WORT ZUM SONNTAG: „Aufstehen und losgehen“

Saulus - ein Licht Gottes trifft ihn. Ein Licht Gottes trifft den fanatischen Eiferer und Christenverfolger und bringt ihn im wahrsten Sinne des Wortes zur Besinnung. Die Frage des lebendigen und erhöhten Jesus Christus vernimmt der Verfolger in aller Deutlichkeit.
Saulus erlaubt sich eine Gegenfrage zu stellen und in dieser liegt schon eine Ahnung von dem, was er bislang nicht wahr haben wollte. - Jesus Christus ist keine Illusion, sondern er ist Wirklichkeit.
Die Begleiter von Saulus sind ratlos, ja sie sind fassungslos. Sie registrieren zwar, dass hier etwas Außergewöhnliches geschieht, aber sie können dies alles nicht begreifen.
Als Saulus sich wieder aufrichtet ist er blind. Welch ein trostloser Anblick! Der Eiferer und Christenverfolger Saulus, der in Damaskus Christen verhaften wollte, muss sich von seinen Freunden führen lassen.

Nach drei Tagen legt ihm der Jünger Ananias die Hände auf und Saulus kann wieder sehen. Und er steht am Anfang eines neuen Lebens.
Wenn wir Jesus Christus als Herren anerkennen, dann können wir mit mancherlei Überraschungen in unserem Leben rechnen. Und ich kann mir vorstellen, dass der Christ Ananias ziemlich erschrocken gewesen ist, als er von Jesus den Auftrag erhält: „Steh auf, geh in die Gerade Straße in das Haus von Judas und frag nach Saulus aus Tarsus“.
Aufstehen und losgehen, dazu werden wir diesmal ermutigt.
Ich möchte mit dem Aufstehen und Losgehen bei dem beginnen, der ein Schattendasein führt, bei Ananias.
Ananias weiß von den Verfolgungen, die Paulus in Jerusalem vollzogen hat, von seinem Auftrag, möglichst viele Christen in Damaskus zu verhaften.
Eigentlich tut er nichts Ungewöhnliches, nein, er tut das, was wir jeden Tag tun: Er beurteilt Saulus aufgrund der Informationen, die er über ihn hat.

Auch wenn eine solche Vorgehensweise für uns völlig normal erscheint, halte ich sie für äußerst problematisch. Da wird ein Mensch wieder mal von seiner Vergangenheit her gesehen und seine Zukunft ist nur die Verlängerung dieser Vergangenheit.
Der war immer so, sagen wir dann und denken dabei: Der wird sich nie ändern! So handeln und urteilen wir. Wir ziehen die Vergangenheit einfach mit in die Zukunft hinein. Neuanfänge sind dann kaum noch möglich und Vergebung ist dann undenkbar.
Geh nur hin, sagt Gott, und Ananias - er geht.
Von Gott in Kraft gesetzt steht er auf und geht los. Kommt dies nicht auch immer wieder einmal bei uns vor?
Menschen stehen auf, gehen voran, sie gehen einen neuen Weg, sie holen andere mit hinein, sie bieten Platz. Platz zu schaffen für Gottes Wirken in all seinen unterschiedlichen Formen.
Ananias kommt uns also mit seinem Aufstehen und Losgehen ganz nahe und lädt uns ein, es ihm gleichzutun. Wer weiß, auf welche überraschenden Begegnungen wir uns dann einzustellen haben. Ananias jedenfalls trifft einen erblindeten aber innerlich mehr sehenden Paulus vor.
Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum, - ja - er eröffnet uns neue Räume.
Das bedeutet für Paulus zunächst: Er muss loslassen von der Vergangenheit, und zwar vollständig. Vor ihm liegt ein neuer Weg mit einem neuen Auftrag.

Gottes Wirken verdichtet sich förmlich und immer wieder gibt es den einen Dreh- und Angelpunkt. Vergangenheit wird beim Namen genannt: Saul, Saul, was verfolgst du mich? - so lautet die Anrede an Paulus.
Sein Tun und Treiben wird beim Namen genannt, aber nicht etwa, um den Betroffenen auf sein Handeln hin festzunageln.
Nein, Gottes Wirken nagelt niemanden fest. Das tun nur wir.
Gottes Wirken befreit uns von Fesseln, auch von den Fesseln unserer Vergangenheit.