WORT ZUM SONNTAG: Auch auf kleine Zeichen Gottes achten

Mose bat Gott: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!“ Der Herr gab zur Antwort: „Ich will meine ganze Schönheit vor dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich gewähre Gnade, wem ich will, und ich schenke Erbarmen, wem ich will.“ 2. Mose, 33, 18-19
 

Geht es uns nicht auch so wie Mose? Möchten nicht auch wir manchmal zu Gott hinaufschreien: Zeig uns doch endlich etwas von deiner Herrlichkeit? Aber was erwarten wir zu sehen? Da werden wohl unsere Erwartungen und Vorstellungen unterschiedlich sein.

Zunächst mal einiges über die Situation Moses. Er hatte einen Auftrag, hatte ein großes Ziel vor Augen, und dies Ziel entsprach der Sehnsucht des ganzen Volkes: ruhig wohnen können. Den eigenen Acker bestellen, die eigenen Herden hüten, ein eigenes Haus bauen und die eigenen Kinder fröhlich aufwachsen sehen. Mehr wollten sie nicht, aber so weit mussten sie erst einmal kommen. Vorerst lebten sie von einem Tag auf den anderen, von der Hand in den Mund, und auch Mose hatte keine langfristige Planung, die er abarbeiten konnte.

Wenn die Leute das merkten, würden sie wieder murren.

Mose merkte immer wieder: Wenn er seine Zweifel und Selbstzweifel vor Gott brachte, dann wurde er mit der Zeit ganz ruhig, und aus dieser Ruhe schöpfte er neue Kraft und neue Zuversicht, aus dieser Ruhe schöpfte er die Gewissheit, dass Gott mit ihm sein und mit dem Volk ziehen würde.

Angesichts einer solch großen Aufgabe können wir uns wohl gut vorstellen, dass sich Mose mal hin und wieder in die dunkle Höhle der Schwermut verkriechen wollte. Wahrscheinlich fiel dann sein Blick plötzlich wie durch einen Spalt auf eine kleine Blüte, sein Ohr hörte einen Vogel singen, ein kühler Hauch streichelte seine Wangen und langsam drangen diese kleinen Wunder in sein Bewusstsein.

Dann wird ihm wohl nach und nach das eine und das andere eingefallen sein, was er in seinem Leben an Wunderbarem erfahren hatte, dann wird er sich wohl herrlicher Erlebnisse erinnert haben, die andere ihm erzählt hatten, um dann die neue Lage seines Volkes als ein einziges Wunder zu verstehen.

„Man muss wohl im Finstern sitzen, um das Licht zu erkennen,“ wird er dann oft gedacht haben, „so hat auch die Finsternis ihren Sinn.“ … „Ich sollte mehr auf die kleinen Zeichen Gottes achten, die leisen und stillen Offenbarungen“, sagte er sich dann, „es gibt ihrer so viele. Wer immer nur nach der Sonne greift, übersieht den glimmenden Docht, die flackernde Kerze.“

Wir feiern in dieser Zeit, dass der Gott des Mose in Jesus auch uns erschienen ist. Wir feiern in dieser Zeit, dass der Gott des Volkes Israel in Jesus sich auch uns von seiner guten Seite zeigt: gnädig und voller Erbarmen. Gott hat uns in sein Herz geschlossen. Wir dürfen zu Gott Du sagen und ihn mit Namen anreden: mit dem Namen Jesus.

Jesus: Das ist der Name, mit dem Gott von uns angesprochen sein will. In Jesus können es alle Menschen erleben: Wen Gott ins Herz geschlossen hat, der ist ihm recht. In Jesus beendet Gott endgültig den Abstand zwischen Himmel und Erde, den Abstand zwischen sich und uns und begibt sich ganz auf unsere Ebene. In Jesus wird er der herabgestiegene Gott, der mit uns Menschen auf Du und Du steht.

Wer ihn in seiner ganzen Herrlichkeit sehen will, dem zeigt er sich in Jesus. Oder, mit den Versen Paul Gerhadts gesungen:


„Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen!“