach sich ziehen könnte, weil erfahrungsgemäß solche Räume eine wirtschaftlich-touristische, soziale und kulturelle Entwicklung – auch durch Öffnung und internationale Kontakte – erfahren. Zudem seien die bisher gefühlten Restriktionen in einem UNESCO-Reservat abgemildert worden, versicherte er.

Wie ein Kontrastprogramm zum leicht triumphierenden Ton des Kommuniqués der Präfektur Karasch-Severin über die UNESCO-Perspektive des Donaudurchbruchs muten hingegen die Feststellungen der Umweltschützer von GEC Nera aus Orawitza und ihrer serbischen Partner von Deliblata an, die etwa zur selben Zeit mit der Beratung von Herkulesbad eine gemeinsame Feldbegehung am linken Donauufer machten. Sie beobachteten die Auswirkungen menschlichen Eingreifens am rumänischen Ufer, zwischen Coronini und Basiasch – also am stromaufwärtigen Beginn des Donaudurchbruchs Eisernes Tor – und deren Aggressionen auf den Naturpark, aber auch Auswirkungen dieser Aggressionen auf den Tourismus.

In erster Linie interessierte sie die Abraumwüste Tăușani-Boșneag des (zur Zeit, als Präfekt Matei Lupu Bürgermeister in Neumoldowa war) stillgelegten Kupfererz-Anreicherungswerks Moldomin, wegen welchem gegen Rumänien ein Vertragsverletzungsverfahren der EU läuft (was das Wirtschaftsministerium, den Eigentümer der Industrieruinen, zwar zu Untersuchungen und Plänen, aber zu keinerlei konkreten Gegenmaßnahmen für die Auswirkungen des giftigen Feinstaubs bewogen hat, der von den Winden der Donauklamm auf beide Ufer verwirbelt wird). „Wenn kein Wind weht“, stellten die Umweltschützer in ihrer Erklärung fest, „herrscht auf dem Gelände der Abraumhalden Bo{neag und Tăușani seit zwölf Jahren Ruhe und Stille. Vor zwölf Jahren hat Moldomin nämlich seinen Betrieb eingestellt. Inzwischen gibt es das Urteil des EU-Gerichtshofs, das die Regierung Rumäniens verpflichtet, die Luft-, Wasser- und Bodenverseuchung der Ortschaften im Donaudurchbruch durch den Giftstaub von Tăușani-Boșneag zu stoppen. Die Ökologisierungsarbeiten haben das Jahresende 2018 als Abschlusstermin. Aber auf der Staubwüste herrscht Ruhe und Stille. Bis der erste stärkere Wind zu blasen beginnt. Und in der Klissura (das ist die ortsübliche Bezeichnung für den Do-naudurchbruch beim Eisernen Tor – Anm. der Red.) fehlen die starken Winde nie...”

Die Hinterlassenschaft des zu kommunistischer Zeit unternommenen Versuchs, den gesamten giftigen Abraum auf die Donauinsel Ostrovul Moldova Veche (ein Reservat der Uferschwalben und verwilderten Pferde) zu kippen, nennen die Umweltschützer „das Denkmal der Nutzlosigkeit”, das vor 45 Jahren vom Ceaușescu-Regime errichtet wurde. Diese Ruinen vermitteln einen solch tristen Eindruck, meinen die Umweltschützer (unter denen sich zahlreiche Lyzealschüler aus Anina und Neumoldowa befanden), dass selbst die wenigen Touristen verscheucht werden.

Trotzdem könnten eventuelle Touristen auf Ostrovul Moldova Veche einiges an Naturattraktionen entdecken – etwa die Herde verwilderter Pferde, meinen die Jugendlichen – aber sie haben keine Möglichkeit des Hinübersetzens vom rumänischen Ufer, weil das Schiff, das vor längerer Zeit von der Stadt Neumoldowa (zu diesem Zweck) angekauft wurde, immer noch auf diverse Betriebsgenehmigungen seitens der Regierung wartet.

Fast poetisch schließen die Umweltschützer ihren Bericht: „Und die Donau fließt weiter gemächlich zu Tal“, ein Vers aus einer serbischen Volksballade aus der Donauklamm.