UNICEF-Studie mahnt zu höheren Bildungsausgaben

Investitionen bringen 12-17 Milliarden Euro bis 2025

Eine kürzlich von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, veröffentlichte Studie hat die Kosten ausbleibender Investitionen für den Bildungssektor in Rumänien offengelegt. Die Autoren der Studie „Cost of Non-Investment in Education in Romania“ kommen zu dem Schluss, dass in den nächsten zehn Jahren Kosten von 12-17 Milliarden Euro anfallen, wenn die Ausgaben für Bildung im gleichen Zeitraum nicht auf 6 Prozent von momentan 4,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöht werden. Sandie Blanchet, UNICEF-Vertreterin in Rumänien, unterstreicht: „Ein Kind genießt ein Recht auf Bildung.“

Um dieses Recht für jedes Kind in Rumänien zu einem alltäglichen Gut zu machen, fordert sie, dass Rumänien sich an die mit der EU vereinbarten Ziele hält und bis 2025 die Bildungsausgaben kontinuierlich erhöht. Im EU-Durchschnitt liege Rumänien weit hinter den meisten anderen Mitgliedsstaaten, nur Bulgarien investiere noch weniger. Auch die Zahl der Menschen mit Universitätsabschluss liege weit unter dem Schnitt aller anderen EU-Länder. Der Anteil der Bevölkerung, der die Schule vor dem 10. Schuljahr verlassen habe, sei hingegen höher als in den meisten Staaten Europas. Um zu den anderen Ländern aufzuschließen, so die Autoren der Studie, müssten die Bildungsausgaben bis 2015 schrittweise erhöht werden.

Dies würde es der Studie zufolge ermöglichen, die durchschnittliche Länge der Schulzeit um ein Jahr zu erhöhen. Ein Jahr länger zur Schule zu gehen, mag auf den ersten Blick nicht logisch erscheinen: Wer bereits das Abitur in der Tasche hat, muss nicht noch ein weiteres Jahr die Schulbank drücken. Und einmal sitzenbleiben bringt zwar ein zusätzliches Schuljahr, aber nicht unbedingt mehr Wissen.

Hinsichtlich der durchschnittlichen Zahl der Jahre, die ein Schüler in Rumänien in Bildungseinrichtungen verbringt, ergibt sich jedoch ein anderes Bild, und es ergibt Sinn, in Schuljahren zu rechnen: Ein durchschnittliches zusätzliches Schuljahr bedeutet, dass mehr Kinder die zehnte Klasse erfolgreich abschließen und weniger frühzeitig aus der Schule ausscheiden. Ein zusätzliches Schuljahr und damit eine höhere durchschnittliche Bildung, mehr Studenten und weniger Menschen ohne Schulabschluss würde zu erhöhten Einkommen und einer niedrigeren Arbeitslosenquote, vor allem für ärmere Teile der Bevölkerung, Minderheiten und Menschen mit Behinderung, führen. Die Autoren argumentieren, dass mit den daraus gewonnenen finanziellen Mitteln (höhere Steuerzahlungen, weniger Sozialleistungen) andere Bereiche des öffentlichen Lebens gefördert werden könnten. Aus dem „Teufelskreis“ der Investitionen in Bildung würde ein  „Kreis der Tugend“.

Der ehemalige Bildungsminister Remus Pricopie fordert im Vorwort der Studie, die Bildungsausgaben in Rumänien klarer zu strukturieren und von starken Kürzungen in wirtschaftlichen Krisenzeiten auszunehmen.

Die Autoren machen zudem Vorschläge, in welche Teile des Bildungswesens investiert werden sollte. So sei es ökonomisch am sinnvollsten, in tertiäre Bildung, also in Hochschulen und Universitäten zu investieren, da in diesem Sektor der wirtschaftliche Gewinn am größten sei. Um jedoch die größer werdende Ungleichheit zwischen Arm und Reich zu verringern, ist es zwingend notwendig, den Vor-, Grund- und weiterführenden Schulen mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Gerade das Problem der vielen Schüler, die die Schule frühzeitig und ohne Abschluss verlassen, nennen die Autoren als eine besonders große Herausforderung. Sie fordern vor allem, Schulen, die benachteiligten Kindern Bildung ermöglichen, zu fördern und die Zahl der Kinder, die gar nicht zur Schule gehen, drastisch zu senken.

Kurz nachdem die Pakistanerin Malala Yousafzai mit nur 17 Jahren dank ihres Engagements für die Bildung von Mädchen in ihrem Heimatland den Friedensnobelpreis verliehen bekam, zitiert Sandie Blanchet die Preisträgerin: „ Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung“.