Weiterhin Sorgen um die alte Bausubstanz in Temeswar

Vorläufiger Stopp bei der Rückgabe von Armeebauten

Das renommierte Militärspital von Temeswar, an der linken Seite der Fußgängerzeile Mărăşeşti gelegen.
Foto: Zoltán Pázmány

Seit Jahren versucht die Stadt Temeswar, endlich in den teilweisen oder den Vollbesitz der städtischen Immobilien, die sich unter der Verwaltung oder im Besitz des Ministeriums für Landesverteidigung befinden, zu gelangen. Man kommt dabei nicht umhin, sich die berechtigte Frage zu stellen, ob sich die Stadtverwaltung in dieser Angelegenheit nicht doch etwas überfordert: Es handelt sich doch zum Großteil um großräumige Altbauten, die meisten in der historischen Innenstadt, die erstens schwer zu verwalten sind und deren kostspielige Sanierung sich der knappe Stadthaushalt zudem derzeit kaum leisten kann. Die Begastadt zählt heute bekanntlich 14.000 Altbauten und schafft es leider seit der Wende nicht, weder mit Eigenmitteln, noch mit Regierungs- oder EU-Geldern wenigstens einen Teil davon, die repräsentativen architektonischen Kleinodien, zu sanieren. Als Hauptargumente für die geforderte Rückgabe an die Stadt führte und führt die Kommunalverwaltung weiterhin den akuten Wohnungsmangel in der Stadt und den immer größeren Mangel an Gebäuden für öffentliche Institutionen nach der Rückerstattung zahlreicher Bauten an die ehemaligen Eigentümer an. Man fragt sich aber auch, ob da nicht auch die Interessen großer Immobilienentwickler mitspielen, denn diese Altbauten sind zentral gelegen und nehmen viel von den teuersten Flächen der Stadt ein.

Es gab eine kurze Zeitspanne während der ehemaligen Ciuhandu-Stadtverwaltung, da schien es, als ob diese Angelegenheit zum Vorteil und zur Zufriedenheit beider Partner gelöst werden könnte: Gemäß einer Abmachung von 2010 zwischen der Stadt und dem Verteidigungsministerium wurden in der Zeitspanne 2011–2013 mehrere Armeebauten samt dem großflächigen Gelände der Stadt oder dem Temescher Kreisrat übergeben. So hat die Kommunalverwaltung die Gebäude und das Gelände, insgesamt auf sechs Hektar, der ehemaligen Militäreinheiten an der Arader Straße (Dimineţii-Str.) für den Bau von ANL-Wohnungen übernommen. Das Hauptargument seitens der Stadt war, Wohnungen für Jugendliche, junge Familien aber auch für Familien, die aus rückerstatteten Gebäuden evakuiert waren, zu errichten. Laut der Abmachung hatte sich die Stadt aber auch dazu verpflichtet, in drei Jahren 33 Prozent der insgesamt 300 geplanten Wohnungen dem Ministerium für Landesverteidigung als Wohnungen für Armeeangehörige und deren Familien zu übergeben. Aus diesen schönen Plänen wurde bis heute nichts. Das kürzlich plötzlich eingetretene Umdenken beim Ministerium, der angekündigte Stopp bei der Rückgabe der Armeebauten, sind also verständlich und gewissermaßen begründet.

Hervorzuheben ist wohl ein aus Sicht der Stadt überaus gelungenes Projekt: Durch die über das Kulturministerium durchgeführte Übergabe der ehemaligen Militärgarnison samt des fast ein Stadtquartal umfassenden Garnisonsgeländes an der Oituz-Straße vor einigen Jahren an die Temeswarer West-Uni konnte hier das schöne Großprojekt eines Universitätscampus verwirklicht werden. Gefunden wurde dabei auch eine Lösung für die Temeswarer Revolutionsgedenkstätte. Durch Regierungsbeschluss wurde ein Grundstück von 1600 Quadratmetern – die bebaute Fläche macht 850 Quadratmeter aus – der Stiftung des Revolutionsmemorials für die Einrichtung einer modernen Gedenkstätte übertragen.

Als wichtiges Gegenargument für Rückgaben hat das Ministerium jedoch das unglückliche Projekt der bekannten U-Kaserne am Mărăşti-Platz anzuführen: In deren Besitz gelangt, hat die Stadtverwaltung diesen wertvollen, traditionsreichen Altbau im Stadtzentrum, eigentlich eines der Stadtsymbole, für zehn Millionen Euro an eine Privatfirma verschachert. Was aus diesem riesigen Batzen Geld eigentlich geworden ist, weiß man nicht genau. Aus den großen Plänen, hier ein repräsentatives Fünf-Sterne-Hotel oder ein modernes Business-Zentrum einzurichten, wurde leider nichts, der Bau steht da als Symbol der Inkompetenz der Beamten aus dem Rathaus, als städtischer Schandfleck, vernachlässigt und weiterhin dem Verfall überlassen.

