Weihnachtsbäckerei in der Temescher Kleinstadt Detta

Groß und Klein probierten alte, banatschwäbische Rezepte aus

Gemeinsames Kuchenbacken stand vor Weihnachten in Detta an.
Foto: der Verfasser

Eine Weihnachtsbäckerei wie in Omas Küche – das wollte das Deutsche Forum in Detta seinen Mitgliedern in der Adventszeit anbieten, nur: Die Familie war diesmal wesentlich größer als früher. Mit dabei waren Kinder und Jugendliche der deutschen Volkstanzgruppe „Edelweiß“, die neben Erwachsenen und etwas älteren Frauen aus der Ortschaft alte, banatschwäbische Weihnachtsrezepte ausprobierten.  Die Kleinstadt Detta liegt ungefähr 40 Kilometer südlich von Temeswar und hatte früher eine große und lebendige deutsche Gemeinschaft. Davon sind nur noch ein paar ältere Familien übrig geblieben, doch bei den Kommunalwahlen in diesem Frühjahr konnte das Deutsche Forum einen Stadtrat stellen. Gerhart Şămanţu übernahm auch die Leitung des deutschen Ortsforums und gemeinsam mit seiner Familie gründete er eine deutsche Tanzgruppe, die mittlerweile mehrere Preise erhalten hat und im Kreis Temesch bereits gut bekannt ist. In der Adventszeit studierten die Mitglieder der Edelweiß-Gruppe auch deutsche Weihnachtslieder ein.

Doch der Anlass des Treffens beim deutschen Forum in Detta war nicht das Weihnachtssingen, sondern das Ausprobieren von alten Weihnachtsrezepten aus Omas Kochbuch. Zur Hilfe wurden ein paar Omas aus Detta und Umgebung geholt. Eine solche Rolle übernahm mit viel Freude Edith Singer, die Vorsitzende des Jugendtrachtenvereins „Banater Rosmarein“ aus Temeswar. „Es ist eine ganz besondere Aktion“, sagte sie. „Sie rühren, sie kochen, sie verzieren. Es herrscht eine richtige Weihnachtsatmosphäre hier. Die Kinder sind motiviert, denn sie werden ernst genommen. Man traut ihnen zu, solche Sachen zu machen, sie dürfen selbst kreativ werden. Man hilft ihnen, aber man betreut sie, man lässt sie also selbst arbeiten“, sagte Edith Singer. Bei den Rezepten waren nicht nur neue dabei, sondern auch solche, die die älteren Frauen aus Großmutters Schublade mitgebracht hatten. Zu den Teilnehmern an der Backaktion zählte auch die Dettaer Oma Elisabeth Wincze. „Ich bereite Lebkuchen zu. Das Weihnachtsgebäck ist bei den Kindern vor allem wegen den verzierten Figuren sehr beliebt. Man kann diese mit Glasur oder mit Mandelsplitter verzieren. Dazu braucht man eigentlich nicht viel: Mehl, Zucker, Honig, Zimt, Gewürznelken, Backpulver, Zitronenschale, usw.“, sagte Elisabeth Wincze. „Je mehr Gewürze dabei sind, umso schmackhafter ist der Lebkuchen“, fügte sie hinzu.

„Ich schaue den kleinen Kindern, die diese Sache mit Freude mitmachen, mit Bewunderung zu“, sagte Edith Singer. In ihrer eigenen Kindheit durfte sie mit ihrer Großmutter und Mutter bei der Weihnachtsbäckerei mitmachen. Die Aktion machte schon damals viel Spaß. „Man hat schon einen Monat vor Weihnachten mit dem Backen begonnen. Die Kuchen wurden in Schachteln gelegt – man durfte sie nur anschauen und ja nicht kosten“, erinnerte sich Edith Singer. Gebacken wurde damals meist mürber Teig – Kipfel und Plätzchen. Mohn- und Nussstrudel mit Hefeteig wurden einige Tage vor Weihnachten gebacken – diese Kuchensorten kamen auf den Weihnachtstisch. „Man hat gesagt, dass der Mohn Glück bringt. So viel Mohnkörner in dem Strudel drin waren, soviel Glück kam ins Haus“, erinnerte sich Edith Singer.
Bis ihre Lebkuchen im Ofen fertig gebacken waren, erinnerte sich auch Elisabeth Wincze daran, wie man in Detta Weihnachten zu ihrer Jugendzeit feierte. „Man ging zur Kirche und nach der Mitternachtsmesse wurden in unserer Familie traditionell immer Mohnnudeln gegessen. Weihnachten war ein friedliches Fest“, sagt Elisabeth Wincze.
Die Dettaer Weihnachtsbäckerei, die in diesem Jahr veranstaltet wurde, erwies sich als Erfolg: Nicht nur wegen der leckeren Kuchen, die dabei entstanden, sondern vor allem wegen des angenehmen Beisammenseins aller Beteiligten.