WORT ZUM SONNTAG: Das Fest des Lichtes

Weihnachten ist das Fest des Lichtes. Schon Jahrhunderte vor dem historischen Ereignis der Geburt Christi sagte der Prophet Jesaias voraus: „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht. Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf!“ Das Johannesevangelium kündet die Erfüllung dieser Weissagung an: „Das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in diese Welt.“ Christus sagt von sich selbst ein Wort, das noch kein Machtträger und kein Gelehrter wagte, in den Mund zu nehmen: „Ich bin das Licht der Welt! Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben!“

Warum nennen wir Christus unser Licht? Er gibt uns die einzig richtige Antwort auf die brennendsten Fragen unseres Lebens: Wozu leben wir? Was wird unser Endschicksal sein? Dieses dunkle Geheimnis unserer Existenz suchten seit uralten Zeiten gelehrte Männer zu lüften. Ist es ihnen gelungen?
Von uns aus ist der Weg dunkel. Uns fehlt das starke, den Nebel durchdringende Licht. Aber es gibt doch weise Männer, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, diesen geistigen Nebel mit dem Licht ihrer Vernunft zu durchdringen. Ist es ihnen gelungen? Nein, ohne Christus, „das Licht, das in die Welt kam“, bleiben sie blind und tappen im Finstern.

Auf die Philosophen trifft das Sprichwort voll und ganz zu: „So viele Köpfe, so viele Meinungen.“ Auch in der Zeit vor Christus hat es viele Philosophen gegeben. Jeder entwickelte sein eigenes System und widersprach den Denkergebnissen der anderen Philosophen. Bei den Philosphen der Moderne ist es nicht anders. Einige Kostproben: Der Philosoph Kant glaubte, seine Philosophie sei von ewigem Wert. Aber schon sein Schüler Fichte warf ihm Widersprüche in seinem System vor. Kant wieder behauptete von der Philosophie Fichtes, sie sei ein unhaltbares System. Der Philosoph Schelling behauptete, Kant sei ganz und gar unwissenschaftlich. Fichte erklärte selbstbewusst, seine Lehre sei eine „Ausgießung des Heiligen Geistes über alles Fleisch“. Darauf konterte der Philosoph Paulsen, die Fichtezeit sei eine Periode des traurigsten Verfalls des menschlichen Geistes. Der Philosoph Hegel behauptete: Ich möchte mit Christus sagen: „Ich bin die Wahrheit“. Ein anderer Philosoph nennt Hegels System „eine Taschenspielerei“. Man könnte die Beispiele um vieles vermehren. Aber diese zeigen, dass wir Menschen von uns aus keine endgültige Antwort über das Woher und Wohin des Menschen geben können.

So kamen schon die alten Heiden zur Einsicht: Wir müssen warten, bis ein Gott kommt und uns darüber belehrt. In diesem Sinne verstehen wir auch den Adventsruf der Kirche: „O Aufgang, Abglanz des ewigen Lichtes, Sonne der Gerechtigkeit: komme, erleuchte uns, die wir in der Nacht, im Schatten des Todes sitzen!“ Dieser ersehnte Gott vom Himmel ist gekommen und das große Wunder geschah: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt!“ Der Gesandte des Vaters kam nicht als Philosoph auf die Erde, sondern als Kind. Das demütige Kind will uns stolze Menschen Demut lehren. Wohin will uns Christus führen? Dorthin, woher er gekommen ist, in Gottes neues ewiges Reich. Er verheißt: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen!“

Bleiben wir nicht an dieser vergänglichen Erde haften. Der Philosoph Plato urteilt über solche Menschen: „Es sind zweifüßige, federlose Tiere.“ Die beglückende Weihnachtsbotschaft lautet: Gott ist für uns Mensch geworden, um uns, die irrenden und strauchelnden Menschen an der Hand zu nehmen und uns in sein ewiges Reich zu führen! Christus, das Licht der Welt, steht vor der Tür unseres dunklen Hauses und klopft an. Öffnen wir ihm unsere Herzenstür. Er bringt uns das so notwendige Licht in den Nebel unseres Daseins. Er gibt uns auch die Kraft, den erhellten Weg bis zum Ziel zu gehen. In diesem Sinne lautet für alle der Wunsch: „Fröhliche, vom Licht Christi erhellte Weihnachten!“