Verkehrsplanung für die Kulturhauptstadt

Verkehrsstaus auch durch Archäologen und Bürokraten bedingt

Die zusätzlichen Ampeln, die momentan den Verkehr in Temeswar erschweren, würden ihren Sinn schon in Kürze zeigen, der Innere Verkehrsring von Temeswar könne aus strategischen Gründen in den nächsten Jahren nicht angegangen werden und eine U-Bahn in Temeswar habe er nie geplant, sagte vor Kurzem der Temeswarer Bürgermeister, Nicolae Robu bei einem Treffen mit deutschsprachigen Investoren.

„Semaforişoara“, also eine Kombination aus Ampel (rum: semafor) und der zweiten Worthälfte von „Timişoara“, hatten die Medien die westrumänische Großstadt zuletzt genannt. 44 neue Ampeln sind kürzlich auf den Temeswarer Straßen erschienen, auch dort „wo es solche noch nie gegeben hat“, wie manch ein alteingesessener Temeswarer in diesen Tagen voller Entrüstung feststellen konnte. Die Ampeln seien bloß noch nicht untereinander so abgestimmt, dass sie für einen flüssigen Verkehr sorgen können, so das Stadtoberhaupt. Die Bürger wollen nämlich erkannt haben, dass die vielen Ampeln den Verkehr eher beeinträchtigen, statt ihn flüssiger zu machen. Doch über das Sein oder Nicht-Sein der Ampeln hinaus: Gleich vier Aspekte von besonderer Tragweite, die jedoch zumindest einer mittelfristigen Lösung bedürfen, hat Bürgermeister Robu ins Auge gefasst, um den Verkehr auf dem Stadtgebiet irgendwie in den Griff zu bekommen.

Während er glaubt, dass er unbedingt die Umgehungsstraße auf einem großen Areal noch vor dem zu erwartenden Touristenstrom um das Jahr 2021 fertig bauen muss und ihm dabei auch Druckmittel in Richtung Regierung recht sind (die ADZ berichtete), hängt es bei anderen Aspekten vom Geld, von der Bürokratie und von den Archäologen ab, wie und wann diese Pläne umsetzbar sind. So ist nach Ansicht von Nicolae Robu der innere Verkehrsring von Temeswar, also jener, der durch die Innenstadt führt, vor dem Jahr 2021 nicht realisierbar. „Archäologische Funde könnten die Bauarbeiten ins Stocken bringen und wir hätten unter Umständen im Jahr der Kulturhauptstadt eine einzige große Baustelle im Stadtzentrum“, sagte der Bürgermeister.

Lange Zeit hatte die Idee des Bürgermeisters die Runde gemacht, dass eine U-Bahn die Stadt vom Nord-Bahnhof bis zum Flughafen durchqueren könnte. Dabei sollte das Schienennetz der Eisenbahn genutzt werden. „Ich habe sicher nicht solch abwegige Gedanken zu glauben, Temeswar brauche eine U-Bahn“, so Robu vor Kurzem. Dies sei bloß in den Medien kolportiert worden, gab der Bürgermeister zu verstehen. Trotzdem kann er sich vorstellen, die Gleise in Zukunft unterirdisch zu verlegen und auch dem Nahverkehr zugänglich zu machen. Der auf diese Art frei gewordene Raum wäre hervorragendes Bauland im Stadtzentrum. Eine Verlagerung der Gleise außerhalb der Stadt findet er wenig sinnvoll, schon allein deshalb, weil „heute kaum jemand wissen kann, bis wohin sich die Stadt in 50 Jahren erstreckt“. Damals, als die Schienen gelegt wurden, haben sich diese außerhalb des Stadtgebietes befunden, die Entwicklung habe es jedoch zur heutigen Situation gebracht, erläuterte der Bürgermeister.

Das leidige Problem der Parkplätze bleibt nach Ansicht von Robu noch über weite Strecken ungelöst. Zum einen gibt es auf dem Stadtgebiet nur wenige Möglichkeiten, Parkplätze anzulegen, zum anderen stehen diesem Unterfangen bürokratische Hürden gegenüber. Robu erwähnte dabei die seit zwei Jahren existierende Absicht, einen Grundstückstausch mit der staatlichen West-Universität vorzunehmen. Gelingt dieser Tausch, verfügt die Stadt über ein Grundstück an der Oituz-Straße, neben der Kunsthochschule. Den Platz des derzeit hier stehenden, baufälligen Gebäudes könnte ein Parkhochhaus einnehmen.