Was alte Bilder erzählen

Das Hotel Krone in Kronstadt auf alten Postkarten und Fotos

Foto 1: Ursprünglich eine schwarz-weiße Fotoplatte, mit nachträglich hinzugefügten Farben.

Foto 2: Dasselbe Klischee wie in Foto 4, hier noch ohne Veränderungen.

Foto 3: demonstriert unerwünschte Nebeneffekte der langen Belichtungszeit...

Foto 4: Hier wurden dem Klischee von Foto 2 Farben hinzugefügt und der Telegrafenmast entfernt.

Als das Hotel Krone sein hundertjähriges Jubiläum feierte, wurden ihm mehrere Beiträge gewidmet, welche einerseits auf seine Geschichte, andererseits auf bedeutende Geschehnisse, die hier stattgefunden haben, oder aber nur auf persönliche Erinnerungen an das Innenleben des einst größten Hotels der Stadt, eingehen.

Die alten Aufnahmen lassen interessante Rückschlüsse auf Stand und Entwicklung der damaligen Fototechnik zu. Die wohl bekannteste Aufnahme der Krone (Foto 1) stammt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und war ursprünglich eine schwarz-weiße Fotoplatte. Erst durch die bis in die 30er Jahre durchgehend angewandte Technik der Kolorierung wurden Farben in eine Aufnahme eingebracht, deshalb die manchmal grellen und unnatürlichen Farben: In diesem Bild, leicht an der Kutsche und den Pferden zu erkennen, welche sich von dem Hintergrund abheben und irgendwie unnatürlich in die Bildmitte gesetzt erscheinen.

Auch andere Details, wie zum Beispiel die Wolken, weisen den Eingriff des Retuschierpinsels auf. Solche Eingriffe in Farbe und Hintergrund sind auch in Foto 4 leicht zu erkennen – einer Aufnahme aus der Zeitspanne zwischen den beiden Weltkriegen und auch eine Postkarte. Beide Aufnahmen sind typisch für lange Belichtungszeiten, bei welchen die vorübergehenden Passanten zu schleierhaften Gestalten verschwammen und entfernt werden mussten.

Deshalb sehen viele Stadtbilder aus den frühen Jahren der Fotografie wie Geisterstädte aus, also menschenleer, oder es wurde eine Gestalt – in diesem Fall wahrscheinlich der Kutscher – in das Bild kopiert.

Als Beweis dafür, vergleichen Sie Foto 4 mit Foto 2: Sie werden feststellen, dass es sich eigentlich um genau dasselbe Klischee handelt. Allerdings wurde bei Foto 4 der Telegrafenmast entfernt und die erwähnte Farbe eingesetzt.

Wenn Sie die Bilder, so wie sie auf den Internetseiten von www.orasulmemorabil.ro erscheinen, etwas vergrößern, so werden auch die Spuren der entfernten Stromdrähte auf der Fassade des Hotels sichtbar. Es sind dies kleine Details, welche beweisen, mit wieviel Sorgfalt die Aufnahmen für eine Postkartenvorlage aufbereitet wurden.

Die unerwünschten Wirkungen der langen Belichtungszeiten sind gut in Foto 3 sichtbar. Dabei handelt es sich um eine Aufnahme, die von ihrem Eigentümer ins Internet gestellt wurde, also nicht um eine Postkarte. In der linken Seite des Bildes dürfte eine Kutsche oder ein Wagen vorbeigefahren sein, was  zur  Folge hatte, dass der Hintergrund leicht verschwommen erscheint. Die Personen auf dem Bürgersteig hingegen waren in Bewegung und sind deshalb leicht unscharf.

Solche und ähnliche Fotos sind seit mehr als einem Jahr durch eine Initiative der Kronstädter Filiale des Architektenordens zu neuem Leben erweckt worden, manche von ihnen in sehr guter Auflösung. Eingesehen werden können diese unter der oben angegebenen Adresse, zusammen mit vielen anderen Aufnahmen, die den Wandel Kronstadts während des vergangenen Jahrhunderts illustrieren. Im Fall des Hotels Krone, welches eben durch sein Jubiläum im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, sind solche Einzelheiten sehr gut ersichtlich. Sie sind jedoch durchaus auch auf andere Aufnahmen aus der Fotogalerie übertragbar, die übrigens weiter wächst.

Dass zu Beginn des vorigen Jahrhunderts diesem Hotelgebäude besondere Beachtung geschenkt wurde, ist nicht von ungefähr. In seinem 1934 erschienene Band „Kronstädter Heimat und Wanderbuch“ beschrieb Heinrich Wachner: „Der Mittelpunkt für den bedeutenden Fremdenverkehr Kronstadt (jährlich über 40.000 Fremde) bildet das von einer sächsischen Aktiengesellschaft erbaute und mustergültig geleitete `Hotel Krone`  in der Purzengasse/str. Regele Carol, mit über 200 Fremdenzimmer, einer der größten und vornehmsten Hotelbetriebe Rumäniens“