Weniger Studenten, mehr Geld Pro-Kopf

Temeswarer Uni-Rektor fordert Strategieänderung

„Waaaaas? Noch eine Prüfung?“ Laura B. verzieht missmutig das Gesicht. Es kommt fast einer Hiobsbotschaft gleich, als sie erfährt, dass in verschiedenen Kreisen des Bildungswesens die Wiedereinführung von Aufnahmeprüfungen in die 9. Klasse zumindest Gesprächsthema ist. So könnten Schüler bereits bei der Wahl des Lyzeums gelenkt werden und „in einigen Jahren gäbe es bessere und motiviertere Studenten“, hatte kürzlich der Rektor der Temeswarer staatlichen West-Universität, Marilen Pirtea, für eine solche Variante plädiert.

In Temeswarer Bildungseinrichtungen sind die Meinungen zu diesem Thema unterschiedlich. Liviu Groapă, Direktor des technischen Kollegs „Ion I.C. Brătianu“ glaubt, dass sich Schüler unter solchen Voraussetzungen massiv an einigen wenigen Lyzeen bewerben würden und man mehrere Etappen der Aufnahmeprüfung bedürfe. Ein Ersatz der derzeitigen Nationalen Evaluierungstests durch eine Aufnahmeprüfung sei trotzdem „eine objektivere Variante“, so Liviu Groapă der ADZ gegenüber. Der Leiter des Banater Nationalkollegs, Sorin Ionescu, hingegen findet Aufnahmeprüfungen gar „notwendig“, aber nur an Bildungseinrichtungen, wo die Nachfrage besonders hoch ist. „Wir sprechen von Autonomie und Dezentralisierung. Diese sollte auf die Schulen übertragen werden, damit Schüler besser entscheiden können, welche Richtung sie einschlagen wollen“. Er vergleicht die Situation mit den Universitäten, wo es an manchen Aufnahmeprüfungen gibt, während dies an anderen nicht der Fall ist. Die Evaluierungstests nach der 8. Klasse würden vor solchem Hintergrund nicht abgeschafft.

Die Nationalen Evaluierungstests prüfen zwar die Kenntnisse der Kandidaten, haben jedoch den Nachteil, dass diese durch Computer gesteuerte Zuteilung in die 9. Klasse keine Orientierungshilfe leistet, um Schüler in ihrem weiteren Studium zu unterstützen, sagt der Rektor der Temeswarer West-Universität, Marilen Pirtea. „Der Lyzealunterricht wird an den Resultaten des Abiturs bewertet und oft auch für die Schwierigkeiten verantwortlich gemacht, mit denen Studenten konfrontiert werden, wenn sie die Erwartungen an den Hochschulen nicht erfüllen“, sagt Pirtea. Nach Ansicht des Rektors sei dies mitunter der Grund, dass Jugendliche im ersten Hochschuljahr in hoher Zahl ihr Studium aufgeben.

Dazu kommt, dass in diesem Jahr die Zahl der Lyzeumsabsolventen gegenüber 2015 um etwa 20 Prozent zurückgegangen ist. „Dieser Aspekt bewirkt den Rückgang der Studenten im ersten Hochschuljahr – vor allem an weniger bewährten Unis – um etwa 20 Prozent“, sagt Marilen Pirtea. „Diese Situation wird eine Schockwirkung auslösen und viele Universitäten werden Schwierigkeiten haben, die Mittel aufzutreiben, um die Gehälter des Personals zu bezahlen. Um die Fonds effizienter zu handhaben, könne man nicht die vom Staat getragenen Studienplätze auf dem Niveau von vor 8-9 Jahren halten, als es doppelt so viele Studenten wie heute gab, setzte Pirtea fort. Deshalb plädiert der Leiter der Temeswarer Uni und Vorsitzende des Universitaria-Konsortiums, dass die Zahl der Studenten, deren Studienplatz aus dem Staatshaushalt getragen wird, zurückgeht und mit den so gesparten Fonds die Pro-Kopf-Finanzierung aufgestockt wird.
Die beste Variante sei, die Bildungsplätze nach klaren Kriterien zu sichern, die von der Leistung der jeweiligen Uni sowie von den strategischen Prioritäten Rumänien abhängen. Diesen – seinen eigenen Vorschlag – findet Pirtea jedoch nicht anwendbar, denn „ich fürchte, wir können uns die Kosten einer damit verbundenen Wartezeit nicht leisten“.