Noch viel Undurchsichtigkeit in den städtischen Grundbüchern

Vieles von den Besitzverhältnissen in den städtischen Grundbüchern, nicht nur die Situation der heute noch der Armee gehörenden Gebäude, ist leider noch undurchsichtig und unklar: Starken Aufwind in ihren Bestrebungen zur Rückforderung wertvoller Altbauten, darunter auch der Militärbauten, erhielt die Stadtverwaltung 2013, als man eine gründliche Zählung der Altbauten in der Stadt startete. Diese Aktion ergab, dass 8600 dieser Gebäude eigentlich niemand gehörten, also hat die Stadt Anspruch darauf. Darunter überraschenderweise auch das Militärspital im Stadtzentrum, ein Gebäudekomplex auf beträchtlich großer Fläche in der Innenstadt. Sogleich kam die Idee auf, vom Ministerium sogar rückwirkend eine Miete zu beantragen. Auch der Wunsch wurde geäußert, hier die Dermatologie-Klinik des städtischen Krankenhauses einzurichten. Im alten Gebäude dieser Klinik wollte man dann sämtliche Konsulate der Stadt unterbringen. Daraus wurde bisher nichts. Selbst ein Besuch von Verteidigungsminister Mircea Duşa im Vorjahr in Temeswar, mit anschließender Gesprächsrunde brachte nichts Neues in dieser Sache. Mehr noch, Minister Duşa kündigte bei dieser Gelegenheit an, dass bedeutende Mittel für die Modernisierung des Temeswarer Militärspitals vorgesehen wären und dass es auf einem höheren Standard ausgestattet werden soll. Besprochen wurde auch das weitere Schicksal von anderen sieben Immobilien der Armee, die derzeit ungenützt sind.

Das Militärspital gehört neben dem Barmherzigen-Spital (heute Augenklinik), dem Bürgerlich-Städtischen Krankenhaus (heute Onkologie- und Dermatologie-Klinik) zu den ältesten Spitälern der Stadt: Das ehemalige Garnisonsspital mit anfänglich 300 Betten hat drei Gassenfronten, wurde 1766 (nur Parterre) errichtet und 1818 erweitert und aufgestockt. Auf dem Freiheitsplatz stehen weitere imposante Militärbauten: Das ehemalige Generalratsgebäude, Freiheitsplatz 5, im Barockstil auf dem Fundament eines türkischen Basars erbaut, gibt es schon seit 1730, als Graf Mercy hier residierte. Es war die Wohnung des jeweiligen Korpskommandanten. An der Westseite des Platzes befindet sich das aus dem 18. Jahrhundert stammende Militärkasino, ursprünglich Residenz des Militärkommandanten. Heute befindet sich hier auch das Befehlszentrum der Militärgarnison.
Das Schulbeispiel in der gesamten Westregion in Sachen schwieriger Verwaltung und noch schwierigerer Rückerstattung von Militärbauten bietet jedoch die Stadt Arad bzw. die Arader Festung.
Die Festung am linken Maroschufer, auf einer Halbinsel, im Arader IX. Stadtbezirk Subcetate, einst wichtigste Bastion Österreich-Ungarns an der Militärgrenze zum osmanischen Reich, wurde auf Befehl von Kaiserin Maria Theresia erbaut.

Die Baupläne entwarf der österreichische General und Architekt Ferdinand Philipp von Harsch im Vauban-Tenaille-Stil. Die Arbeiten dauerten 20 Jahre, von 1763 bis 1783. Die Festung war Militärstützpunkt und Militärgefängnis. Bekanntester Häftling war zweifelsohne Gavrilo Princip, der Attentäter von Sarajewo, der am 28. Juni 1914 den Thronfolger Österreich-Ungarns und dessen Gemahlin erschossen und dadurch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs veranlasst hat. Die Festung befindet sich weiterhin im Besitz des rumänischen Ministeriums für Landesverteidigung, hier ist seit 1999 das rumänisch-ungarische Friedensbataillon (PSO) untergebracht. Trotz der berechtigten Wünsche und der langjährigen Bestrebungen der Stadt (vor allem in den Wahlkampagnen kommt das Thema auf das Tapet), die Festung in Stadtbesitz zu bringen, um sie sanieren und nutzen zu können, haben sich sämtliche rumänische Verteidigungsminister seit der Wende im Prinzip damit einverstanden erklärt, sich aber höflich und entschieden geweigert, das umstrittene Dokument der Übergabe zu unterzeichnen. Und die Arader Stadtverwaltung hatte schon große Zukunftspläne geschmiedet, die die Festung mittels eines EU-Projekts von zirka 30 Millionen Euro zu einer in Südosteuropa einzigartigen touristischen Attraktion umwandeln sollten.