Wohnblock billig zu haben!

Vom Zustand der Wohnblocks der Aninaer Neustadt

Im Internet, auf einer Seite mit Immobilien-Verkaufsangeboten, wird ein Wohnblock aus der Aninaer Neustadt angeboten. Sein Preis: 13.000 Euro. Der Anbieter ist ein Karansebescher, der sein Geld als Fremdarbeiter in Spanien gemacht hat und der den Wohnblock, errichtet in den Jahren 1985-89, in unfertigem Stadium – als Bauruine von der Stadt Anina billig abgekauft hatte. Damals um 15.000 Euro. Aus einem Paket von 15 unfertigen Wohnblocks im vernachlässigten Stadtteil von Anina, wohin ursprünglich ganz Steierdorf umgesiedelt werden sollte. Es gab einen „Investor“, der sogar die Hälfte des Angebots wahrgenommen hatte und nun ebenfalls auf den Bauruinen sitzen blieb.

Das Projekt Aninaer Neustadt stammt aus der Zeit, als unter Volldampf im Weichbild von Steierdorf das Ölschieferkraftwerk Crivina gebaut wurde und die Pläne genehmigt waren, den Ölschiefer, der unter Steierdorf lagert, im Tagebau abzubauen und zu verfeuern. Den Steierdorfer Deutschen wurde angeboten, „unter erleichterten Bedingungen“ nach Deutschland auszuwandern (und dem Staat ihre Anwesen zwecks Abriss zu überlassen) oder in die Blocks der Neustadt umzuziehen, die gegenüber dem Wohnviertel Tschelnik gebaut wurden. Praktisch in eine frisch geschlagene Waldlichtung mit prekärer Siedlungswasserversorgung und mit einer Fernheizzentrale, die mit Kohlen aus dem Aninaer Bergbau, mehr schlecht als recht, befeuert werden sollte. Zudem gab es häppchenweise Strom und in den Winternächten – so damalige Berichte von bereits umgesiedelten Bewohnern – sollen die Wölfe aus den Urwäldern des Semenik in den Mülltonnen rumgesucht haben.

Als der Wahnsinn, den auch Aninaer Ingenieure des Ölschieferunternehmens IMESBA befeuert hatten, nach der Wende gestoppt wurde, sind auch die Wohnblocks in jenem Baustadium stehen gelassen worden, in welchem das Ende des Kommunismus sie erwischt hatte und hier siedelten sich Obdachlose oder Binnenmigranten auf Arbeitssuche (im Kohlenbergbau verdiente man immer noch ungewöhnlich gut) an, die alles abmontierten, was irgendwie ihren eigenen Wohnkomfort verbessern half. Und die aus den Bauruinen echte Ruinen machten, in deren Eingängen zuletzt die Kühe sommers ein bisschen Schatten suchten.

In diesem Zustand übergab der Staat die Wohnblocks der Stadt und diese schlug alle Bauruinen zum obengenannten Preis los. Und sie fand Käufer, die sich vom Billigpreis täuschen ließen.
Der Karansebescher, der nun unbedingt verkaufen will, berichtet: „Der Wohnblock, den ich gekauft habe, war nie genutzt worden. Also eine reine Bauruine. Ein paar der Wohnungen waren vor Zeiten einmal besetzt gewesen, bis sie abgewohnt waren. Ich habe investiert: Thermofenster einbauen lassen, Parkett legen lassen. Im ersten Winter haben Diebe – ich nehme an, es waren Bewohner der Blocks in der Umgebung oder aus der Stadt – mir alles ratzekahl weggestohlen, sodass der Block im Frühjahr dastand wie zum Datum des Kaufs: als Totalruine. Nun möchte ich ihn loshaben. Ich verlange nicht viel, aber auch zu diesem Preis will ihn niemand. Ich sitze drauf. Es war ein reines Verlustgeschäft.“

Aninas Bürgermeister Ion Românu sieht die Sache noch skeptischer: „Das Schlimmste ist, dass der Herr, der jetzt verkaufen will, seine Steuern nicht bezahlt hat. Selbst wenn er einen Käufer finden sollte, muss er erst mal Steuern nachzahlen, sonst kriegt der nicht das zum Verkaufen nötige fiskalische Unbedenklichkeitszertifikat. Und wenn jemand daraus einen Wohnblock machen möchte, dann kommt das nächste Problem: Es muss erst mal nachgewiesen werden, dass die Strukturen des Baus halten, dass sie nach 26-28 Jahren der Aussetzung allen Witterungen gegenüber nicht unfallgefährdend beschädigt oder geschwächt sind. Bedenken Sie, die Blocks haben seit Jahren praktisch keine Dächer mehr und die Balkons haben begonnen, einfach runterzufallen. Das ist ein Zeichen, dass das Betoneisen durchgerostet ist. Da muss zuerst eine Festigkeitsexpertise gemacht werden. Auch das kostet Geld. Und sein Geld wird der Mann wohl nie mehr rausholen, fürchte ich.“